Was versteht man unter Klimaschutz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit?

CC BY 4.0 Karin Dullnig, Daniela List und Andrea Widmann, Initiative "Klimaschutz in der Erwachsenenbildung" 2023 | Redaktion: CONEDU
Durchgewürfelte Buchstaben aus dem Wort "Klimaschutz", daneben ein Fragezeichen.Grafik: CC BY, CONEDU, auf erwachsenenbildung.at

Zentrale Begriffe rund um Klimaschutz und Erwachsenenbildung kurz erklärt:

Klimaschutz

Klimaschutz ist ein Teilbereich sowohl von Umweltschutz als auch von Nachhaltigkeitsmanagement. Das zentrale Ziel von Klimaschutz ist die Reduktion von schädlichen Emissionen in die Erdatmosphäre (z.B. CO2, Methan, Lachgas), die zur Erderwärmung beitragen und deshalb als Treibhausgase bezeichnet werden.

 

Schädliche Emissionen können dabei sowohl direkt bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern (wie Erdöl und Erdgas z.B. beim Heizen oder die Strom-Mix-Zusammenstellung) gemessen werden als auch indirekt bei der Produktion oder dem Handel von Produkten oder der Erstellung von Dienstleistungen. So ist z.B. ein Online-Seminar bereits dann klimafreundlicher als ein Präsenzseminar, wenn man dafür eine PKW-Anreise von 1,38 Kilometern vermeiden kann. Ob Dienstreisen mit PKW oder öffentlichem Verkehr durchgeführt werden, zählt ebenfalls zu Emissionsfragen einer Erwachsenenbildungseinrichtung. Zu den indirekten Emissionen zählt z.B. der CO2-Rucksack von Produkten – das sind alle Emissionen, die bei der Rohstoffgewinnung, der Produktion, Transport und Entsorgung entstehen.

Klimaschutz zielt darauf auf, direkte und indirekte CO2-Emissionen zu reduzieren und Ressourcen zu schonen.

Umweltschutz

Umweltschutz verfolgt das zentrale Ziel, natürliche Ressourcen zu schützen und damit die Lebensgrundlage von Menschen zu erhalten. Bereiche des Umweltschutzes sind neben dem Klimaschutz ebenso der Schutz von Wäldern, von Böden und Landschaften, von Luftqualität, von Gewässern oder der Erhalt von Biodiversität und Artenvielfalt - also der Schutz von Pflanzen und Tieren.

 

Praktische Handlungsfelder reichen von Abfallwirtschaft, Verkehr, Chemikalieneinsatz, Energiegewinnung oder Ernährung über Lärmschutz, Raumplanung bis hin zu Strahlenschutz und Artenschutz und werden unter dem Begriff Umweltschutz zusammengefasst.

Nachhaltigkeit

Der ursprüngliche Begriff "Nachhaltigkeit" tauchte erstmals in einem Handbuch der Forstwirtschaft aus dem Jahr 1713 auf und bedeutet "nachhaltiger Ertrag“ (niedergeschrieben von Hans Carl von Carlowitz). Das bedeutete, dass man niemals mehr Holz schlagen sollte, als wieder nachwachsen kann.

 

In Nachhaltigkeitsmodellen wird von drei Säulen oder Dimensionen gesprochen: Die ökologische Nachhaltigkeit umfasst im Kern Klima- und Umweltschutzmaßnahmen. Die soziale Nachhaltigkeit hat Gesundheitsaspekte, Bildung, Gleichstellung der Geschlechter, Integration und Inklusion und politische Partizipation im Blick. Ökonomische Nachhaltigkeit bedeutet, das langfristige Bestehen der Organisation zu sichern. Dies impliziert jedoch auch eine Umstellung des Wirtschaftssystems auf Kreislaufwirtschaft (z.B. Erzeugung langlebiger Produkte und Wiederverwendung von Materialien), innovative Technologien zum Energiesparen, und auch "fair trade"-Produkte und eine ökologische Preisgestaltung (z.B. Vergünstigung regionaler Bio-Produkte und Verteuerung von Produkten, die den Klimawandel verstärken). Das Österreichische Umweltzeichen (siehe auch "Umweltmanagementsysteme und Zertifizierungen für Klimaschutz in der Erwachsenenbildung") weist auch eine vierte "kulturelle" Nachhaltigkeitsdimension aus, die in den SDGs in den Bereichen Menschenwürde und globale Zusammenarbeit abgebildet ist.

Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz greifen ineinander

Klimaschutz ist ein Teil von Umweltschutz, der wiederum Teil von Nachhaltigkeit ist. Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sind also nicht unabhängig voneinander und überschneiden sich häufig. So hat der Klimawandel z.B. auch negativen Einfluss auf die Biodiversität, die ein wesentliches Ziel von Umweltschutz ist (siehe z.B. Studie zu Klimawandel und Biodiversität).

 

Umwelt- und Klimaschutz haben letztlich ebenfalls einen starken Konnex zu übergeordneten Nachhaltigkeitsthemen wie Gesundheit und soziale Gerechtigkeit. Zum Beispiel nimmt mit dem Klimawandel die Gefahr von Infektionskrankheiten zu (siehe z.B. Bericht des Robert-Koch-Instituts).

 

Umweltschutz und Klimaschutz haben jedoch bei Einzelmaßnahmen manchmal auch Zielkonflikte, so können z.B. Windkraftanlagen durch Vogelschutzgebiete verhindert werden (siehe z.B. Beitrag der Klimakonferenz).

Klimaneutralität

Um den Klimawandel zu stoppen, muss die globale Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau begrenzt werden, ein Anstieg von weniger als 1,5 °C ist politisch angestrebt. Um das zu erreichen, hat der Europäische Rat beschlossen, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Dazu müssen klimaschädliche Aktivitäten zuerst mittels einer Treibhausgasbilanzierung quantifiziert werden. Danach müssen die Treibhausgase entweder vermieden, reduziert oder "kompensiert" werden. Eine Kompensation findet durch Finanzierung von zusätzlichen Klimaschutz-Maßnahmen statt, wie es viele bereits aus dem Handel kennen, wenn für Flugreisen oder bei Online-Händlern bei der Bestellung gefragt wird, ob man zusätzlich für Klimaschutz bezahlen möchte.

 

Wenn also eine Organisation über ihre Treibhausgasemissionen Bescheid weiß und diese in gleicher Höhe durch direktes Vermeiden und Reduzieren sowie indirekt durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten (Kompensation) neutralisiert, gilt sie als klimaneutral.

Nachhaltige Entwicklung

Nachhaltige Entwicklung befriedigt die Bedürfnisse der Gegenwart, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.
Diese Definition wurde niedergeschrieben im Brundtland-Bericht, 1987. Die Weltkommission für Umwelt und Gesundheit gab damit den Anstoß für einen weltweiten Diskurs, der aktuell mit 17 Zielen, den sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), akkordiert ist. Die SDGs umfassen die Bereiche Menschenwürde, Umwelt- und Klimaschutz, Wohlstand, Friede und globale Zusammenarbeit (siehe Info-Video).

Sustainable Development Goals (SDGs)

Mit den Sustainable Development Goals (SDGs) will die internationale Staatengemeinschaft bis Ende 2030 u.a. dem Klimawandel entgegensteuern. 2015 haben Regierungen aus allen 193 Ländern diese UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung - die sogenannte Agenda 2030 (PDF) - verabschiedet. Hauptziel der Agenda 2030 ist die globale Transformation in Richtung schonender Umgang mit Ressourcen, Verantwortung für Sozialstandards und Reduktion klimaschädlicher Gase. Die Agenda formuliert ebenfalls gesellschaftspolitische Ziele und nimmt beim Klimawandel erstmals auch die Industriestaaten in die Pflicht (vgl. Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten).

 

Es gibt 17 SDGs mit 107 Unterzielen und 62 vorgeschlagenen Maßnahmen sowie 231 Indikatoren, um die Ergebnisse von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu verfolgen und zu messen (siehe SDG watch Austria). Für Österreich legt Statistik Austria regelmäßige Fortschrittsberichte (siehe auch "Wie geht es Österreich? 2021")

 

Im Bereich Klimaschutz und Erwachsenenbildung sind dabei v.a. SDG 4 "Hochwertige Bildung" und SDG 13 "Maßnahmen zum Klimaschutz" relevant. Klimaschutz in der Erwachsenenbildung vereint idealerweise Maßnahmen, die zu beiden Zielen beitragen. Bei den österreichischen Projekten im SDG Aktionsplans zum Ziel 4 wird das deutlich ersichtlich: Hier werden Aktivitäten wie das Forum Umweltbildung, das freiwillige Umweltschutzjahr, Bildung und Forschung zu umweltgerechten Produkten, die klimaaktiv Bildungskoordination, oder das Österreichischen Umweltzeichen zur Zertifizierung im Bildungsbereich ausgewiesen.

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)

Der Begriff bezieht sich auf ein Konzept der Vereinten Nationen. Die verabschiedete Agenda 2030 umfasst neben den 17 Sustainable Development Goals (SDG) das Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). 

 

BNE zielt sowohl auf das SDG 4 "qualitativ hochwertigen Bildung" sowie als Schlüsselfaktor auf die Erreichung aller 17 Nachhaltigkeitsziele mit besonderem Augenmerk auf folgende Aspekte ab (siehe UNESO 2021):

  • Begleitung der individuellen Transformation,
  • Beitrag zu gesellschaftlicher Transformation,
  • kritische Reflexion der Chancen und Grenzen des technologischen Fortschritt.

 

Die fünf Handlungsfelder für Österreich und alle Mitgliedsstaaten umfassen:

  1. Integration von Nachhaltigkeit in Bildungspolitik,
  2. Weiterentwicklung der gesamten Bildungseinrichtungen in Richtung nachhaltige Entwicklung, "sodass die Art und Weise, wie die Einrichtungen geführt und Entscheidungen getroffen werden, mit den Lerninhalten und den pädagogischen Methoden korrespondiert" und dementsprechend nachhaltige Lern- und Lehrumgebungen geschaffen werden,
  3. Kompetenzentwicklung bei Lehrenden in allen Bildungsbereichen,
  4. Unterstützung von Jugendlichen (auch Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Gruppen)
  5. Förderung von Maßnahmen in Gemeinden.