Migrationsland Österreich

Annette Sprung 2008, aktualisiert 2013

Die österreichische Geschichte ist durch zahlreiche Migrationsbewegungen geprägt. Während in vergangenen Jahrhunderten die Zahl der AuswanderInnen zumeist jene der ImmigrantInnen überstieg, hat sich dieses Verhältnis seit den 1960er Jahren auf Dauer umgekehrt. Menschen kommen aus unterschiedlichsten Motiven nach Österreich - auf der Suche nach Arbeit, nach Schutz vor Verfolgung oder Krieg, aus persönlichen und familiären Motiven, zu Ausbildungszwecken uvm. Nicht jede Migration erfolgt freiwillig, nicht jede Migration stellt ein einmaliges Ankommen und Bleiben dar.

 

Aktuelle Wanderungsbewegungen

Die aktuellen statistischen Daten zeichnen ein Bild des demografischen Status Quo, das Feld ist jedoch in permanenter Bewegung. So wanderten im Jahr 2012 140.400 Menschen nach Österreich ein, zugleich verließen aber auch 96.600 Personen das Land - das bedeutet eine Nettozuwanderung von 43.800 Personen (alle Daten: Statistik Austria 2013). Etwa ein Drittel der Einwanderung erfolgt aus der EU. Die statistischen Beobachtungen zeigen, dass nur knapp über die Hälfte der EinwanderInnen länger als fünf Jahre in Österreich bleibt, das gilt insbesondere für Angehörige anderer EU-Staaten.

Diversität der Wohnbevölkerung

Der Anteil ausländischer Staatsangehöriger an der Gesamtbevölkerung betrug Anfang 2013 11,9% (1,004 Millionen Personen). Im Jahresdurchschnitt 2012 wiesen 18,9% der EinwohnerInnen einen sogenannten Migrationshintergrund (Definition: beide Elternteile im Ausland geboren) auf. Rund einem Drittel der zum Asylverfahren zugelassenen Flüchtlinge, nämlich 3.680 Personen, wurde 2012 in Österreich Asyl gewährt.


Der Großteil der Neuzuzüge kam aus Deutschland, gefolgt von Menschen aus Rumänien, Ungarn, Polen und der Slowakei. Die Zusammensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung weist Deutsche als größte Gruppe aus, gefolgt von MigrantInnen aus der Türkei und den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien (würden die Nachfolgestaaten zusammengerechnet, wäre dies die größte Gruppe).

Räumliche Verteilung

Die Wohnsitze der MigrantInnen verteilen sich nicht gleichmäßig über das Bundesgebiet. Urbane Zentren weisen höhere Anteile an migrantischer Bevölkerung auf als ländliche Regionen, und es bestehen Unterschiede zwischen den Bundesländern. So betrug der Anteil der EinwohnerInnen ausländischer Herkunft beispielsweise 2012 in Wien 34,6%, in Vorarlberg 20,4% und in der Steiermark 11,2%.


Wer in diesen Statistiken unsichtbar bleibt, sind irregulär aufhältige EinwanderInnen. Aber auch sie leben in Österreich und verrichten oft gesellschaftlich notwendige bzw. nachgefragte Tätigkeiten, etwa (insbesondere Frauen) in der Pflege oder in Privathaushalten. Sie sind aufgrund ihres Status aber nicht von Integrationsmaßnahmen erfasst.

Segregierter Arbeitsmarkt

Die Erwerbsquote der Bevölkerung mit Migrationshintergrund lag im Jahr 2012 bei 66% im Vergleich zu 74% der Personen ohne Migrationshintergrund. Deutliche Unterschiede bestehen allerdings nach Geschlecht und Herkunftsland. MigrantInnen sind häufiger als ArbeiterInnen beschäftigt, insbesondere mit Herkunft aus der Türkei und dem ehemaligen Jugoslawien (jeweils zu 63%).


Die Branchen mit den höchsten Anteilen an Arbeitskräften mit einer Migrationsbiographie sind Unternehmensdienstleistungen wie Gebäudereinigung oder Arbeitskräfteüberlassung, Tourismus und das Bauwesen. Es handelt sich dabei vielfach um Arbeitsplätze mit belastenden und prekären Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigungsmuster von EinwanderInnen aus den EU-15 sind im Vergleich dazu über vielfältigere Branchen verteilt, oftmals handelt es sich dabei um prestigeträchtige Arbeitsplätze mit guten Lohn- und Arbeitsverhältnissen.

 

Ausländische Arbeitskräfte sind häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als ÖsterreicherInnen (9,7% zu 6,5%).

 

«zurück                                                                                      weiter»

Weitere Informationen

Weiterführende Links

Literatur

  • Biffl, Gudrun (2011): Entwicklung der Migrationen in Österreich aus historischer Perspektive. In: Biffl, Gudrun/Dimmel, Nikolaus (Hg.): Migrationsmanagement. Grundzüge des Managements von Migration und Integration. Bad Vöslau: Omnium, S. 33-50.
  • Hahn, Sylvia (2007): Österreich. In: Bade, Klaus J. (Hg.): Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Paderborn: Schöningh, S. 171-188.
  • Perchinig, Bernhard (2010): Immigration nach Österreich - Geschichte, Demografie und Politik. In: Baasner, Frank (Hg.): Migration und Integration in Europa. Denkart Europa - Schriften zur europäischen Politik, Wirtschaft und Kultur 11. Baden-Baden: Nomos, S. 97-117.
  • Statistik Austria (2013): migration & integration. zahlen. daten. indikatoren. Wien. »Link

 

«zurück                                                                                      weiter»