Strategien und Entwicklungen 1960-2010

In den 1970er Jahren prägte der Europarat - gemeinsam mit der OECD und der UNESCO - wesentlich die Diskussionen um lebenslanges Lernen mit. Seit den 1990er Jahren wird in der Europäischen Union lebenslanges Lernen als zentrale bildungspolitische Leitkategorie kontinuierlich weiterentwickelt. Viele Vorhaben, Initiativen und Strategien sind seither entstanden.

Fortschrittsorientierung - Europarat

Der Europarat setzte Ende der 1960er Jahre einen Prozess in Gang, der im Konzept der "Éducation Permanente" ("permanente Erziehung" oder auch "ständige Weiterbildung") seinen Ausdruck fand. Aus einer Beschreibung von Veränderungen in Europa wurden Lern- und Bildungserfordernisse formuliert. Der zentrale Gedanke war, dass Menschen während des gesamten Lebens immer wieder lernen. Dabei gebe es je nach Alter und Lebenszusammenhängen unterschiedliche Bedürfnisse und unterschiedlichste Lernformen. Die Rede war also von Lernen in jeder Lebensphase und von einer Zusammenführung von formalem und informellem Lernen.

Weißbuch und Jahr des lebenslangen Lernens

1995 wurde das Weißbuch "Lehren und Lernen. Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft" von der Europäischen Kommission veröffentlicht. Zentrale Überlegungen waren die Erhaltung bzw. die Verbesserung der Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit des Wirtschaftsraums der EU und die Entwicklung einer europäischen Identität.

1996 folgte das "Europäische Jahr des lebenslangen Lernens". Die Erfahrungen flossen im Jahr 2000 in das "Memorandum über Lebenslanges Lernen" ein.

Lebenslanges Lernen als Grundlage der Bildungspolitik

Das "Memorandum über Lebenslanges Lernen" war als Arbeitsdokument konzipiert, das in einem Konsultationsprozess europaweit diskutiert wurde. Die Ergebnisse flossen in die 2001 veröffentlichte Mitteilung "Einen europäischen Raum des lebenslangen Lernens schaffen" ein. An diesen Dokumenten orientierte sich die gesamte weitere Bildungspolitik der EU.

Es wird die Definition entwickelt, dass lebenslanges Lernen alles Lernen während des gesamten Lebens umfasst, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen bzw. beschäftigungsbezogenen Perspektive erfolgt. Lebenslanges Lernen wird so zu einer übergeordneten Leitlinie, die alle Bildungsbereiche betrifft. Erwachsenen- und Weiterbildung ist ein Akteur unter vielen anderen.

Lissabon-Strategie und "Allgemeine und berufliche Bildung 2010"

Bis 2010 waren die bildungspolitischen Aktivitäten der EU Teil der Lissabon-Strategie aus dem Jahr 2000, die Union zum "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum" zu machen. Lebenslangem Lernen wurde dabei eine zentrale Rolle zugewiesen. Das Vorhaben "Allgemeine und berufliche Bildung 2010" umfasste die bildungspolitischen Aspekte dieser Strategie. In dieser Zeit begonnene Entwicklungen, wie z.B. zum Aktionsplan Erwachsenenbildung, dem ECVET oder dem Europäischen Qualifikationsrahmen, wurden in die neue Strategie "Europa 2020" und "Allgemeine und berufliche Bildung 2020" integriert.

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