Netzwerke International

Karin Gugitscher, Daniela Holzer (2016)

Forschung stellt einen internationalen Anspruch. Die Forschungsleistungen sollen in den aktuellen Forschungsstand der Wissenschaftsgemeinschaft eingebunden und international sichtbar sein. Um am internationalen Diskurs teilzuhaben, spielen Netzwerke und Konferenzen außerhalb Österreichs für Forschende eine große Rolle. Einige Netzwerke richten sich an unterschiedliche Personengruppen, andere an Organisationen.

 

Zunehmend bedeutender werden auch soziale Netzwerke für WissenschaftlerInnen. Sie ermöglichen den interaktiven Informations- und Wissensaustausch unabhängig vom Aufenthaltsort der Mitglieder. Eigene soziale Netzwerke für Forschende aller Disziplinen sind beispielsweise Academia.edu oder Research gate. Sie verfügen mittlerweile über mehrere Millionen Mitglieder weltweit.

 

Nachstehend werden einige für die österreichische Erwachsenenbildungsforschung relevante internationale Netzwerke kurz beschrieben. Der Fokus liegt dabei auf Deutschland und Europa.

 

Netzwerke in Deutschland

Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) ist eine Vereinigung für in der Forschung und Lehre tätige ErziehungswissenschaftlerInnen. Sie zählt derzeit mehr als dreitausend Mitglieder. Zweck der Gesellschaft ist es, Wissenschaft und Forschung zu fördern sowie Bildung und Erziehung auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Pädagogik weiterzuentwickeln. Die DGfE ist in dreizehn Sektionen gegliedert, wovon eine Sektion sich spezifisch der Erwachsenenbildung widmet. Weitere relevante Sektionen sind beispielsweise die Sektionen Bildungsphilosophie oder die Berufs- und Wirtschaftspädagogik.

 

Zur Förderung des fachlichen Austausches in der Erziehungswissenschaft veranstaltet die DGfE neben Tagungen, Workshops und Vorträgen alle zwei Jahre einen Fachkongress. Die Sektion Erwachsenenbildung der DGfE organisiert jährlich eine Sektionstagung. Von der DGfE wird die Zeitschrift „Erziehungswissenschaft“ herausgegeben. Weitere Aktivitäten der DGfE sind u.a. Stellungnahmen zu Fragen der Bildungspolitik und der pädagogischen Praxis, Informationen der Öffentlichkeit über Stand und Entwicklung der Erziehungswissenschaft, Anregung von Forschungsprojekten und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

In der Deutschen Gesellschaft für Soziologie widmet sich die Sektion Bildung und Erziehung bildungssoziologischen Fragestellungen, die auch Erwachsenenbildungsfragen betreffen. Schwerpunkte liegen unter anderem auf sozialen Ungleichheiten aufgrund von Herkunft oder Geschlecht und auf Zusammenhängen zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und Entwicklungen des Individuums. Die Sektion organisiert eine jährliche Tagung mit thematischen Schwerpunktsetzungen und gibt eine eigene Buchreihe heraus.

Die DGWF widmet sich der Vernetzung im Bereich wissenschaftlicher, universitärer Weiterbildung mit besonderem Schwerpunkt auf diesbezüglichen wissenschaftlichen Fragestellungen. Mitglieder sind Institutionen und Einzelpersonen. Die DGWF organisiert regelmäßige Tagungen und publiziert Forschungsergebnisse in Berichten und in einer eigenen Buchreihe.

 

 

Europäische und internationale Netzwerke

Der European Educational Research Association (EERA) gehören mehr als 30 nationale oder regionale Bildungsforschungsvereinigungen in Europa an, darunter auch die Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB). Die EERA verfolgt das Ziel, den Austausch und die Zusammenarbeit von Forschenden und Forschungsvereinigungen im Bereich der Erziehung in Europa zu fördern, die Qualität in der Bildungsforschung zu verbessern und unabhängige Stellungnahmen für Bildungspolitik und -praxis bereit zu stellen. Die Arbeit der EERA ist in thematischen Netzwerken organisiert. Besonders bedeutsam für den intradisziplinären Austausch und die internationale Vernetzung ist die jährlich stattfindende European Conference on Educational Research (ECER). Das European Educational Research Journal (EERJ) ist das offizielle Journal der EERA.

Die Europäische Gesellschaft zur Forschung in der Erwachsenenbildung (ESREA) ist ein Zusammenschluss von WissenschaftlerInnen in der Erwachsenenbildung. Sie verfolgt das Ziel, theoretische und empirische Forschung im Bereich der Erwachsenenbildung und des Lernens Erwachsener in Europa zu fördern und zu verbreiten. Die ESREA ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz an der Linköping Universität in Schweden. Die Mitgliedschaft ist sowohl für Einzelpersonen als auch für Institutionen möglich. Die Arbeit wird über Forschungsnetzwerke und Konferenzen organisiert. Alle drei Jahre findet die ESREA-Konferenz statt. Daneben werden von den thematischen Forschungsnetzwerken ein- oder zweijährig Tagungen veranstaltet. Die ESREA gibt verschiedene Buchserien heraus sowie das European Journal for Research on the Education and Learning of Adults (RELA).

Im Rahmen der International Society for Comparative Adult Education (ISCAE) haben sich ForscherInnen mit speziellem Fokus auf international vergleichende Erwachsenenbildung zusammengeschlossen. Zweck der ISCAE ist es, die Bedeutung, den Wert und die Qualität international vergleichender Erwachsenenbildung zu erhöhen. Derzeit hat das offene Netzwerk ca. zweihundert Mitglieder in 35 Ländern, die sich auf internationalen Fachtagungen oder durch direkte Kontaktaufnahmen austauschen und Fachpublikationen herausgeben.

 

Weitere Informationen

Zitierhinweis: Dossier "Wissenschaft und Forschung in der Erwachsenenbildung", Text CC BY 4.0 Daniela Holzer, Karin Gugitscher und Christoph Straka (2017), auf www.erwachsenenbildung.at