Wie Volkshochschulen in Österreich nachhaltig werden

08.08.2023, Text: Katharina Zimmerberger, Die Kärntner Volkshochschulen, Redaktion: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Was braucht es, damit ein Grundsatzpapier für nachhaltige Entwicklung wirksam wird? Das geht nur mit entsprechenden Planungsprozessen und Kommunikation nach innen und außen.
Eine kleine Pflanze wächst aus der Erde
Wie kann Erwachsenenbildung nachhaltiger werden?
Foto: Pexels Lizenz, PhotoMIX Company, https://pexels.com
Bildung für nachhaltige Entwicklung liegt seit jeher im Selbstverständnis der Volkshochschulen (VHS). Das Bewusstsein dieser Tatsache ist jedoch keineswegs selbstverständlich. Daher dient das Grundsatzpapier der Formulierung eines gemeinsamen Verständnisses sowie des Bildungsauftrages. Im Grundsatzpapier heißt es "Nachhaltigkeit wird in den Volkshochschulen gelebt und ist für alle Beteiligten erlebbar". Wie kann man dieses Ziel im Arbeitsalltag erreichen? Das geht nur mit entsprechenden Planungsprozessen und umfassenden Kommunikationswegen.

Nachhaltigkeit als strategisches Organisationsziel

Gemäß dem Grundsatzpapier orientieren sich die Volkshochschulen an einem Nachhaltigkeitsbegriff der ökologische mit sozialen und ökonomischen Zukunftsfragen verbindet. Zentral sind hierbei die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele / Sustainable Development Goals -SDG’s. Unter Berücksichtigung dieses umfassenden Begriffs von Nachhaltigkeit gilt es den Bildungsauftrag der Volkshochschulen unter planvoller Einbeziehung aller Beteiligten zu erfüllen. Hinzu kommt der Anspruch an höchster Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Organisation, um den Anforderungen einer sich rasant entwickelnden Bildungs- und Arbeitswelt gerecht zu werden. Die Auswirkungen von politischen Maßnahmen auf die Erwachsenenbildung müssen laufend neu eingeschätzt und berücksichtigt werden um auf aktuelle Herausforderungen professionell, flexibel und rasch reagieren zu können.

Planungsprozess an der VHS Kärnten umgesetzt

"Wir wollen, dass Nachhaltigkeit ein elementarer inhaltlicher und organisatorischer Bestandteil des Selbstverständnisses der VHS ist", so das strategische Entwicklungsziel, auf dem der Strategie- und Planungsprozess aufbaut.

 

Dieser wird an der VHS Kärnten umgesetzt und dient dazu, der Organisation bzw. den Mitarbeiter:innen die notwendige Stabilität und Sicherheit geben zu können sowie Sichtbarkeit und Transparenz der Organisationsziele zu gewährleisten. Es handelt sich dabei um einen Prozess, in dem die längerfristigen strategischen Entwicklungsziele festgehalten werden. Jährlich werden diese Ziele reflektiert und neu bewertet. Für jeden Arbeitsbereich leitet die Führungsebene unter Einbindung der Mitarbeiter:innen Meilensteine sowie Arbeitspakete daraus ab, die im Unternehmenskonzept zusammengeführt und intern kommuniziert werden.

Eigene Arbeitsgruppe zu Nachhaltigkeit leistet Sensibilisierungsarbeit

Die Arbeitsgruppe "Nachhaltigkeit" der VHS betreibt intern Sensibilisierungsarbeit und macht auf innovative Ideen/Aktionen/Veranstaltungen und Best-Practice-Modelle aufmerksam. Sie gewinnt und vermittelt Kontakte zu Kooperationspartner:innen und regt an Fort- und Weiterbildungsangebote für die unterschiedlichen Arbeitsbereiche umzusetzen.

 

Mitarbeiter:innen mit einem besonderen Interesse am Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Teil der Arbeitsgruppe. Neben einem konstanten Kernteam, das sich alle zwei Monate trifft, sind auch weitere Kolleg:innen eingeladen, punktuell mitzuwirken. Beispielsweise wird die Expertise von Trainer:innen mit der Ausbildung zum Energiecoach für die Arbeitsgruppe genutzt.

Die Mitglieder verstehen sich als Nachhaltigkeits-Mutliplikator:innen im Unternehmen.

Nachhaltigkeitsziele transparent machen und intern kommunizieren

Das Nutzen vieler Kanäle und Möglichkeiten um Ziele "sichtbar und erlebbar" zu machen, ist zentral für die Kommunikation.

Wie gestaltet sich diese interne Kommunikation nun im Arbeitsalltag? Wie wird sichergestellt, dass das Grundsatzpapier von allen Mitarbeiter:innen gelebt wird?

Jährlich erfolgt ein Blick in die Zukunft im Rahmen eines Jahresabschlussplenums. Dieses nutzt die Führungsebene, um die strategischen Ziele und Meilensteine im Bereich Nachhaltigkeit zu präsentieren. Diese sind im Unternehmenskonzept verschriftlicht. Abgelegt ist das Konzept digital, zentral und für alle Mitarbeiter:innen zugänglich. Über einen internen Newsletter erhalten alle Mitarbeiter:innen Informationen über aktuelle Entwicklungen zum Thema. Besondere Bedeutung haben zudem Besprechungen und persönliche Gespräche. Damit sind beispielhaft Kommunikationswege genannt, die die VHS nutzt, um das Grundsatzpapier in die Organisation zu tragen. Ein nächster Schritt wird die Verankerung im Leitbild sein, das handlungsleitend und motivierend für die Mitarbeiter:innen wirken soll.

Nachhaltigkeitsziele nach außen kommunizieren

Darüber hinaus erfolgt laufend die Kommunikation nach außen. Nur die zielgruppengerechte Kommunikation mit vielfältigen und vor allem passenden Medien und Informationswegen ist erfolgsversprechend. In punkto Nachhaltigkeit ist es der VHS ein Anliegen mit dem Verständnis, der Haltung und dem Bildungsauftrag der VHS hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung öffentlich sichtbar zu sein. Der Welttag der Bildung (24. Jänner) – "Lernen für Menschen, Planenten, Wohlstand und Frieden" wurde zum Beispiel für eine öffentlichkeitswirksame Aktivität im Radio, in den Printmedien und über Social Media (#vhsforfuture) genutzt. Auch im Newsletter an Abonnent:innen ist das Thema Nachhaltigkeit präsent – ebenso beim Personal-Recruiting und Stellenausschreibungen indem die Identifikation mit dem Leitbild der Institution hervorgehoben wird und einen zentralen Stellenwert beim Bewerbungsgespräch einnimmt. Auch bei der Unternehmenspräsentation im Zuge der Netzwerkarbeit und dem laufenden Austausch mit Kooperationspartner:innen kommuniziert die VHS Nachhaltigkeitsthemen und -ziele.

 

Über die Autorin: Katharina Zimmerberger ist stellvertretende Geschäftsführerin und pädagogische Leiterin der Kärntner Volkshochschulen. Zudem leitet sie die AG Nachhaltigkeit des Verbandes der Österreichischen Volkshochschulen (VÖV). 

 

Serie und Dossier zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Hochwasser, Waldbrände, Hungersnot – Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wettereignisse durch den Klimawandel. Verschiedene politische Strategien wie etwa der UN-Aktionsplan Agenda 2030 versuchen, dieser Herausforderung zu begegnen. Dabei sehen sie auch Bildungsinstitutionen gefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten, Diskurse zu ermöglichen und "grüne" Kompetenzen zu fördern. Wo setzt hier die Erwachsenenbildung an? In der Serie "Klima- und Umweltschutzbildung" versammeln wir Beiträge, die sich dieser Frage widmen und Antworten geben. 

Was können wir in der Erwachsenenbildung in unserem eigenen Wirkungsbereich noch für den Klimaschutz tun? Tipps und Hintergründe rund um Klimaschutz in der Erwachsenenbildung – unter dem Dach der Nachhaltigkeitsperspektive – finden Sie in unserem Dossier "Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung"!

Weitere Informationen:
Creative Commons License Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

Verwandte Artikel