Das plant die Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs für 2021

11.01.2021, Text: Jennifer Friedl, Redaktion/CONEDU
Neben Digitalisierung und Integration gehören Arbeitsmarktorientierung, Qualitätssicherung und Professionalisierung zu den Schwerpunktthemen, so der KEBÖ-Vorsitzende Michael Sturm im Interview.
Die Pläne für 2021 sehen auch die Weiterführung der Förderprogramme "Initiative Erwachsenenbildung" und "Berufsmatura: Lehre mit Berufsreifeprüfung" vor.
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Auch dieses Jahr wird die Corona-Pandemie Einfluss auf die Erwachsenenbildung nehmen. Der Vorsitzende der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs (KEBÖ) und Geschäftsführer des BFI Österreich, Michael Sturm, berichtet im Interview, wie die Mitgliedseinrichtungen der KEBÖ in der Handhabung unterstützt werden sollen und welche Lehren hinsichtlich der Bildungsangebote aus den Lockdowns gezogen werden können.

Friedl: Die Corona-Pandemie hat die Erwachsenenbildung vor große Herausforderungen gestellt und wird auch 2021 ein Thema bleiben. Welche Aufgaben ergeben sich daraus für die KEBÖ?

Sturm: Die KEBÖ ist gefordert, die gesetzlichen Bestimmungen und Empfehlungen der österreichischen Bundesregierung im Umgang mit der Corona-Pandemie bestmöglich umzusetzen und den Mitgliedseinrichtungen zu kommunizieren. Wichtig wird es in diesem Zusammenhang bleiben, ein verantwortungsbewusstes Vorgehen zeitgerecht abzustimmen und alle Maßnahmen zu ergreifen, die den MitarbeiterInnen, KursleiterInnen und TeilnehmerInnen einen maximalen Schutz bieten.

 

Neben dem gesundheitlichen Aspekt wird sich die KEBÖ weiterhin dafür einsetzen, dass die Erwachsenenbildungsinstitute Anspruch auf Kostenersatz für behördlich angeordnete Schließungen haben und dass die Unterstützungsleistungen möglichst rasch und unbürokratisch den Betroffenen zugutekommen.

Der digitale Wandel galt bereits vor der Pandemie als Schwerpunktthema, hat durch den Lockdown allerdings nochmals einen massiven Schub erhalten. Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus für die KEBÖ?

Die KEBÖ ist seit jeher bestrebt, die in den Einrichtungen praktizierten Lehr- und Lernformen ständig weiterzuentwickeln. Die Beschäftigung mit den Informations- und Kommunikationstechnologien hat dazu beigetragen, dass E-Learning und Blended Learning schon länger in das Bildungsangebot integriert wurden. Daher und aufgrund des hohen Maßes an Flexibilität, das die österreichische Erwachsenenbildung auszeichnet, ist es vielen Instituten relativ leichtgefallen, schon im Zuge des ersten Lockdowns von Präsenzunterricht auf Distance Learning umzustellen.

 

Drei zentrale Erkenntnisse haben sich herauskristallisiert: Erstens ist es erforderlich, das Lehrpersonal didaktisch weiterzubilden, um die Möglichkeiten des Distance Learning für den Unterricht und den Lerngewinn der TeilnehmerInnen optimal ausnutzen zu können. Zweitens hat sich bestätigt, dass bestimmte Fertigkeiten, allen voran jene, die beim Praktizieren an Menschen und Maschinen erworben werden, nicht remote vermittelbar sind. Das gilt auch für (psycho-)soziale und kreativ-gestalterische Fähigkeiten, die sich nur über einen längeren Zeitraum und in kollaborativer Form entwickelt lassen. Drittens besteht trotz der vielen positiven Erfahrungen mit Online-Angeboten die Gefahr einer Ausgrenzung von AdressatInnen der Erwachsenenbildung. Ursache dafür kann ein Mangel an der erforderlichen Infrastruktur, an entsprechenden digitalen Kompetenzen oder aber einfach Desinteresse wegen des fehlenden gemeinsamen Bildungserlebnisses sein. Kurzum: Der Digitalisierungsschub hat uns gutgetan, jedoch auch den Wert der sozialen Prozesse für die individuelle und gesellschaftliche Weiterentwicklung bewusst gemacht.

Welche Schwerpunktthemen gibt es für 2021?

Da sich die KEBÖ als wichtigste Partnerin des Bildungsministeriums bei der Umsetzung der erwachsenenbildungspolitischen Initiativen und Schwerpunkte sieht, rücken diese natürlich thematisch in den Vordergrund. Im Jahr 2021 sind das die Themen Integration, Digitalisierung, arbeitsmarktbezogene Bildungsmaßnahmen sowie verbandsinterne Qualitätssicherung und Professionalisierung. Darüber hinaus werden die bestehenden Förderprogramme "Initiative Erwachsenenbildung" und "Berufsmatura: Lehre mit Berufsreifeprüfung" weitergeführt und größtenteils von KEBÖ-Einrichtungen umgesetzt.
Die Stärke der KEBÖ-Einrichtungen liegt aber in der Breite und Vielfalt ihrer Bildungsangebote. Verbandsspezifisch werden für einzelne Zielgruppen unterschiedliche Herangehensweisen und Schwerpunkte verfolgt, die in Summe den einzigartigen Mix ergeben, der die gemeinnützige Erwachsenenbildung in Österreich auszeichnet.

Angesichts der Pandemie hat die Bundesregierung stets die Bedeutung von Zusammenarbeit betont. Was bedeutet dies aus Sicht der KEBÖ für die europaweite/internationale Vernetzung?

Ich hatte den Eindruck, dass die Appelle der Bundesregierung eher den Zusammenhalt betrafen und bedauerlicherweise weniger die Zusammenarbeit gesucht wurde. Für die KEBÖ ist beides wichtig. In Form des Kooperativen Systems der Erwachsenenbildung nehmen wir uns gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung Themen und Herausforderungen an, die von einzelnen Verbänden allein nicht bewältigt bzw. nicht umfassend bearbeitet werden können. Dazu zählen etwa verbandsübergreifende Aus- und Weiterbildungsangebote für MitarbeiterInnen der Erwachsenenbildung, das Verfahren der Weiterbildungsakademie zur Sichtbarmachung und Anerkennung von Kompetenzen sowie innovative Veranstaltungsreihen, Modellseminare und Fachtagungen.

 

Selbstverständlich pflegen wir auch die internationale Zusammenarbeit, was sich zum einen in zahlreichen Mitgliedschaften in europäischen Verbänden und Netzwerkaktivitäten widerspiegelt. Zum anderen zeigt sich das in der aktiven Teilnahme an Konsultationsprozessen zur Umsetzung europäischer Initiativen in der Erwachsenenbildung. Darüber hinaus haben sich die KEBÖ-Verbände seit dem EU-Beitritt an unzähligen transnationalen Projekten in verschiedensten Bildungsprogrammen der Europäischen Union beteiligt. Diese Projekte dienen dem Know-how-Aufbau und Bildungstransfer gleichermaßen. Ein wesentlicher Aspekt der Partnerschaften und Anliegen der KEBÖ ist es aber auch, interkulturelle Kompetenzen zu fördern und die Idee der Europäischen Gemeinschaft voranzutreiben.

Gibt es wichtige Termine für 2021, die bereits jetzt vorgemerkt werden können?

Die für den 26. Jänner 2021 im RadioKulturhaus des ORF angesetzte Festveranstaltung zur Verleihung des Radiopreises der österreichischen Erwachsenenbildung wird vermutlich online stattfinden. Nach dem großen Erfolg des #ebcamp20 in Onlineform ist das nächste Barcamp der KEBÖ in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung vom 28. bis 29. April 2021 als Hybridveranstaltung geplant.

 

2021 soll wieder eine KEBÖ-Jahrestagung stattfinden. Als Termin wurde der 22. September 2021 fixiert. Veranstaltungsort ist das Bildungszentrum der AK Wien. Am Ende der Fachtagung erfolgt die turnusmäßige Übergabe des KEBÖ-Vorsitzes an den Ring Österreichischer Bildungswerke.

Welche weiteren Aufgaben stellen sich für die KEBÖ im heurigen Jahr?

Das Gros der Aufgaben und Tätigkeiten der KEBÖ-Verbände wird "hinter den Kulissen" erledigt. Neben den internen Koordinationsleistungen handelt es sich dabei in erster Linie um die inhaltliche Mitarbeit in diversen Gremien, Beiräten, Arbeitsgruppen und Foren, in denen die Interessen der KEBÖ vertreten und erwachsenenbildungsrelevante Aufgabenstellungen bearbeitet werden.

 

Aufgrund der Corona-Pandemie wurden die zwischen dem Bildungsministerium und den KEBÖ-Verbänden abgeschlossenen Leistungsvereinbarungen um ein Jahr verlängert. Im ersten Halbjahr 2021 sollen die Verhandlungen für die nächste dreijährige Periode 2022-2024 starten. Sie werden viel Zeit und Energie beanspruchen, da eine Weiterentwicklung der Leistungsvereinbarungen und eine Anhebung der Fördermittel angestrebt werden.

 

Inhaltlich sollen die Vorhaben des Regierungsprogramms im Bereich der Erwachsenenbildung und jene aus dem Positionspapier der KEBÖ abgestimmt und schrittweise umgesetzt werden. Das Ziel der KEBÖ ist es, die bestehenden Strukturen in der gemeinnützigen Erwachsenenbildung auf Basis des Erwachsenenbildungsförderungsgesetzes nachhaltig abzusichern und in Hinblick auf die zukünftigen Herausforderungen für diesen Bildungssektor auszurichten.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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