24h Vernetzung: Bildungsberatung in einer digitalisierten Welt
Prozesse der digitalen In- und Exklusion
Zum Einstieg sprach Margarita Köhl (Universität Wien) von komplexen Szenarien und Prozessen der In- bzw. Exklusion im digitalen Zeitalter, die gemeinhin überblickshaft als „digital divide" zusammengefasst werden. Darauf aufbauend, befassten sich die TeilnehmerInnen vertiefend mit dem digitalen Nutzungsverhalten ihrer Beratungs-KundInnen. Als Grundlage diente das Modell der Internet-Milieus des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet-DIVSI, welches für Überlegungen bezüglich des Beratungsangebotes (auch Formate, Medien etc.) und Szenarien von Beratungsverläufen – Stichwort blended counseling – herangezogen wurde.
Leitmedientransformation
In seinem Vortrag „Über das Digitale in der Bildung, digitale Bildung und digitale Kompetenzen" diskutierte Gerhard Brandhofer (Pädagogische Hochschule Niederösterreich) Argumente für bzw. gegen den Einsatz digitaler Medien im Unterricht sowie Definitionen der Medienkompetenz und Medienbildung. Im Fokus seines Vortrags stand die so genannte Leitmedientransformation, die davon ausgeht, dass sich unsere Gesellschaften aktuell im Wandel von „typographischen Kulturen" zu „Netz-Kulturen" befinden.
Umgelegt vom Schulsystem auf das System der Bildungsberatung konnten sich die TeilnehmerInnen darüber austauschen, wie Projektkonzepte oder das Beratungshandeln an sich angepasst werden müssten/könnten, wenn sich die beschriebenen Prozesse der Leitmedientransformation weiter verstärken. Gerhard Brandhofer strich klar heraus, dass die Entwicklungen der Leitmedientransformation sich verstärken und nicht mehr aufzuhalten sein werden.
Das inhaltliche Programm des ersten Halbtages wurde durch einen gemeinsamen Abendausflug abgerundet, welcher die TeilnehmerInnen zur Schallaburg führte, wo – thematisch sehr passend – die Ausstellung „Freyheit durch Bildung – 500 Jahre Reformation" besucht wurde.
Trends digitaler Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Am zweiten Halbtag des Vernetzungstreffens erkundete Sandra Schön (Salzburg Research Forschungsgesellschaft) gemeinsam mit den TeilnehmerInnen einen „Blumenstrauß an neuen Möglichkeiten", die für digitales Lernen und Weiterbildung relevant sein können, wie 360°-Videos, Open Educational Resources und offene Lizenzierung sowie Methoden der sicheren Zertifizierung im Internet. Sie bot einen Einblick in Potenziale, die die Digitalisierung für den Bildungs- bzw. Weiterbildungsbereich mit sich bringt.
Von anderen lernen
Zur Frage, welche Antworten die Bildungsberatung und angrenzende Initiativen/Organisationen auf Trends der Digitalisierung finden, konnten sich die TeilnehmerInnen mit fünf unterschiedlichen Herangehensweisen auseinandersetzen und Erfahrungen austauschen:
- Bildungsbuch-Blog (Katrin Reiter & Carmen Bayer, Netzwerk Bildungsberatung Salzburg)
- Blended Counseling (Barbara Oberwasserlechner & Sonja Draub, Netzwerk Bil-dungsberatung Wien)
- WhatsApp Broadcast Service (Elke Prochazka & Alexander Pummer, 147 Rat auf Draht)
- Datenschutz/Privatsphäre im Internet (Birgitta Loucky-Reisner, Saferinternet.at)
- Digitale Bildung bzw. Erwerb digitaler Kompetenzen (Meral Akin-Hecke, WerdeDigital.at)
Neues aus dem Netzwerk
Barbara Oberwasserlechner (Bildungsberatung Wien, VHS 21) berichtete über den aktuellen Stand der Umsetzung der Online-Bildungsberatung und über die neue Möglichkeit der Chat-Beratung. Über den Einsatz von Peers in der Bildungsberatung sprach Monika Höglinger (Bildungsberatung Wien, VHS 21), Veroniya Lakusta (Bildungsberatung Niederösterreich) stellte ein Projekt der muttersprachlichen Bildungs- und Berufsberatung vor. Erika Kanelutti-Chilas (in between) brachte die TeilnehmerInnen zum Projekt bib-wiki auf den neuesten Stand, Ingeborg Melter (bifeb) präsentierte den Sammelband zur Fachtagung 2016 „Zukunftsfeld Bildungs- und Berufsberatung".
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