Online-Vorlesungen zu Streitfragen unserer Gegenwart

25.03.2024, Text: ÖGPB, Redaktion: Heidi Buchecker, ÖGPB
Von der Klimakrise bis zur Care-Arbeit: Die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung veranstaltet im Mai und Juni Dienstagsvorlesungen zu polarisierenden politischen Themen.
Laptop mit Brille und Kaffeetasse
Online-Vorlesungen zu den wichtigsten politischen Themen unserer Gegenwart.
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Die Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung – ÖGPB, Fachorganisation für die politische Bildung in der Erwachsenenbildung, will mit einer allgemein zugänglichen Online-Ringvorlesung polarisierende Themen der Gegenwart aufgreifen. Wissenschafter*innen bearbeiten  darin kontroverse Themen wie „Verschwörungsdenken“, „Klimakrise“ und „unbezahlte Arbeit“ in verständlicher Sprache und tragen zur nachhaltigen Wissenserweiterung der Teilnehmenden mit Hilfe von ausgesuchten Kursmaterialien bei.

Fach- und Faktenwissen für Diskussion in politischen Streitfragen notwendig

Viele Menschen halten sich für unpolitisch. Die meisten Probleme des Alltags sind aber politischer Natur: extreme Wetter-Ereignisse, anhaltende Teuerung von lebenswichtigen Waren, unsichere Arbeitsverhältnisse oder die „Impffrage“. Diese Themen besitzen zudem die Kraft, die Gesellschaft in zwei gegensätzliche Meinungshälften aufzuspalten.

Solche Streitfragen unserer Gegenwart werden zunehmend „technisch“ diskutiert. Um sich da eine eigene Meinung bilden zu können, ist Fachwissen mitsamt Fakten und Daten erforderlich. Überspitzt formuliert: Wer nicht mit Zahlen und Expert*innenwissen nachweisen kann, dass das Brot in der Einkaufstasche teurer wird, darf sich nicht über dessen Preis beschweren.

Es ist indes sehr schwierig, im medialen Informationsdschungel das Wesentliche vom Belanglosen, das Seriöse vom Fake zu unterscheiden. Das relevante Wissen ist zumeist auch in einer schwer zugänglichen Fachsprache gehalten. Wie sollen wir uns informieren, um uns mit den Problemen unseres Alltags auseinanderzusetzen?

Fachwissen zu Verschwörungsdenken, Klimawandel und Arbeitsverteilung

Die ÖGPB will mit einer Veranstaltungsreihe Abhilfe schaffen: Sie bietet eine Online-Ringvorlesung zu wichtigen politischen Themen unserer Gegenwart an, welche an sechs aufeinanderfolgenden Dienstagen im Mai und Juni 2024 stattfindet. Drei Wissenschafter*innen mit profundem Fachwissen geben in je zwei Vorlesungen einen Überblick über die Themen: Verschwörungsdenken als Herausforderung für die Demokratie, Klimakrise und Klimagerechtigkeit sowie eine gerechte Arbeitsverteilung. Sie gehen auf die Fragen der Hörer*innen ein und unterstützen sie mit Quellenempfehlungen zur weiteren Beschäftigung mit der Materie.

Obwohl „Ringvorlesung“ akademisch klingt, werden die Dienstagsvorlesungen der ÖGPB in einer allgemein verständlichen Sprache gehalten und für alle interessierten Erwachsenen zugänglich sein – auch ohne Vorkenntnisse.

Zugleich richtet sich die Reihe an Erwachsenenbildner*innen. Mit Hilfe der Vorlesungen und der darin angebotenen Materialien können sie Streitfragen, die von den Teilnehmenden ihrer eigenen Kurse oft aufgeworfen werden, leichter behandeln und beantworten.

Thema ab 14. Mai: Verschwörungsdenken als Herausforderung der Demokratie

Am 14. und 21. Mai findet die Vorlesung zum Thema „Die verschwörungstheoretische Versuchung. Verschwörungsdenken als Herausforderung der Demokratie?“ mit dem Vortragenden Claus Oberhauser (Hochschulprofessor für Geschichtsdidaktik und Politische Bildung in Innsbruck) statt.

Der Vortragende wird zunächst den Begriff „Verschwörungstheorie“ erklären. Dabei wird er die aktuelle Debatte im deutschsprachigen Raum und den internationalen Stand der Forschung miteinbeziehen. Wann sind „Verschwörungstheorien“ vor allem sichtbar und wirksam? Welche Fallbeispiele gibt es dafür? Sind Verschwörungstheorien eher eine „menschliche“ Antwort auf Krisen oder eine politische Strategie? Welche Rollen spielen Medien (v.a. soziale) bei ihrer Verbreitung? Welche vorbeugenden Maßnahmen kann man privat und gesellschaftlich treffen, damit insbesondere extreme Formen des Verschwörungsdenkens nicht überhandnehmen? Schlussendlich geht es um die Herausforderung durch Verschwörungsdenken für die Politische Bildung, die Gesellschaft und die Demokratie.

Thema ab 28. Mai: Von der Klimakrise zur Klimagerechtigkeit

Am 28. Mai und am 14. Juni steht das Thema „Von der Klimakrise zu Klimagerechtigkeit. Welcher der umkämpften Wege führt in eine klimafreundliche Zukunft“ im Zentrum der Ringvorlesung. Vortragende ist Melanie Pichler (Politikwissenschafterin am Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur Wien).

Die Klimakrise ist auch in Österreich angekommen. Hitzewellen im Sommer, grüne Skipisten im Winter, Überschwemmungen quer durchs Jahr. Während die einen immer deutlicher warnen, verteidigen andere immer entschlossener ihre fossilen Geschäftsmodelle und Alltagsgewohnheiten. Autofahren und Schnitzelessen spalten zunehmend die Nation. Doch wie kommen wir da wieder raus? Welche Aufgaben haben die Regierungen, welche einzelne Bürger*innen? Reicht es aus, einfach das Richtige zu kaufen? Welche Reaktionen auf die Klimakrise gibt es derzeit, und welche Alternativen kann es dazu geben?

In der Vorlesung wird die Vortragende den politischen Charakter der Klimakrise beleuchten und die Frage diskutieren, wie die Bearbeitung der Klimakrise mit sozialer Gerechtigkeit verbunden werden kann.

Thema ab 11. Juni: Müssen wir Arbeit neu verteilen?

Am 11. und 18. Juni stellt Sonja Luksik (Politikwissenschafterin, wissenschaftliche Mitarbeiterin der ÖGPB) die Frage „Beruf, Beschäftigung oder Belastung? Müssen wir Arbeit neu verteilen?“.

Kinder betreuen, Alte pflegen, Kranke versorgen – diese Tätigkeiten erscheinen in unserer Gesellschaft als Selbstverständlichkeit, obwohl sie mit harter Arbeit verbunden sind. „Care-Arbeit“ bleibt einerseits zumeist unsichtbar, andererseits ist sie seit jeher politisch und ökonomisch umkämpft.

Der Care-Sektor, in dem vor allem Frauen und Migrantinnen bezahlt oder unbezahlt tätig sind, ist nur eines von zahlreichen Beispielen für die globale Ungleichverteilung von Arbeit. Vor allem jüngere Menschen widersetzen sich zunehmend dieser Entwicklung: Sie legen Wert auf ein ausgewogeneres Verhältnis von Arbeit und Freizeit. Mit Blick auf Österreich lässt sich feststellen: Dieser Wunsch wird so schnell nicht in Erfüllung gehen. Viele Branchen bieten nur Vollzeit-Stellen oder Gehälter, die eine 40-Stunden-Woche notwendig machen.

Die Entscheidung darüber, wie viel man arbeiten kann oder möchte, ist also keine rein individuelle, sondern hängt mit gesellschaftlichen Bedingungen zusammen. Können aktuelle Vorschläge wie Arbeitszeitverkürzung oder Aufwertung von Care-Arbeit zur Überwindung von Schieflagen beitragen? Muss Arbeit gänzlich neu verteilt werden? Mit diesen Fragen wird sich die Vortragende auseinandersetzen.

Zu den Vorlesungen anmelden

Eine Anmeldung zu den Vorlesungen ist über E-Mail an die ÖGPB möglich. Die Vorlesungen finden jeden Dienstag vom 14. Mai bis 18. Juni, jeweils 18:00 – 19:30 Uhr, online statt, die Teilnahme ist kostenlos. Beim Absolvieren der gesamten Ringvorlesung (sechs Vorlesungen) ist das Bildungsangebot mit 0,5 ECTS bei der wba akkreditiert.

Weitere Informationen:
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