Konstruktiver Umgang mit den Unterschieden

22.01.2014, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Surur Abdul-Hussain und Roswitha Hofmann geben in einem Dossier differenzierten Einblick in das Diversitätsmanagement und Erwachsenenbildung.
Foto: (C) Anna Rauchenberger
Diversitätsmanagement für Inklusion: Jetzt online nachlesen!
Foto: (C) Anna Rauchenberger
Unterschiede bestimmen unser Leben. Die Bedürfnisse und Bedarfe der Menschen differenzieren sich in modernen Gesellschaften zunehmend aus. Alter, Migrationshintergrund, Religion, Behinderung oder Erwerbsstatus sind nur einige Kriterien, an denen sich relevante Unterschiede für die Teilhabe an Bildung und Lebenschancen ganz im Allgemeinen auftun - insbesondere dann, wenn mehrere Merkmale diskriminierend oder bevorteilend zusammenwirken.

 

Auch Erwachsenenbildung ist gefordert, konstruktiv mit den unterschiedlichen sozialen und kulturellen Bezügen von Lernenden, ihrer sg. "Diversität", umzugehen. Diversitätsmanagement soll Einrichtungen und Lehrende der Erwachsenenbildung dabei unterstützen. So können sie den Bedarfen aller Beteiligten entgegenkommen, gesellschaftliche Inklusion fördern und Diskriminierung und sozialer Ausgrenzung entgegentreten. Die Expertinnen Surur Abdul-Hussain und Roswitha Hoffmann haben das Thema in einem umfangreichen Dossier für erwachsenenbildung.at aufbereitet.

Diversitätsmanagement für Inklusion
Der Ursprung von Diversitätsmanagement liegt in den US-amerikanischen Empowermentbewegungen, also in emanzipatorischen Bemühungen. Darüber ist das Thema auch in die Erwachsenenbildung vorgedrungen. So setzt sich seit den 1980er Jahren die sogenannte "Diversity Education" mit der Vielfalt in Bildungsprozessen auseinander. Inklusion, also die Zugangsmöglichkeiten und die barrierefreie Partizipation aller, die an Bildungs- und Lernprozessen interessiert und beteiligt sind, ist das Ziel. Vielfalt wird dabei als menschliche Selbstverständlichkeit verstanden, gleichzeitig aber auch - kritisch - als gesellschaftliches Strukturierungsmoment gedeutet.

Implementierung von Diversitätsmanagement
Mancher Bildungsanbieter versucht in den letzten Jahren beispielsweise, Diversität im Personalstamm zu fördern - und zwar über die Berufsgruppen und Hierarchien hinweg. Denn: was nutzt es, wenn 30% der Beschäftigten Migrationshintergrund aufweisen, sie aber zu 90% in der Reinigung oder Haustechnik arbeiten, anstatt in Training und Programmmanagement eine Rolle zu spielen? Für die Implementierung des Diversitätsmanagements in Organisationen sind ausdifferenzierte Konzepte und Instrumente vorhanden, erklären Abdul-Hussain und Hofmann. Zunächst werde die Ist-Situation analysiert, um notwendige Veränderungen identifizieren und Ziele formulieren zu können. Entsprechend den definierten Zielen werden personalpolitische Instrumente eingesetzt wie etwa Bewusstseinstrainings. Für das Monitoring und Controlling der gesetzten Maßnahmen gibt es mehrere Instrumente. Der Einsatz von Diversitätsverantwortlichen und die Etablierung von MitarbeiterInnen-Netzwerken - etwa Netzwerke bestimmter ethnischer Gruppen oder Eltern - zählen ebenfalls zu den Instrumenten des Diversitätsmanagements.

Noch kaum Thema der EB-Forschung
Der Bedarf an wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Thema Diversität hat sich durch das zunehmend selbstbewusste Auftreten von sozialen Bewegungen sowie demografische und rechtliche Veränderungen (wie die Gleichstellungsgesetzgebung) erhöht. Im Erwachsenenbildungsbereich gibt es den Autorinnen zufolge trotz dieses Bedarfs aber kaum diversitätsbezogene Forschung. Was es gibt, wird im Dossier jedoch dargestellt.

Über die Autorinnen
Die Bildungs- und Erziehungswissenschafterin Surur Abdul-Hussain ist Lehrende, Supervisorin, Coach und Organisationsentwicklerin mit den Schwerpunkten Gender Mainstreaming und Diversitätsmanagement. Sie arbeitet nach dem Integrativen Ansatz nach Hilarion G. Petzold - ein multiperspektischer, -methodischer und -theoretischer Ansatz. Die Sozial- und Wirtschaftswissenschafterin Roswitha Hofmann ist als Forscherin und wissenschaftliche Beraterin in den Bereichen Diversitätsforschung, sozial-ökologische Forschung und queer-feministische Technikforschung sowie als Lehrende tätig. Im Fokus ihrer Tätigkeit steht das Arbeiten an und mit Grenzen mit dem Anspruch der Nachhaltigkeit.

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