Jetzt im Magazin: Wie sich Erwachsenenbildung modernisiert

25.06.2015, Text: Redaktion/CONEDU
Im Zentrum der Erneuerung stehen ein gemeinsames Nachdenken und eine gesellschaftliche Relevanz, die über den wirtschaftlichen Nutzen von Weiterbildung hinausgehen.
Mehr denn je gilt es künftig, Erwachsenenbildung gemeinsam zu gestalten
Foto: Anna Rauchenberger

Für manche riecht Erwachsenenbildung noch immer nach altmodischem Gruppenunterricht für Erwachsene zu Sprachen, Kunsthandwerk und Gymnastik. Oder nach Computerkurs und Kommunikationsseminar für die Firma. Tatsächlich ist der Bildungsbereich mit den höchsten Teilnahmezahlen - verglichen mit Schule und Hochschulen - ein Feld permanenter Erneuerung, wenn es um Inhalte, Angebotsformen und ein rasches Eingehen auf brennende gesellschaftspolitische Fragen geht. Wer sich weiterbildet, sollte mehr begleitet und weniger belehrt werden, sagen ExpertInnen. Wissen wird gemeinsam generiert, in den Seminaren genauso wie in der Forschung. Die aktuelle Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at beschreibt, wie die Entwicklungen von heute zur Modernisierung der Erwachsenenbildung beitragen, und stellt sie auf den Prüfstand. Dem Open Access-Gedanken folgend, steht das Magazin ab sofort kostenlos zum Download bereit.

 

Wer hat heutzutage schon die richtigen Antworten?

 

Selbstgesteuertes und kooperatives Lernen gewinnen immer stärker an Bedeutung, nicht nur durch die Digitalisierung. Wissen wird nicht mehr nur von den "ExpertInnen" vorgetragen, sondern gemeinsam produziert und verbreitet. Das Stichwort "Commons" beschreibt Bildung als öffentlich zugängliche Gemeinschaftsressource. Unterstützt wird diese Idee durch die Möglichkeiten von digitalen Medien, die den Zugang zu kostenlosen Online-Kursen und offenen Bildungsressourcen unterstützen.

Raus aus der gehetzten Isolation

Dem idealistischen Ansatz "Wir lernen für uns selbst" steht heute mehr denn je ein "Lerne, damit du beruflich weiterkommst, und das möglichst rasch" gegenüber. Bildungsanbieter kommen den arbeitsmarktpolitischen und bildungspolitischen Anforderungen im Rahmen der öffentlichen Förderung nach. Dabei spielt das Drängen der EU auf Bildung als Entwicklung von Humankapital eine wesentliche Rolle. Doch selbst Regina Barth, Abteilungsleiterin für Erwachsenenbildung im Bundesministerium für Bildung und Frauen, äußert sich kritisch zu einer überwiegenden Arbeitsmarktorientierung der Weiterbildung . "Erwachsenenbildung hat eine wichtige allgemeinbildende Rolle und diese müssen wir wieder mehr in die Diskussion einbringen".

Folgt man den Beiträgen im Magazin, gehören dazu ebenso sehr Kompetenzen für die Alltagsbewältigung wie das Erleben von Gemeinschaft und individueller Sinngebung während und durch das Lernen. Die Erwachsenenbildung von morgen soll Gegenprogramme zur Verfügung stellen, damit wir dem gehetzten Druck in der Arbeitswelt entkommen, statt Vereinzelung auch Gemeinschaft erleben und Sinn auch abseits der Produktivität finden und erkennen können.

Neue Themen: Umgang mit Geld und digitales Selbermachen

Zu Veränderungen kommt es auch in der Basisbildung, die mehr ist als Lesen und Schreiben zu lernen. Dazu gehört auch "Financial Literacy", ein in Österreich bislang noch wenig diskutiertes Thema. Damit ist Grundbildung gemeint, die Menschen befähigt kompetent und selbstbestimmt mit Geld und Finanzen umzugehen. Am Beispiel der finanziellen Grundbildung diskutieren die Forscherinnen Ewelina Mania und Monika Tröster in ihrem Beitrag, wie sich die Themen der Basisbildung mit der gesellschaftlichen Entwicklung verändern und finanzielle Grundbildung angeboten werden kann.

Wesentliche Impulse für ein erneuertes Bildungsangebot kommen - wenig überraschend - aus den neuen Technologien. Wer gestern noch Fotobearbeitung und Textformatierung gelernt hat, studiert morgen vielleicht schon "Making". Die Forscherin Sandra Schön zeigt mit den sogenannten "Makerdays", wie Kinder das digitale Gestalten und Produzieren erlernen und ihre Werke auf 3D-Druckern plastische Gestalt annehmen lassen. Fragt sich nur, wie lange es noch dauert, bis auch Erwachsene sich nachschulen lassen und Gebrauchsgegenstände oder kreative Dinge nach eigenen Entwürfen digital selber machen statt sie im Laden zu kaufen.

Die Vision bleibt: Bildung für alle

Wo wird sich die Erwachsenenbildung in Zukunft hin entwickeln? Eine Antwort mit klaren Zielvorgaben gibt es nicht, diese Einschätzung zieht sich durch alle Beiträge des Magazins. Der Wandel scheint ungewiss und widersprüchlich. Nur in der permanenten kritischen Reflexion der Veränderungen lässt sich vorübergehender Halt und Sinn finden. Das ist längst nicht mehr nur eine Aufgabe von ExpertInnen, sondern gerade in der Bildung ein gemeinsamer Vorgang. Erwachsenenbildung ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern eine Hüterin von freien Denkräumen, in denen Lernende sich selbst mit der Welt in Beziehung setzen. Die Schattenseiten der Modernisierung sind unübersehbar, und Erwachsenenbildung muss ihnen auch Gegenprogramme entgegen setzen. Umso wichtiger bleibt der Zugang zu ihren Angeboten. Regina Barth dazu: "Es soll in der Gesellschaft keine Rolle spielen, woher jemand kommt - sozial und regional. Jeder und jede soll Zugang zu Bildung haben"

 

Fachmedium und aktuelle Online-Information


Magazin erwachsenenbildung.at (Meb) ist das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs der österreichischen Erwachsenenbildung. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Frauen (BMBF) gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (bifeb) und dem Verein CONEDU dreimal jährlich herausgegeben. Alle eingereichten Artikel durchlaufen ein Review von ExpertInnen. Das Magazin erscheint parallel zur kostenlosen Online-Ausgabe auf www.erwachsenenbildung.at/magazin auch im BoD-Verlag und ist als Druckausgabe zum Selbstkostenpreis von EUR 10,30 oder als E-Book für weniger als 1 Euro erhältlich. 

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