Drei weitere Jahre für Basisbildung und Pflichtschulabschluss
Die Initiative Erwachsenenbildung hat diesen Bedarf wieder mehr ins Bewusstsein der Bildungspolitik gerückt. Nach der ersten erfolgreichen Förderperiode gab es vergangenen Herbst von Seiten der Bundesregierung grünes Licht zum Weiterarbeiten. Als explizit genanntes Vorhaben im aktuellen Regierungsprogramm startet die Initiative Erwachsenenbildung mit zusätzlichen finanziellen Ressourcen in die Programmperiode 2015 - 2017.
Der Beginn: 2012-2014
"Die erste Programmperiode war gekennzeichnet durch viel konzeptionelles und planerisches Arbeiten, das unmittelbar in die Praxis fortgeführt wurde". So beschreibt Maria Groß, Leiterin der Geschäftsstelle IEB den Prozess. Bereits vorhandenes Know-how und entsprechende Bildungsangebote rund um die Förderung grundlegender Bildungsabschlüsse für Erwachsene wurden gebündelt und in einem gemeinsam erarbeiteten österreichischen Qualitätsstandard erweitert und weitergeführt.
Die Initiative Erwachsenenbildung wirkt seither als Vernetzungspunkt für Anbieterorganisationen, AkteurInnen und InteressentInnen rund um Basisbildung und Pflichtschulabschluss. Sie ermöglicht durch das zur Verfügung stellen von Fördermitteln die Realisierung der Bildungsangebote.
117 Angebote, 51 Anbieter, 16.000 Teilnahmen
In den vergangenen drei Jahren waren in Österreich insgesamt 51 Bildungsträger beteiligt und es gab 117 akkreditierte Bildungsangebote. 37 Institutionen waren im Bereich Basisbildung aktiv, 28 haben Kurse zum Nachholen des Pflichtschulabschlusses angeboten. Einige davon waren in beiden Bereichen tätig. Rückblickend waren es nahezu 16.000 Teilnahmen die von Anfang 2012 bis Ende 2014 verzeichnet werden konnten. Diese entfielen im Bereich der Basisbildung auf etwa 9.000 und im Bereich des Pflichtschulabschlusses auf etwa 4.800 Personen.
Noch nicht genug, und laut neuen Hochrechnungen noch viel weniger als das. Die PIAAC Studie zur Erhebung der Kompetenzen von Erwachsenen hat das damalige Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur zum Anlass genommen um das Institut für Höhere Studien (IHS) zu beauftragen, die Schätzungen der Zielgruppengröße für die Initiative Erwachsenenbildung zu hinterfragen und neu einzuordnen.
Basisbildungsbedarf fünfmal so hoch wie angenommen
In der aktuellen Ausgabe 23 des Magazin erwachsenenbildung.at - sie behandelt die Ergebnisse von PIAAC - diskutieren die Autoren der IHS-Studie, Mario Steiner und Stefan Vogtenhuber, gemeinsam mit dem Bildungsforscher Lorenz Lassnigg diese Grundlagenanalysen und den deutlich erhöhten Umfang der definierten Zielgruppengröße aus der ersten Programmperiode. Von einer 2011 noch angenommenen Zahl von 50.000 Personen vergrößerte sich die auf Grundlage besserer Daten errechnete Zielgruppengröße auf das nahezu Fünffache. 243.000 Personen gehören demnach allein in der Gruppe von Menschen mit Basisbildungsbedarf. "Dabei handelt es sich um eine vorsichtige Schätzung" schreiben sie, "d.h. um eine Untergrenze, die sich aus den Personen zusammensetzt, die aufgrund mangelnder Lese- und Schreibfähigkeiten nicht an der Erhebung teilnehmen konnten, und aus jenen Personen mit Kompetenzwerten unter 1." So ist es nicht weiter verwunderlich, dass VÖV-Generalsekretär Gerhard Bisovsky im selben Medium einen weiteren Ausbau der Initiative als "unumgänglich" bezeichnete.
Die Schätzung der Zielgruppengröße für BesucherInnen von Kursen für den Pflichtschulabschluss liegt laut IHS-Studie bei nochmals rund 220.000 Personen.
Die Fortsetzung: 2015-2017
Mit der der Regierungsklausur in Schladming vergangenen September wurde bestätigt: die Initiative Erwachsenenbildung wird fortgeführt. Eine weitere gute Nachricht: Die finanziellen Mittel werden aufgestockt. Durch eine Co-Finanzierung aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds konnten die Gelder für die Basisbildung nach Angaben des BMBF Mitte des Jahres 2015 verdoppelt werden. Die Leiterin der Geschäftsstelle, Maria Groß, sieht darin die Möglichkeit nicht nur mehr Personen zu erreichen, sondern auch neue Zielgruppen anzusprechen, die es bisher nicht gelang zu erreichen. Damit will die Initiative zukünftig ihr Augenmerk verstärkt auf ältere Menschen legen, auf Berufstätige oder auf jene Menschen, die bisher negative Bildungserfahrungen gemacht haben.
Zudem eröffnet sich aktiven TeilnehmerInnen der Bildungsangebote die Möglichkeit diese mehrfach zu nutzen. Groß sieht darin vor allem in der Basisbildung ein wichtiges Angebot, womit ein nachhaltiger Mehrwert gewährleistet wird.
Für die kommende Periode heißt es Funktionierendes weiterzuführen, Verbesserungspotential zu identifizieren und zu nutzen, so Groß.
- Initiative Erwachsenenbildung
- Kompetenzen von Erwachsenen. Zu wenig Resonanz auf PIAAC?
Magazin erwachsenenbildung.at Ausgabe 23 - Grundlagenanalyse für die Initiative Erwachsenenbildung
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