16. Radiopreis: Wissen ist Lust, nicht Macht

29.01.2014, Text: Daniela Savel, Österr. Volkshochschularchiv
Am 23.1. wurde der Radiopreis der Erwachsenenbildung überreicht. Autor Thomas Stangl betonte, wie wichtig es heute sei, Lust an Bildung zu vermitteln.
Gruppenfoto 16. Radiopreis
Foto: (C) Michaela Obermair
Eröffnungsworte
Barbara Prammer, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Volkshochschulen, wies darauf hin, dass das Radio in seiner Angebotspalette noch nie so breit war, wie dies heutzutage der Fall ist. Radio bedeute nicht bloß passiv zuzuhören, sondern aktives Gestalten von Beiträgen. Letzteres tun SchülerInnen zum Beispiel im Rahmen der Demokratiewerkstatt im Parlament in Wien.

"Ausbilden kann man andere, doch bilden kann man nur sich selbst", so Pascal Mercier (Pseudonym von Peter Bieri), Autor von "Nachtzug nach Lissabon". Martin Bernhofer, im ORF-Hörfunk Leiter der Hauptabteilung "Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft" knüpfte an diese Worte an, indem er darauf hinwies, dass Bilden nicht nur bedeute sich Wissen anzueignen, das bloß der selbstbiografischen Gewinnoptimierung gelte, sondern sich in der Welt orientieren zu können. Radio, als Leitmedium informellen Lernens, kann diesen Wissenszugang öffnen. Auf das Radiohören - im Original auf das Lesen von Büchern bezogen - könnte ein Motto lauten: "Der Gebildete weiß Radio so zu hören, dass es ihn verändert."

 

Auszug aus der Preisrede
Doch Veränderung setzt Neugierde und Empathie der Zuhörenden voraus. Dies machte Thomas Stangl, Autor und diesjähriger Redner zum Radiopreis, deutlich. Ziel sei, sich von den eigenen Ressentiments zu befreien und sich mit Themen zu beschäftigen, die nicht aus der eigenen Lebenswelt entstammen. Der "Ruck", der die Gedanken innehalten lässt, sei ein wichtiger Aspekt des Radios. Leider, so Stangl, seien ökonomischer Nutzen des Wissens und oberflächliche Beschäftigung mit Themen symptomatisch für die heutige Zeit.

 

Aus 75 eingereichten Sendungen von 12 Sendern wurden 21 nominiert. Schon die Nominierung ist eine Auszeichnung für sich. Alle nominierten Sendungen wurden von der Leiterin der Redaktion Neue Musik im ORF, Ursula Strubinsky, vorgestellt.
 

Die PreisträgerInnen
In der nachfolgenden Preisüberreichung wurden Preise in sechs Kategorien vergeben.

In der Sparte "Kultur" wurden "Vogelgezwitscher" und "Engel tanzen um mich" in der Reihe "Solska soba/Klassenzimmer" (Radio Agora, Kärnten) mit dem Radiopreis ausgezeichnet. Für die beiden Hörspiele wurden von den SchülerInnen Tanja Pogoriutschnig und Anna Neubauer Texte, assoziativ zur Musik "ecriture automatique in C." des amerikanischen Minimalmusic-Komponisten Terry Riley geschrieben und in dieser Kombination Akustikbilder gestaltet.

In der Sparte "Information" erhielt Susanne Ayoub für das Hörbild (Ö1) "Almas kleiner Fotograf" den Radiopreis. Erich Rietenauer, hatte als damals 8-Jähriger Kontakt zu Alma Mahler Werfel. In dem Hörbild erzählt Rietenauer von den stahlblauen Augen Almas als auch von ihren faszinierenden Kleidern und wie er als Bub auf einer Veranstaltung wegen seines Kontaktes zu Alma von umstehenden Männern beneidet wurde. Zu seinem 90. Geburtstag 2014 soll die Filmfassung des Hörspiels erscheinen.

Den Eduard Ploier-Preis in der Sparte "Bildung/Wissenschaft" erhielt die Sendung "Science Busters" (FM4), ins Leben gerufen von Werner Gruber, Heinz Oberhummer, beide Physiker und Martin Puntigam, Kabarettist. Wieso spürt man bei Flugzeugstart- und -landung ein Druckgefühl in den Ohren? Wie gelingt ein perfektes weiches Ei? Diese und andere Fragen werden in der Sendung auf leicht verständliche Weise beantwortet.

"Abenteuer Interpretation: WAGner DICH - Die Ergebnisse der Ö1 (Inter-)Aktion WAGner DICH" (Ö1) wurde mit dem Radiopreis in der Sparte "Interaktive und experimentelle Produktion" ausgezeichnet. Mit dem Ö1-Aufruf zum kreativen Ungehorsam, den Walkürenritt aus der Oper "Die Walküre" in anderen Musikstilen darzubieten, kam es zu 50 Zusendungen: unter anderem Versionen als Ragtime, Jazzgesang, Klezmer- , Techno oder Western-Filmmusik. Als besonderes Schmankerl: dargeboten auf zwei Schreibmaschinen. Als Sendungsverantwortlicher von "Apropos Musik" nahm Hans Georg Nicklaus den Preis entgegen.

Bereits zum dritten Mal wurde "Radiokolleg" in der Sparte "Sendereihen/Themenschwerpunkte" mit dem Erwachsenenbildungs-Preis ausgezeichnet. In dem "Ö1-Bildungsradio", werden gleichermaßen Information (Expertenwissen mit Alltagserfahrungen) und Reflexion geboten. Sei es in einer Reihe über die Selbstoptimierung, über Regelkonformität, über Demenz oder über das Zuhören. An Ina Zwerger, die seit 2007 das Radiokolleg leitet, wurde der Preis überreicht.

Kindgerechte Gestaltung von Nachrichten - "KiZnewZ - Wir und die Welt" (Radiofabrik - Freies Radio Salzburg) wurde in der Sparte "Kurzsendungen" mit dem Radiopreis ausgezeichnet. Nachrichten sind zumeist für Erwachsene gestaltet, doch auch Kinder haben das Recht, zu erfahren, was in der Welt passiert, so SchülerInnen vier verschiedener Schulen in Salzburg. Diese SchülerInnen machten Nachrichten (z.B.: Cybermobbing, Plastikmüll im Meer, Diskriminierung von Frauen in Afghanistan) von Kindern für Kinder. Die BetreuerInnen dieses Projektes, Hans Peter Graß, Lisa Kaufmann u. Mirjam Winter und SchülerInnen nahmen den Preis entgegen.

 

Hintergrundinfos zum Radiopreis
Der Preis wird seit 1998 jährlich von der Arbeitsgemeinschaft der Bildungshäuser Österreichs, vom Österreichischen Büchereiverband, vom Verband Österreichischer Volkshochschulen, vom Wirtschaftsförderungsinstitut und von Medienvertretern verliehen.

Weitere Informationen: