42. Fernsehpreis: Fernsehen hilft Bildungsbarrieren abzubauen

31.05.2010, Text: Daniela Savel, Österr. Volkshochschularchiv
Am 26. Mai wurden die Fernsehpreise der Erwachsenenbildung 2009 überreicht. Mit dem Axel Corti-Preis an Ernst Hinterberger wurden auch die sogenannte „kleinen Leute“ ins Rampenlicht gerückt.
Sparte Dokuementation
In der Sparte "Dokumentation" wurden aus insgesamt sechs nominierten Produktionen "Die Ungehorsamen" und "Cash & Marry" zu gleichen Teilen ausgezeichnet.

"Die Ungehorsamen" (Peter Liska) thematisiert die Situation von Menschen, die im Zweiten Weltkrieg dem nationalsozialistischen Regime Widerstand geleistet haben. Zeitzeugeninterviews geben Einblick in den subjektiven Konflikt, einerseits dem eigenen Gewissen folgend handeln zu müssen und andererseits Repressionen als so bezeichnete Fahnenflüchtige ausgeliefert zu sein.

Die Dokumentation " Cash & Marry" (Atanas Georgiev) thematisiert mit Ironie Zweckheiraten zwischen jungen Migranten und Österreicherinnen. Junge Mazedonier begeben sich nach Österreich, um dort für zirka 14.000€ Damen zu verehelichen und somit die österreichische Staatsbürgerschaft und in Folge einen Reisepass beantragen zu können. Als Film im Rahmen der Reihe "dok.film" wird dieser mit Untertiteln gezeigt. Der Produzent Atanas Georgiev ist selbst Mazedonier und arbeitet als Regisseur und Schnittmeister. In Prag, wo er auch lebt, hat er für das dortige Fernsehen bereits zahlreiche Produktionen realisiert.

Sparte Film
In der Sparte "Film" wurde der Beitrag "Ein halbes Leben" (Nikolaus Leytner) ausgezeichnet. Der sehr packende Film erzählt von einem Ehepaar (gespielt von Matthias Habich und Franziska Walser), das ihre Tochter durch einen sechs Jahre zurückliegenden Sexualmord verloren hat. Als der Ehemann von der Möglichkeit der DNA-Analyse erfährt, sieht er die Möglichkeit für die Überführung des Mörders gekommen. Parallel dazu wird die Geschichte des Täters (gespielt von Josef Hader) erzählt. Dieser gesteht seiner Freundin die damalige Tat und wird daraufhin von ihr verlassen. Ein Kontakt zwischen Täter und Opfervater bahnt sich an. Für den Film "Ein halbes Leben" erhielten Nikolaus Leytner für Drehbuch und Regie und die Darsteller Josef Hader, Matthias Habich und Franziska Walser jeweils für ihre hervorragende schauspielerische Leistung eine Auszeichnung.

Sparte Sendereihe/Sendeformate
In der Sparte "Sendereihe/Sendeformate" wurde der Fernsehpreis für die Diskussionssendung "Talk of Town" verliehen. Die von Montag bis Freitag auf Puls 4 ausgestrahlte Sendung wird von dem kleinen Team Sandra Mrkwa (Ressortleiterin), Sophia Kaiserseder (Sendungsverantwortliche) und Manuela Raidl (Moderatorin) konzipiert und moderiert. Eine große aktuelle Themenvielfalt und kontroversielle DiskussionsteilnehmerInnen prägen diese Sendereihe, die als Beitrag zur politischen Bildung ausgezeichnet wurde.

Axel-Corti-Preis
Bereits zum 13. Mal wurde heuer der Axel Corti-Preis verliehen. Für 2010 erging er an Ernst Hinterberger, den mit Axel Corti eine Freundschaft verband. In der Begründung der Preisvergabe heißt es: Für das Fernsehen hat Hinterberger populäre, nie anbiedernde Drehbücher geschrieben. Durch seine Filme und sein Buch "Kleine Leute. Roman einer Zeit und einer Familie" (1989) haben die sogenannten kleinen Leute - die sonst in den Medien nur selten zu Wort kommen - eine Stimme erhalten. Mit seinen bekanntesten Serien "Ein echter Wiener geht nicht unter" und "Kaisermühlen Blues" wurde Hinterberger als Drehbuchautor so bekannt wie die mitwirkenden SchauspielerInnen.

Hintergrund
Der Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wird jährlich von der Arbeitsgemeinschaft Bildungshäuser Österreich, vom Büchereiverband Österreichs, vom Verband Österreichischer Volkshochschulen und vom Wirtschaftsförderungsinstitut verliehen.
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