Migration und Erwachsenenbildung

23.03.2010, Text: Thomas Fritz, Die Wiener Volkshochschulen, Redaktion: Barbara Kreilinger, VÖV
Die Bildungsarbeit mit MigrantInnen wird die nächsten Jahre über die Arbeit in der Erwachsenenbildung prägen. (Serie: Sprachen – Mehrsprachigkeit – Interkulturalität an Österr. Volkshochschulen, Teil 8)
Migration nach Österreich
Migration ist seit jeher ein fester Bestandteil der Menschheitsgeschichte. Sie ist im Zusammenhang mit gewaltsamen Vertreibungen, Krisen, politischer Unterdrückung und dem Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensumstände zu sehen. In Österreich sind seit den 1960-er Jahren speziell Migrationsbewegungen im Sinne der Arbeitsmigration in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Zusätzlich können wir eine Debatte über AsylwerberInnen und Flüchtlinge erkennen, die sich in ihrer Charakteristik in den letzten Jahren massiv verändert hat.

Österreich als Einwanderungsland
Österreich ist ein Einwanderungsland, das steht - sieht man sich die relevanten Statistiken an - eindeutig fest. Im demographischen Jahrbuch der Statistik Austria wird für 2008 ein positiver Einwanderungssaldo von ca. 35.000 Personen angegeben. Zwei Drittel der ZuwanderInnen kommen aus EU-Ländern, davon eine Mehrheit aus Deutschland. Die Zuwanderung aus so genannten Drittstaaten ist im Vergleich eher gering. 2008 wanderten so 2.400 Personen aus dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens und 1.500 aus der Türkei zu. Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Zuwanderung seit 2006 abnimmt. 2008 wurden 1.821 Asylanträge eingebracht. Dies sind bedeutend weniger als in den Jahren zuvor (2004 waren es 4.262).

Herausforderungen die Erwachsenenbildung
Migration stellt für die Erwachsenenbildung eine Herausforderung auf mehreren Ebenen dar. Erstens muss sich die Erwachsenenbildung der Zielgruppe der MigrantInnen öffnen. Dies bedeutet eine „interkulturelle Öffnung“ der Bildungsangebote und vor allem eine qualitätvolle, auf die Bildungsbedürfnisse der MigrantInnen spezialisierte Bildungsberatung. Bei den Wiener Volkshochschulen wird derzeit der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund erhoben. In diesem Zusammenhang ist das Projekt ENTER erwähnenswert, das sich an Immigrantinnen ab 40 Jahren wendet, um ihnen den Zugang zu Kursen aus dem Gesundheitsbereich zu ermöglichen.

Deutsch als Zweitsprache
Zweitens ist im Bereich der „Deutsch als Zweitsprache Kurse“ eine differenzierte Angebotsstruktur notwendig, die niederschwellig und zielgruppen-spezifisch konzipiert ist. Einige Modelle aus der konkreten Volkshochschularbeit sollen zeigen, dass bereits in diese Richtung gearbeitet wird: Ein gutes Beispiel dafür sind die „Mama lernt Deutsch“ Kurse in Wien und Tirol, die Müttern von Kinder in Pflichtschulen oder Kindergärten die Möglichkeit geben in den Schulen und Kindergärten Deutsch zu lernen. Somit werden sie auch in die Lage versetzt, sich aktiv am Schulgeschehen zu beteiligen. In Wien werden zusätzlich Intensivkurse für Jugendliche angeboten. Das Jugendbildungszentrum der Volkshochschule Ottakring kann auf eine lange Tradition der Arbeit (sowohl Alphabetisierung, Deutsch Lernen als auch Basisbildung) mit jungen Menschen mit Migrationshintergrund zurückblicken. In Vorarlberg werden von der VHS Götzis in Kooperation mit „okay.zusammen leben“ Workshops für Eltern für die Förderung des frühen Spracherwerbs von Kindern angeboten. Österreichweit werden Kurse im Rahmen der Integrationsvereinbarung angeboten.

Kontakt:
Kompetenzzentrum „Migration“ der Wiener Volkshochschulen
Volkshochschule Favoriten
Leitung: Dr. Thomas Fritz
thomas.fritz@vhs.at
Weitere Informationen:



SERIE
"Sprachen – Mehrsprachigkeit – Interkulturalität an Österr. Volkshochschulen"