50 Jahre Katholische Sozialakademie KSOE

01.12.2008, Text: Peter Steinmayer, Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich
Ende November 2008 beging die ksoe ihr Jubiläum unter dem Motto "Welche Gesellschaft wollen wir?" Die ksoe steht für gesellschaftliche Teilhabe und politische und ökonomische Beteiligung.
Der Festakt erfolgte im Kardinal König Haus in Wien. Über 200 Personen aus Wirtschaft, Kirche, Medien, Politik und Zivilgesellschaft kamen.

Märkte und Wirtschaft müssen von den betroffenen Menschen mitgestaltet werden. Das gelte für die Neugestaltung der Finanzarchitektur ebenso wie für die Zukunft öffentlicher Dienstleistungen wie etwa von Post oder Bahn, betonte Dr. Markus Schlagnitweit, Direktor der Kath. Sozialakademie Österreichs bei einer Pressekonferenz anlässlich 250 Jahre ksoe".


Solidarische Lösungen
Wirtschafts- und Sozialethiker Schlagnitweit sprach sich weiters für "solidarische Lösungen" aus. So brauche es eine positive Weiterentwicklung des Sozialstaates genauso wie der solidarischen Sozialversicherungssysteme. In Hinblick auf drohende verstärkte Arbeitslosigkeit sei eine faire Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit notwendig und eine Existenzsicherung, die nicht stigmatisiert. Auf globaler Ebene müsse neben den Finanzmärkten gleichermaßen dem Klimaschutz wie den Milleniumszielen Aufmerksamkeit geschenkt werden.

 

Zeitwohlstand
Zunehmende Bedeutung müsse das Thema Zeitwohlstand bekommen. In der heutigen  Gesellschaft werden Arbeits- und Zeitdruck permanent und von vielen auch als krankmachend erlebt. Außerdem sind gesellschaftlich verbindliche, gemeinsame Zeiten wie Sonn- und Feiertage starken Gefährdungen ausgesetzt, so Schlagnitweit.

 

Baustelle Soztiallehre
Die ksoe präsentierte bei der Pressekonferenz ihr neuestes Dossier, das - ganz ihrem Gründungsauftrag entsprechend - dem Thema Katholische Soziallehre gewidmet ist. Der Titel "Baustelle:Soziallehre" soll aufzeigen, so Redakteur P. Alois Riedlsperger SJ (Leiter des Bereichs Gesellschaftspolitik), dass die Kath. Soziallehre ständig weiterentwickelt und vor Ort konkretisiert werden muss. Heute müsse Soziallehre auch ökumenisch ausgerichtet sein. Das Ökumenische Sozialwort, das vor 5 Jahren erschienen ist, ist dafür beispielgebend. Namhafte Autoren wie Norbert Brieskorn, Clemens Sedmak oder Ingeborg Gabriel schreiben im vorliegenden Dossier. 

Politische Erwachsenenbildung
Politische Erwachsenenbildung müsse beitragen, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Ansätze dafür sieht Gabriele Lindner (Leiterin des Bereichs Politische Erwachsenenbildung) in drei Feldern: in der Schaffung von Entwicklungsräumen "Sozialer Verantwortung", in der Reflexion von wirtschaftlichen Zusammenhängen und der Erarbeitung von Handlungsalternativen und im Empowerment von Frauen. Zu diesen Themen bietet die ksoe Lehrgänge und weitere Bildungsangebote an. So werden etwa im Frühjahr wieder zwei Lehrgänge zu ethischer Geldanlage starten, einer für kirchliche und gemeinnützige Organisationen, einer für unabhängige FinanzdienstleisterInnen.

 

Organisationsentwicklung
Neben den Bereichen Gesellschaftspolitik und politische Erwachsenenbildung ist die ksoe auch in der Organisationsentwicklung tätig. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen bei Führungskräfteentwicklung, Organisationsberatung, Teamentwicklung und Moderation, Seminaren, Coaching und Supervision, erklärte Gerlinde Schein (Bereichsleiterin). Neben namhaften Industriebetrieben zählen heute Banken und Handelsunternehmen gleichermaßen wie Krankenhäuser und Nonprofit-Organisationen zu den KundInnen. Das Team der ksoe-Organisationsentwicklung ermutigt Menschen, ihre Gestaltungsräume authentisch und verantwortungsbewusst wahrzunehmen. Der Entwicklung einer dialogischen Gesprächskultur und der Förderung partizipativer Strukturen und Prozesse kommt zentrale Bedeutung zu.

 

Zukunftsfonds
Anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums hat die ksoe einen Zukunftsfonds eingerichtet: Ziel ist es, die Entwicklungsarbeit innovativer Angebote der ksoe finanziell abzusichern. Denn es hat sich immer wieder gezeigt: Die Entwicklung neuer Angebote ist zeit- und personalintensiv und kann nicht aus dem laufenden Budget heraus geschehen, erklärt Schlagnitweit. So werde derzeit etwa an der Adaptierung des blended-learning-Angebots für neue Zielgruppen gearbeitet.

 

Jubiläumsjahr
Im Jubiläumsjahr 2008/09 sind weitere Veranstaltungen, v.a. in den Bundesländern und Regionen, gemeinsam mit AbsolventInnen und KooperationspartnerInnen vorgesehen.
Das Jubiläums-Jahr wird im Herbst 2009 mit einer Veranstaltung des Bereichs politische Erwachsenenbildung abgeschlossen werden, erklärte Schlagnitweit. Über das Jubiläumsjahr informiert auch die website der ksoe, wo u.a. "Meilensteine" Einblicke in das bisherige Engagement der ksoe geben und Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Kirchen und Zivilgesellschaft zur ksoe Stellung nehmen.

 

Die ksoe
Die ksoe (Kath. Sozialakademie Österreichs) ist eine Erwachsenenbildungs-Einrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz, die österreichweit tätig ist und ihren Sitz in Wien hat. Die ksoe ist Mitglied des Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich. Sie ist in den Bereichen Gesellschaftspolitik, Politische Erwachsenenbildung und Organisationsentwicklung tätig. 28 MitarbeiterInnen arbeiten derzeit in der ksoe.

Die ksoe hat das kirchliche und gesellschaftliche Leben in Österreich mitgeprägt: So koordinierte sie das 2003 erschienene "Ökumenische Sozialwort" der 14 christlichen Kirchen in Österreich. Mit dem 1985 erschienenen Buch "Grundeinkommen ohne Arbeit" und ihrem Engagement für ein bedingungsloses Grundeinkommen leistet sie bis heute zur Diskussion über Grundsicherung und Sozialstaat einen nennenswerten Beitrag. In den 70er Jahren war die ksoe maßgeblich am Dialog zwischen Kirchen und Parteien beteiligt, indem sie Gespräche organisiert hat. Generationen von AbsolventInnen haben sich Kompetenzen für ihr gesellschaftspolitisches Engagement in der ksoe angeeignet.

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