Fernsehpreise der Erwachsenenbildung mit hoher Aktualität

03.06.2009, Text: Daniela Savel, Österr. Volkshochschularchiv
„Es darf keinen Erwachsenen geben, der sich nicht weiterbildet.“ – so das EU-Statement, mit dem Michael Walter (WIFI) die Festveranstaltung einleitete. Um dieses Ziel zu erreichen, seien auch die Massenmedien gefordert.
Am 26. Mai wurden in Wien die 41. Fernsehpreise der Erwachsenenbildung verliehen. Nach den Kriterien „Inhalt/ Intention“ und „formale Gestaltung“ wurden auch dieses Jahr die eingereichten Beiträge ausgewählt.

In der Sparte „Dokumentation“ wurde der Film „Der Mann auf dem Balkon: Rudolf Gelbard“ (Prof. Mag. Kurt Brazda) ausgezeichnet. Die Biographie besticht vor allem durch die präzisen und faszinierenden Formulierungen Gelbards. Er setzte das Motto „Lebenslanges Lernen“ vorbildhaft in seinem Leben um – er holte die formale Bildung nach, die ihm während des 2. Weltkrieges verwehrt war. Gelbards antifaschistische Tätigkeit, z.B. Zeitzeugenarbeit in Schulen, macht diesen Film zu einem aktuellen Beitrag in der politischen Bildungsarbeit.

Als zweite Dokumentation wurde „Reise zum unerforschten Grund des Horizonts. Ein Porträt des Dichters Gert Jonke“ (Ingrid Ahrer, Martin Polasek) ausgezeichnet. Die schriftstellerische Tätigkeit des 2009 verstorbenen Autors wird unter einem speziellen Fokus betrachtet: Welche surrealen Visionen und Interpretationen von Malerei hatte Gert Jonke?

In der Sparte „Film“ wurde der Preis an die Tragikomödie „Der schwarze Löwe“ (Wolfgang Murnberger, Uli Brée sowie Rupert Henning) verliehen. Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Das Beispiel Fußball zeigt wie Integration von AusländerInnen gelingen kann. Die anfängliche Skepsis gegenüber den nigerianischen Asylwerbern wandelt sich zu Akzeptanz bis zum Engagement für den Verbleib der Aslywerber nach Erhalt eines negativen Asylbescheids.

In der Sparte „Sendereihe“ erging der Fernsehpreis an den Sendungsverantwortlichen für „Menschen und Mächte spezial“, Dr. Gerhard Jelinek. Als Beispielsendung wurde die Dokumenation „Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel“ (Petra Seeger) prämiert. Die Begründung der Jury: In dieser Sendung steht ein Nobelpreisträger im Mittelpunkt, der es verstehe, Wissenschaft – Hirn- und Gedächtnisforschung – in äußerst anregender und sehr gut nachvollziehbarer, eigentlich unnachahmlicher Form, zu vermitteln. Unter dem Gesichtspunkt „Bildungsauftrag“ gehöre die Sendereihe zum Besten, was das öffentlich rechtliche Fernsehen zu bieten habe.

Den Axel Corti-Preis erhielt dieses Jahr Dr. Raimund Löw. Er war viele Jahre USA-Korrespondent bis er schließlich nach Brüssel wechselte. In seiner Dankesrede betonte er, wie wichtig es für eine Demokratie sei, unabhängige Medien zu haben. Dies solle auch per Gesetz festgelegt werden. In Bezug auf die nahende EU-Wahl sprach er das Fehlen von EU-Medien an, welche den Bürgern EU-Belange transparent machen sollten.

Herr Brazda plädierte in seiner Dankesrede unter anderem für eine Erweiterung des Unterrichtsfaches „politische Bildung“, um drohenden rassistschen Tendenzen in Österreich Einhalt zu gebieten.

Der Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wird jährlich von der Arbeitsgemeinschaft Bildungshäuser Österreich, vom Büchereiverband Österreichs, vom Verband Österreichischer Volkshochschulen und vom Wirtschaftsförderungsinstitut verliehen.
Weitere Informationen:
  • 34.-41. Fernsehpreis (mit kurzer Inhaltsangabe