Europäische Erklärung des Grundrechts auf Lese- und Schreibkomptenz

20.06.2016, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Jede Person in Europa soll das Recht haben, angemessene Lese- und Schreibkompetenzen zu erwerben - das wurde nun in einer europäischen Erklärung festgehalten.
Foto: (C) Anna Rauchenberger
Literalität - ein Grundrecht für alle?
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Das Recht auf Bildung ist in der Universalen Deklaration der Menschenrechte festgehalten - dennoch zeigen Erhebungen wie PIAAC, dass es auch im Europa des 21. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit darstellt, lesen und schreiben zu können. Im europäischen Projekt ELINET (European Literacy Policy Netzwerk) wurde nun eine Erklärung vorgestellt, die Literalität als Grundrecht über die gesamte menschliche Lebensspanne versteht.

 

Lesen und Schreiben erleichtern das Lernen

Lese- und Schreibkompetenz wird in der Erklärung als "unabdingbare Voraussetzung für jede Form von Lernen" beschrieben. Auch wenn sich über diese Aussage streiten lässt, so steht doch außer Frage, dass der Förderung von Literalität große Bedeutung zukommt.

 

Die Erklärung fordert daher die EU-Mitgliedsstaaten auf zu gewährleisten, dass alle Menschen - ungeachtet ihres Alters oder Geschlechts, ihrer sozialen und ethnischen Herkunft sowie ihrer religiösen Orientierung - die Möglichkeit haben, Lese- und Schreibkompetenzen zu erwerben.

 

Voraussetzungen für die Entwicklung von Lese- und Schreibkompetenz

Konkret enthält die Erklärung elf Voraussetzungen, um das Recht auf Lesen und Schreiben zu verwirklichen:

  • Kleine Kinder werden in der Familie in ihrer sprachlichen und schriftsprachlichen Entwicklung gefördert.
  • Eltern werden aktiv darin unterstützt, den Sprach- und Schriftspracherwerb ihrer Kinder zu fördern.
  • Erschwingliche und qualitativ hochwertige Vorschulen und Kindergärten fördern die sprachliche und schriftsprachliche Entwicklung aller Kinder.
  • Ein anspruchsvoller Lese- und Schreibunterricht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene wird als Kernaufgabe aller Bildungsinstitutionen angesehen.
  • Alle Lehrkräfte erhalten eine solide Aus- und Fortbildung, damit sie der anspruchsvollen Aufgabe der Vermittlung von Lese- und Schreibkompetenzen im Sprach- und Fachunterricht gerecht werden können.
  • Digitale Kompetenz wird bei allen Altersgruppen gefördert.
  • Lesen zum Vergnügen wird aktiv gefördert und angeregt.
  • Bibliotheken sind für alle BürgerInnen leicht zugänglich und bestmöglich ausgestattet.
  • Kinder und Jugendliche, die Probleme mit dem Lesen und Schreiben haben, bekommen angemessene Hilfe von Expertinnen und Experten.
  • Erwachsene werden dabei unterstützt, die notwendigen Lese- und Schreibfähigkeiten zu entwickeln, um aktiv an der Gesellschaft teilhaben zu können.
  • Politische EntscheidungsträgerInnen, Fachleute, Eltern und kommunale Einrichtungen arbeiten gemeinsam an dem Ziel, allen Menschen den Erwerb angemessener Lese- und Schreibkompetenz zu ermöglichen und Bildungsbenachteiligung zu überwinden.

 

 

Video: Europäische Erklärung des Grundrechts auf Lese- und Schreibkompetenz

 

Über ELINET

Das von der Europäischen Kommission im Jahr 2014 gegründete European Literacy Policy Network (ELINET) soll die Lese- und Schreibfähigkeiten der EU-BürgerInnen fördern. Das Netzwerk besteht aus 77 Partnerorganisationen aus 28 europäischen Ländern, darunter Ministerien, nationale Agenturen, internationale Organisationen, Universitäten und Non-Profit-Organisationen. Die Universität Köln fungiert als Koordinatorin des ELINET-Projekts.

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