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Kritische Medienkompetenz

Helmut Peissl (2018)

Die Fähigkeit zum kritischen Medienhandeln gewinnt grundsätzlich an Bedeutung für Lernen, Demokratieverständnis und Gemeinschaftsentwicklung. Die Erwachsenenbildung ist gefordert, sich mit den Auswirkungen und Herausforderungen des Medienwandels infolge der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Dieser Abschnitt bietet einen Überblick über zentrale Herausforderungen, die sich aufgrund des Medienwandels ergeben. Konzepte der Medienkompetenz werden ebenso vorgestellt wie aktuelle Phänomene, die im digitalen Zeitalter vermehrt auftreten.

 

Die Audiovisuelle Beobachtungsstelle des Europarates hat 2016 mit einer EU-weit durchgeführten Studie zu Media Literacy-Projekten in Europa aufgezeigt, dass sich Bildungsangebote zum Thema Medienkompetenz in fast allen Ländern fast nur an Kinder und Jugendliche wenden und sich nur in wenigen Fällen auch an Erwachsene richten.

 

Das muss irritieren, da heute alle Generationen von Medienwandel und Mediatisierung bzw. den Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die demokratischen Gesellschaften betroffen sind und gerade von Erwachsenen erwartet wird, dass sie selbst verantwortungsvoll handeln und Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, Medien kompetent zu nutzen. Angesichts der aktuellen Auswirkungen von Phänomenen wie Filterblasen, "Fake News", Hasssprache oder der technisch generierten Meinungsmache durch sogenannte BOTS und wie sich diese auf das Funktionieren unserer Gesellschaft auswirken, ist es dringend an der Zeit, kritische Medienkompetenz in der Erwachsenenbildung als Schlüsselkompetenz zu begreifen und die Basis für eine grundlegende Auseinandersetzung mit den Auswirkungen und Herausforderungen der Mediatisierung in der Erwachsenenbildung zu legen. Wenn technisch Mögliches als unvermeidlich oder wünschenswert kommuniziert wird, ist Vorsicht angebracht. Technik ist nie neutral, sondern immer auch mit Ideologien oder wirtschaftlichen Interessen verbunden. Bürger sind zunehmend von Geräten und Anwendungen umgeben, die laufend Daten sammeln - meist mit dem Versprechen, Prozesse oder Angebote für die einzelnen NutzerInnen zu optimieren.

 

Hinter Begriffen wie Big Data und Internet of Things verbergen sich sehr rentable Geschäftsmodelle. Daten sind der Rohstoff von morgen, meint etwa Jan Albrecht, der als Abgeordneter im EU-Parlaments Berichterstatter für Datenschutz war und damit für wesentliche Grundlagen verantwortlich war, die 2016 zur Datenschutzgrundverordnung führten.

 

Damit sich BürgerInnen nicht nur der Möglichkeiten, sondern auch der Gefahren und Widersprüchlichkeiten dieser Entwicklungen bewusst sind und überhaupt erst kompetent und fundiert entscheiden können, welche Angebote und Möglichkeiten sie wahrnehmen wollen und welche sie ablehnen, bedarf es einer breiten Auseinandersetzung mit Fragen der Datensouveränität und der Bedeutung der Privatsphäre. In diesem Themenfeld geht es um grundlegende demokratiepolitisch weitreichende Entwicklungen, mit denen sich die Erwachsenenbildung kritisch auseinandersetzen muss.

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