Magazin erwachsenenbildung.at
Autor*innen: Thomas Fritz

Auf der Suche nach den „Analphabeten”

... und wenn wir keine finden, dann machen wir uns welche!

Fritz, Thomas (2018): Auf der Suche nach den „Analphabeten”. ... und wenn wir keine finden, dann machen wir uns welche! In: Magazin erwachsenenbildung.at. Das Fachmedium für Forschung, Praxis und Diskurs. Ausgabe 33, 2018. Wien. Online im Internet: https://erwachsenenbildung.at/magazin/18-33/meb18-33.pdf. Druck-Version: Books on Demand GmbH: Norderstedt. Erschienen unter der Creative Commons Lizenz CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de)
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Hans Magnus Enzensberger adressierte 1985 in seiner Rede „Das Lob des Analphabeten“ die Stigmatisierung von Menschen mit Basisbildungsbedarf und die seit der Aufklärung erkenn­bare ökonomische Verwertbarkeit von Wissen sowie die Machtausübung der literaten, elitären Gesell­schaftsschichten gegenüber den „Ungebildeten”. Wie steht es diesbezüglich um die Basis­bildung in Österreich? Ist Basisbildung nur (mehr) eine Voraussetzung für Employability oder doch mehr? Welches Menschenbild verbirgt sich hinter begrifflichen Konstruktionen wie dem „funktionalen Analphabetismus“? Ist Bildungsverweigerung zu einem kriminellen Delikt geworden oder essenziell, um über sich selbst noch frei verfügen zu können? Der Beitrag stellt neben diesen und weiteren kritischen Fragen ein Modell der Basisbildung vor, das sich der gegenwärtigen Ökonomisierung und Funktionalisierung von Basisbildung entzieht: Critical Literacy. Hier wird das Individuum nicht im Sinne neoliberalistischer, pseudo-individualer Schuldzuschreibungen und Verantwortungsübertragungen begriffen, erklärt der Autor. Vielmehr beschreibt Critical Literacy das Individuum als fähiges Subjekt, das seine vorhandenen Handlungsmöglichkeiten auszubauen trachtet. Die „Prinzipien und Richtlinien für Basisbildungsangebote“ (2017) in Österreich verstehen sich als ein Beitrag, um Critical Literacy auch programmatisch umzusetzen. (Red.)

English Abstract

In his 1985 speech “Das Lob des Analphabeten” (Praise for the Illiterate), Hans Magnus Enzensberger addressed the stigmatisation of people who need basic education and the perceptible economic exploitability of knowledge and exertion of power over the “uneducated” by the literate, elite social classes since the Enlightenment. How does this apply to basic education in Austria? Is basic education (merely) a requirement for employability or something more? What image of a human being is concealed behind abstract concepts such as “functional illiteracy”? Has refusal of education become a criminal offence or is it essential in order to remain in command of oneself? In addition to asking these and other critical questions, the article presents a model of basic education that evades the current economisation and functionalisation of basic education: critical literacy. The author explains that the individual is not understood in the sense of neoliberal, pseudo-individual accusations and transfers of responsibility. Instead, critical literacy describes the individual as a capable subject who seeks to expand his or her existing opportunities for action. The Principles and Guidelines for Basic Education Offerings (Prinzipien und Richtlinien für Basisbildungsangebote in German) (2017) in Austria sees itself as contributing to the implementation of critical literacy in future programmes. (Ed.)
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