ErwachsenenbildnerInnen bestätigen Begriffswandel im digitalen Bereich

14.03.2022, Text: Karin Kulmer (seit 2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Eine Befragung von erwachsenenbildung.at zeigte, dass Bezeichnungen wie „hybrid“, „online“ und „Blended Learning“ für Fachpersonen häufig unklar oder uneindeutig sind.
Frau mit fragendem Gesichtsausdruck
Die Umfrage zeigte, dass die Befragten Mehrdeutigkeiten wahrnehmen und sich ein gemeinsames Begriffsverständnis wünschen.
Foto: Pixabay Lizenz, Robin Higgins, bearbeitet von CONEDU/Kulmer, https://pixabay.com
Die Praxis der digitalen Erwachsenenbildung wird immer vielfältiger: in den letzten Jahren haben sich neue Formate und Technologien etabliert. Gleichzeitig verändert sich die Bedeutung grundlegender Fachbegriffe. Wie Fachpersonen in der Erwachsenenbildung das erleben und welche Begriffe einer genaueren Definition bedürfen, war Gegenstand einer UserInnen-Befragung von erwachsenenbildung.at. Die ersten Ergebnisse sind nun verfügbar.

Großteil der Befragten nimmt Mehrdeutigkeiten wahr

Der Großteil der Fachpersonen, die sich an der Umfrage beteiligten, hat in den letzten zwei Jahren Mehrdeutigkeiten oder Unsicherheiten bei der Verwendung von Begriffen der digitalen Erwachsenenbildung wahrgenommen: 53% beantworten die entsprechende Frage eindeutig mit „ja", 40% mit „eher ja". Nur knapp 7% haben eher keine Mehrdeutigkeiten wahrgenommen.

Nach Anzahl der Antworten gereiht, ergibt sich folgendes Bild: Der Begriff „hybrid" ist für die Befragten am häufigsten unklar, gefolgt von „online" und „Blended Learning". Weiters gehören auch „Webinar", „live", „Präsenz", „E-Learning", „digital" und „synchron"bzw. „asynchron" zu den zehn Begriffen mit dem größten Klärungsbedarf.

Trend „hybride Formate": synchron und interaktiv?

Die Bezeichnung „hybrid" ist den Teilnehmenden zufolge auf mehrere Arten uneindeutig – so steht der Begriff teils für Veranstaltungen, die zugleich in Präsenz und Online besucht werden können, teils für eine Abfolge von Präsenz- und Onlinephasen (synonym zu „Blended Learning"). Auch innerhalb des Verständnisses eines „hybriden Formats" als synchron bzw. gleichzeitig gibt es unterschiedliche Auffassungen: Ist ein „echtes" hybrides Format für alle TeilnehmerInnen interaktiv oder genügt bereits die Übertragung per Livestream? Für zusätzliche Verwirrung dürfte sorgen, dass der Begriff „hybrid" im Trend liegt und dementsprechend häufig genutzt wird. „Hybrid wird derzeit für alles verwendet, was mit Online zu tun hat", lautete eine Rückmeldung.

Ist „online" immer auch „live"?

Für mehrere Befragte stellt sich die Frage, ob mit einem „Online-Format" primär eine synchrone Live-Online-Teilnahme gemeint ist. „Hier ist in der Seminarbeschreibung eine genauere Abgrenzung wichtig, ob es sich um ein Seminar per Videokonferenz, ein reines Selbstlernseminar via Lernplattform oder eine Mischform handelt", schrieb eine Person in der Befragung.

Die Umfrage zeigte auch, dass die Grenze zwischen dem, was als „Live-Online-Training" oder als „Webinar" bezeichnet wird, verschwimmt. Während „Webinar" mancherorts mit inaktivem Zuhören oder einem Vorlesungscharakter assoziiert wird, verstehen andere den Begriff breiter: „Webinar bedeutet nicht mehr 'nur' Input/Impuls bzw. Verkaufsveranstaltung. Live-Online wird etablierter und ist für mich in der Wahrnehmung offener, kollaborativer vom Ansatz."

Klare Begriffe für bewusste Diskussionen gefordert

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass sich die Befragten ein gemeinsames Begriffsverständnis wünschen. „Es wäre sehr zu begrüßen, wenn es in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine standardisierte Nomenklatur gäbe", so eine Rückmeldung. Denn Worte schaffen Bilder, Interpretationen, Haltungen und Handlungen. Ein gemeinsames Verständnis von Begriffen könnte helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Diskussionen bewusster zu gestalten.

Eine Klärung und Präzisierung ausgewählter Fachbegriffe nimmt erwachsenenbildung.at in Form eines Online-Glossars in Angriff. Aus der Analyse von Fachliteratur und exemplarischen Praxis-Veröffentlichungen werden unter Bezugnahme auf bestehende Glossare Empfehlungen zur Begriffsverwendung abgeleitet. Eine erste Veröffentlichung ist für September 2022 geplant.

Über die Befragung

Die Umfrage „Alles (un)klar? Fachbegriffe im Wandel" wurde im Dezember 2021 und Jänner 2022 mittels Online-Fragebogen durchgeführt. Insgesamt beteiligten sich 60 Personen an der Umfrage. 58% davon (Mehrfachnennung möglich) arbeiten als ErwachsenenbildnerInnen in Lehre oder Training, 50% im Bildungsmanagement oder in der Programmplanung und 18% in der Beratung. Knappe 12% sind in Wissenschaft oder Forschung tätig, 7% studieren oder befinden sich in Aus- oder Weiterbildung.

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