Studie zeigt, wie gut Wissensvermittlung durch Videos funktioniert

20.09.2021, Text: Beatrice Kogler und Martina Lindsberger, Redaktion/CONEDU
Unterhaltsam, sympathisch und authentisch - so müssen Wissenschaftsvideos laut einem Forschungsteam der Universität Trier sein, um auf YouTube ihr Publikum zu finden.
Die beliebtesten Wissenschaftsvideos auf YouTube werden nicht von wissenschaftlichen Institutionen, sondern von LaiInnen erstellt.
Foto: Unsplash Lizenz, NordWood Themes, https://unsplash.com
Die Studie „Audiovisual Science Communication on TV and YouTube" ist eine der ersten empirischen Forschungen zum Thema der audiovisuellen Wissensvermittlung. Co-Autor Hans-Jürgen Bucher erläutert die Studienergebnisse in einem Interview auf wissenschaftskommunikation.de.

 

Passendes Videoformat je nach Inhalt wählen

Für das Forschungsteam haben sich vier Basisformate von Wissenschaftsvideos herauskristallisiert: der narrative Erklärfilm, der Wissenschaftsmagazinen im Fernsehen ähnelt, der ExpertInnenfilm, in dem WissenschaftlerInnen im Mittelpunkt stehen, der Präsentationsfilm, bei dem eine Person Inhalte erklärt und der Animationsfilm, bei dem die Wissensvermittlung über Visualisierungen und eine Stimme aus dem Off erfolgt. Präsentationsfilme sind laut Studie am beliebtesten, aber die ZuseherInnen merken sich relativ wenig von den Inhalten. Für die Vermittlung von komplexen Sachverhalten eignen sich Animationsvideos am besten, da sich die ZuseherInnen sehr gut auf die Wissensvermittlung konzentrieren können. Narrative Erklärfilme sind laut Untersuchung ein passendes Format für die Vermittlung von Faktenwissen. Generell behalten die ZuseherInnen nur wenig von den Inhalten, die in Wissenschaftsvideos gezeigt werden. „Bei allen Formaten wird nur etwa ein Viertel des Wissens vermittelt, das eigentlich in einem Video steckt", erklärt Bucher im Interview. Eine hohe Reichweite von Lernvideos auf YouTube bedeutet daher nicht zugleich eine hohe Wissensvermittlung.

 

Erfolgsfaktoren von beliebten Lernvideos

Laut Studienergebnissen haben ZuseherInnen bei unterhaltsamen Lernvideos stärker das Gefühl, neues Wissen zu erwerben. Sympathie spielt eine ähnliche Rolle. Personalisierung trägt ebenfalls zur Erfolgsquote von Wissenschaftsvideos bei. Laut Bucher schaffen LaiInnen diese oft besser als WissenschaftlerInnen: Erfolgreiche YoutuberInnen orientieren sich mit der Auswahl und Aufbereitung ihrer Themen an den ZuseherInnen und schaffen so besonders publikumsrelevante Inhalte und der/die SprecherIn fungiert als Anchor-Man oder Anchor-Woman. Als positives Beispiel nennt Bucher etwa die erfolgreiche Science-Influencerin Mai Thi Nguyen-Kim, die in ihrem maiLab Themen aus den Bereichen der Natur- und Gesellschaftswissenschaften erörtert und über eine Million AbonnentInnen aufweist. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie betrifft die Anschlusskommunikation auf Youtube, also die Kommentare unter den Videos. ZuseherInnen haben den Wunsch, die Videoinhalte nach dem Ansehen sachlich zu diskutieren und sich darüber auszutauschen.

 

Dos und Don'ts bei der Videogestaltung

Für die Gestaltung eines Lernvideos auf YouTube sind zunächst folgende Fragen zu klären: „Wer ist mein Publikum?" und „Wofür soll das Videoformat geeignet sein?". Zu bedenken ist außerdem, dass sich die Aufmerksamkeit der ZuseherInnen immer nur auf eine optische Quelle richten kann. Zu viele visuelle Informationsquellen, wie Grafiken, Personen oder Gegenstände im Hintergrund, überfordern die ZuseherInnen schnell. Es braucht daher eine gute Ausgewogenheit zwischen ModeratorIn und Visualisierungen bzw. sollten ErstellerInnen von Animationsvideos Stimme und Bilder gut miteinander in Einklang bringen. Wissenserwerb durch Lernvideos gelingt laut Studie dann am besten, wenn die Informationsdichte gering ist und das Wissen in mehreren kleinen Informationspaketen präsentiert wird.

 

Boy, B.; Bucher, H.-J.; Christ, K. (2021): Audiovisual Science Communication on TV and YouTube. How Recipients Understand and Evaluate Science Videos. Frontiers in Communication.

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