Publikation: So steht es um digitale Bildung in Österreich

27.08.2021, Text: Birgit Aschemann und Martina Lindsberger
Im Heft "Medienimpulse" beleuchten Erziehungswissenschafter die Entwicklung der globalen Bildungsindustrie und warnen vor einer Abhängigkeit von Konzernen.
Globale Bildungsindustrie
Globale Bildungsindustrie – eine dynamische Entwicklung
Montage: Pixabay Lizenz, Mohamed Hassan, https://pixabay.com/
Die Corona-Situation hat nicht nur die Digitalisierung im Bildungsbereich, sondern auch bindungsindustrielle Entwicklungen rasch vorangetrieben, meinen Theo Hug und Reinhold Madritsch in ihrem aktuellen Beitrag zum Stand der digitalen Bildung in Österreich, der im Heft „Medienimpulse" erschienen ist.

 

Aktuelle Digitalisierungsinitiativen begünstigen den Autoren zufolge hauptsächlich internationale IT-Konzerne; Bildungspolitik und Bildungseinrichtungen setzen zufolge vor allem auf Produkte von Großkonzernen wie Microsoft, Apple oder Google. Die so entstehenden Abhängigkeiten von bestimmten Plattform- und Softwarelösungen sehen die Autoren als problematisch an.

 

Wer profitiert von Digitalisierungsinitiativen?

Tech-Giganten gehe es nicht in erster Linie um qualitätsvolle Bildung oder soziale Nachhaltigkeit, so Madritsch und Hug. Vielmehr streben sie die Marktführerschaft an und sind – wie jeder Betrieb in der freien Marktwirtschaft - profitorientiert. Das legt den Autoren zufolge nahe, dass es zu institutionellen Verflechtungen und Interessenskonflikten kommen kann. Digitalisierungsinitiativen können über Vereine initiiert werden, hinter denen in Wahrheit Big Player stehen. Daher gelte es stets zu hinterfragen, welche Firmen hinter den jeweiligen Initiativen stehen.

 

Wie kommerziell ist unser Bildungswesen?

Der Beitrag beleuchtet kritisch die Kommerzialisierung des Bildungswesens und damit auch die Entwicklung von Zertifizierungen ohne nachvollziehbare Standards und Leistungsnachweise. Als Beispiel nennen die Autoren den Europäischen Computerführerschein (ECDL). Der Hauptteil der zu absolvierenden Module wird ausschließlich mit Microsoft-Produkten geprüft. Auch Verlage für Unterrichtsliteratur sind den Autoren zufolge zumeist profitorientiert und auf Big Player zugeschnitten.

 

Welchen Beitrag kann die Erwachsenenbildung leisten?

Theo Hug und Reinhold Madritsch plädieren für mehr Forschung auf dem Gebiet der digitalen Bildung sowie für eine breitere medientechnologische Diversität. Auch im Prinzip der partizipativen Gestaltung sehen die Autoren großes Potential, welches im Sinne von innovativen Entwicklungen hinsichtlich digitalisierter Bildung noch weiter ausgebaut und gefördert werden könnte.

 

Der Beitrag zeigt, wie wichtig Medienbildung, Kritikfähigkeit und Selbstbestimmung sind. Genau diesen Bereich kann die Erwachsenenbildung gut abdecken, indem sie kritisch über Tendenzen und Entwicklungen informiert und die kritische Medienkompetenz fördert.

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