Publikation untersucht Mediennutzung von ErwachsenenbildnerInnen

30.04.2021, Text: Birgit Aschemann und Bianca Halb, Redaktion/CONEDU
Lehrende in der Erwachsenenbildung brauchen zeitgemäße Medienkompetenzen, um lebenslange Bildungsprozesse unterstützen zu können. Ricarda Bolten-Bühler zeigt in ihrer Dissertation, wie der mediale Habitus die medienpädagogische Professionalisierung beeinflussen kann.
Damit Lehrende einen Zugang zur medienpädagogischen Professionalisierung finden, ist eine offene Einstellung digitalen und analogen Medien gegenüber nötig.
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Ricard Bolten-Bühler, Autorin und Mitarbeiterin an der Europäischen Fernhochschule Hamburg, verfolgt in ihrer Dissertation die Klärung zweier Fragen: erstens, welche medialen Habitusformen es unter Lehrenden in der Erwachsenenbildung gibt und zweitens, ob ein Zusammenhang zwischen diesen Habitus-Formen und der individuellen medienpädagogischen Professionalisierungs-Entscheidung existiert.

 

Dieser Blickwinkel ist neu und ermöglicht Bildungsanbietern eine bessere Personalplanung und Personalentwicklung.

 

Der mediale Habitus als Produkt der Sozialisation

Als Habitus wird die Gesamtheit der Erfahrungen eines Individuums als Resultat der Interaktion mit seiner Umwelt verstanden. Wie, wann und wo man aufwächst, ist also entscheidend, denn in jedem Milieu/jeder Familie werden unterschiedliche Werte, Meinungen und Einstellungen vermittelt. Der mediale Habitus ist ein Teil dieses Gesamthabitus und meint die spezifischen Erfahrungen und Herangehensweise des Individuums in Bezug auf Medien und ihre Nutzung. Dabei hat nicht nur das Elternhaus einen Einfluss auf den medialen Habitus, sondern dieser wird – gleich dem Gesamthabitus – auch durch Erfahrungen in der Jugend und im Erwachsenenalter geprägt. Der (mediale) Habitus ist daher kein starres Konstrukt, sondern veränderbar.

 

Medialer Habitus von ErwachsenenbildnerInnen ist veränderbar

Die Forschungsergebnisse von Bolten-Bühler zeigen, dass es im Berufsfeld der Lehrenden keinen starren medialen Habitus gibt, sondern dass dieser sich im Lauf der Berufsausübung – abhängig vom Grad der aktuellen Digitalisierung und dem subjektiven Empfinden eines Mehrwerts – entwickelt.

 

Alle Interviewten stehen digitalen Medien generell offen gegenüber und weisen eine hohe Medienkompetenz auf. Nur bei einem Teil davon ist das auf die Primärsozialisation zurückzuführen. Bei einigen der Befragten waren biographische Brüche erkennbar, und eben diese Personen möchten bei ihren Teilnehmenden gezielt Medienkompetenzen fördern, obwohl sie selbst nicht durch ihre Herkunftsfamilie digital geprägt wurden. Dies legt nahe, dass aufgrund der biographischen Brüche eine besondere Flexibilität im Umgang mit neuen Herausforderungen entwickelt wurde, die sich im Sinne einer Habitus-Transformation auch auf den medialen Habitus überträgt.

 

Medialer Habitus und Medienverwendung in der Lehre

Die Arbeit lässt den Schluss zu, dass es einen Zusammenhang zwischen dem medialen Habitus und der medienpädagogischen Professionalisierung sowie des Medieneinsatzes in Lehrsituationen gibt. Damit Lehrende einen Zugang zur medienpädagogischen Professionalisierung finden, ist eine offene Einstellung digitalen und analogen Medien gegenüber nötig. Sie müssen also einen Sinn im Einsatz von Medien für Lehrsituationen sehen.

 

Methode und Stichprobe

Zur Klärung der Forschungsfragen wurde eine Kombination mehrerer qualitativer Forschungsmethoden verwendet. Als erster Schritt wurden zehn Interviews mit narrativen Teilen geführt. Anschließend fertigten die Interviewten händische Zeichnungen an, die den chronologischen Prozess der Medienaneignung veranschaulichten. Als nächstes wurde ein kostenloser Weiterbildungsworkshop im Bereich medienpädagogischer Professionalisierung angeboten, welcher von fünf der zehn Interviewten genutzt wurde. Danach wurde eine Gruppendiskussion durchgeführt.

 

Bolten-Bühler, Ricarda (2021): Medialer Habitus von Lehrenden in der Erwachsenenbildung. Biografische Analysen medienpädagogischer Professionalisierung. wbv Media GmbH & Co.KG, Bielefeld. 252 Seiten, ISBN: 978-3-7639-6172-6. Paperback € 49,90 / PDF kostenlos.

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