OECD-Publikation untersucht Potential des Online-Lernens für Erwachsene

18.09.2020, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Angesichts der Covid-19 Krise haben Online-Lernaktivitäten stark zugenommen. Die OECD hat zentrale Potentiale und Herausforderungen für die Erwachsenenbildung in einem aktuellen Papier zusammengefasst.
Während der Covid-19 Krise wurden Potentiale, aber auch Herausforderungen des Online-Lernens deutlich.
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Während detaillierte Evaluierungen rund um die Covid-19 Krise noch ausstehen, bestätigt eine erste Überblicksarbeit der OECD vom Juli 2020 die individuelle Wahrnehmung vieler Fachpersonen: das Online-Lernen hat im Frühjahr 2020 stark zugenommen. Das hängt zum einen damit zusammen, dass Kurse, die in Präsenz begonnen haben, online fortgeführt wurden. Zum anderen wurden ArbeitnehmerInnen während der Kurzarbeit dazu ermutigt, die freie Zeit zur Weiterbildung zu nutzen. Die Krise als Belastungstest hat gezeigt, was online alles möglich ist. Gleichzeitig hat sie deutlich gemacht, dass mancherorts unzureichende Infrastruktur oder fehlende digitale Kompetenzen dem erfolgreichen Online-Lernen nach wie vor im Weg stehen.

 

Sieben zentrale Handlungsfelder

Online-Lernen in der Erwachsenenbildung voranzutreiben, hat laut der aktuellen OECD-Publikation große Vorteile: so können dadurch potentiell mehr Lernende erreicht werden – wobei die Qualität nicht zugunsten der Kosteneffizenz vernachlässigt werden darf. Um Online-Lernen langfristig zu stärken, hat die OECD sieben zentrale Handlungsfelder definiert:

 

Grundlegende digitale Kompetenzen entwickeln

Bisher nehmen hauptsächlich (aber nicht nur) Lernende mit hoher digitaler Kompetenz am Online-Lernen teil. Insgesamt bewegt sich der Anteil an Online-Lernenden zwischen 6% (Frankreich) und 40% (Litauen), bezogen auf 100% WeiterbildungsteilnehmerInnen. Als Beispiele guter Praxis für den digitalen Kompetenzaufbau bei Erwachsenen werden Programme wie „Digital Skills Partnership" im Vereinigten Königreich genannt.

 

Online-Lernende motivieren

Der Bericht bezieht sich in diesem Punkt auf Erhebungen aus Massive Open Online Courses (MOOCs), deren Abschlussraten tendenziell niedriger sind als jene von Präsenzkursen. Möglichkeiten zur Interaktion mit anderen Lernenden werden ebenso als Lösung vorgeschlagen wie die Anerkennung des Gelernten mit digitalen Abzeichen (Badges).

 

Das Angebot an Online-Kursen erweitern

Die meisten bisher verfügbaren Online-Kurse sind vor allem für „white-collar jobs", also Berufe im Angestelltenbereich, relevant. Neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) könnten hier in Zukunft helfen, auch handwerkliche Fähigkeiten vermehrt (und über informelle Tutorials hinaus) online zu vermitteln.

 

Lehrpersonen weiterbilden, damit sie effektiv online unterrichten können

TrainerInnen, die bisher vorwiegend Präsenzkurse abgehalten haben, sollen besondere Unterstützung erhalten, um qualitätsvolle Online-Kurse abhalten zu können. Hier hat sich durch Corona gezeigt, dass die öffentliche Unterstützung (in unterschiedlicher Form) von großer Bedeutung für das Fortführen von Bildungsangeboten war: Manche Länder haben Plattformen für Bildungsanbieter bereitgestellt, Förderungen gewährt oder Lehrende mit kostenlosen Ressourcen unterstützt. In Ländern wie z.B. Südkorea werden derzeit Curricula für die Ausbildung von TrainerInnen entwickelt, die auf Online-Lehre ausgerichtet sind.

 

Effektive Testmethoden und Zertifikate entwickeln

Der Bericht empfiehlt, Überprüfungen und Tests in Online-Kurse zu integrieren und digitale Kompetenzen per Zertifikat zu bestätigen. Das soll dazu beitragen, dass die Anerkennung von Online-Bildung am Arbeitsmarkt zunimmt.

 

Qualitätssicherungsmechanismen für Online-Lernen etablieren

Online-Kurse sollen für TeilnehmerInnen wertvoll sein. Ob es ein Qualitätssicherungssystem speziell für Online-Kurse braucht und wie dieses aussehen könnte, bleibt im Bericht offen. Die Erfahrung aus Österreich zeigt, dass es bereits möglich ist, Online-Angebote im Rahmen bestehender Qualitätssiegel anerkennen zu lassen.

 

Digitale Infrastruktur stärken

Unzureichende Infrastruktur und schlechter Internetzugang können bestehende Ungleichheiten verstärken, so der Bericht. Während der Covid-19 Krise wurden in einigen Ländern Überlegungen angestellt, Internetzugang als grundlegenden Service für alle BürgerInnen zur Verfügung zu stellen. In der Praxis sei es hilfreich, nicht ausschließlich auf Live-Online-Veranstaltungen zu setzen, um auch Lernenden, die ihren PC oder ihr Smartphone mit anderen teilen müssen, die Teilnahme zu ermöglichen.

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