Deutscher Bildungsbericht ortet Bedarf an digitaler Professionalisierung

10.08.2020, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Durch Corona hat die Digitalisierung in der Weiterbildung einen Schub bekommen. Um den Kompetenzerwerb des Fachpersonals unterstützen zu können, sei eine stärkere Institutionalisierung und Professionalisierung im Train-the-Trainer-Bereich wünschenswert, so die StudienautorInnen.
Lehrende nutzen häufig informelle Möglichkeiten, um sich im digitalen Bereich weiterzubilden.
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Die Digitalisierung von Lern- und Bildungsangeboten und die damit einhergehenden strukturellen, organisationalen und personalen Herausforderungen zählen derzeit zu den dringendsten Aufgaben für die Erwachsenen- und Weiterbildung, so die AutorInnen des Deutschen Bildungsberichts von Juni 2020. Die Ergebnisse der Studie beziehen sich auf Deutschland und bieten Anhaltspunkte für die Situation in Österreich.

 

Corona-Krise als Treiber, Geschäftsmodelle als Frage

Der Einsatz digitaler Medien ist in der Weiterbildung mittlerweile weit verbreitet und wird vom Großteil der befragten Einrichtungen (86%) als notwendig für eine erfolgreiche Zukunft eingeschätzt. Digitale Medien sind dabei sowohl Lehr-Lern-Gegenstand als auch Lernmittel und Werkzeug.

 

Fallstudien legen nahe, dass vor allem der didaktisch zielgerichtete Einsatz digitaler Medien den Lernerfolg positiv beeinflusst. Die Lernenden selbst geben an, dass sie vor allem die digitale Bereitstellung von Lernmaterialien und die Nutzung digitaler Werkzeuge für Recherche und Kommunikation als unterstützend wahrnehmen.

 

Trotz der voranschreitenden digitalen Transformation sei die Weiterbildung vor Ort nach wie vor hoch relevant, so die StudienautorInnen. Die derzeitigen Geschäftsmodelle seien stark an Unterrichtszeiten gebunden, die in Bildungseinrichtungen verbracht werden. Die Corona-Krise im Frühjahr 2020 habe digitalen Bildungsangeboten jedoch einen Schub verliehen – wie sich das langfristig auf die Geschäftsmodelle auswirken wird, sei jedoch noch zu beobachten.

 

Digitale Kompetenzen des Fachpersonals immer wichtiger

Von ErwachsenenbildnerInnen werden zunehmend Kompetenzen für den didaktisch begründeten Einsatz digitaler Medien gefordert. LeiterInnen von Weiterbildungseinrichtungen bestätigten im Rahmen des Bildungsberichts, dass sie digitale Kompetenzen als wichtiges Kriterium bei der Personalauswahl ansetzen. Gefragt sind vor allem Kenntnisse über den aktuellen Datenschutz, die Fähigkeit zum didaktisch zielgerichteten Einsatz digitaler Medien und zur kritischen Reflexion des didaktischen Nutzens, aber auch Kenntnisse in der Handhabung der digitalen Infrastruktur.

 

Welche Kompetenzen das Weiterbildungspersonal mitbringt, sei jedoch schwer zu beurteilen. In einer Studie von Rohs et al (2019) gaben 45% von 662 befragten Lehrpersonen an, noch nie oder nicht innerhalb der letzten 5 Jahre an einer Fortbildung zum Umgang mit digitalen Medien teilgenommen zu haben. Immerhin nutzen Lehrende häufig informelle Möglichkeiten, um sich im digitalen Bereich weiterzubilden, wie die Daten aus dem Monitor Digitale Bildung (2017) nahelegen. Eine Professionalisierung sei wünschenswert, so das Fazit des Bildungsberichts: es brauche schnell niedrigschwellige, qualitätsgeprüfte Fortbildung und Beratung für ErwachsenenbildnerInnen, um die pädagogische Qualität von Weiterbildungen zu sichern.

 

Über den Deutschen Bildungsbericht 2020

Der Deutsche Bildungsbericht erscheint alle zwei Jahre und bietet einen Überblick über die Bildungslandschaft von der frühkindlichen Bildung bis hin zur Weiterbildung im Erwachsenenalter. Im Kontext von Digitalisierung und Erwachsenenbildung sind insbesondere Kapitel G – Weiterbildung und Lernen im Erwachsenenalter – sowie Kapitel H – Bildung in einer digitalisierten Welt – von Interesse.

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