Buchbeitrag: Medienpädagogische Professionalisierung des EB-Personals

22.01.2020, Text: Simone Müller, Redaktion/CONEDU
Bildungswissenschafter Matthias Rohs befasst sich in seinem Buchbeitrag mit der Veränderung der Berufsrolle von ErwachsenenbilderInnen und deren digitaler Kompetenzentwicklung.
Das Berufsbild von ErwachsenenbildnerInnen verändert sich, und damit auch die Kompetenzanforderungen an sie.
Foto: CC0 Public Domain, https://piqsels.com
Die medienpädagogische Kompetenz sowie die Rolle digitaler Medien rücken derzeit verstärkt in den Mittelpunkt von Diskussionen über professionelles erwachsenenbildnerisches Handeln. In seinem Beitrag im Sammelband „Digitalisierung und Lernen. Gestaltungsperspektiven für das professionelle Handeln in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung" befasst sich Matthias Rohs, Bildungswissenschaftler und Professor für Erwachsenenbildung an der TU Kaiserslautern, mit veränderten Kompetenzanforderungen im Erwachsenenbildungsbereich, einem sich wandelnden Berufsbild und der Frage, wie sich ErwachsenenbildnerInnen die benötigten Kompetenzen aneignen können.

 

Technisches Können allein greift zu kurz

Um professionelles pädagogisches Handeln unter den Bedingungen der Digitalisierung zu fördern, sollte digitale Kompetenz von ErwachsenenbildnerInnen nicht auf die Bedienung von IKT-Anwendungen reduziert werden, fordert Rohs. Befunde aus Schweizer Studien zeigen jedoch, dass Bildungseinrichtungen von Bildungspersonal oft vorwiegend Anwenderkenntnisse fordern. Dabei komme die Reflexion der gesellschaftlichen Aspekte des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien zu kurz, so der Autor. Problematisch daran ist, dass so die Frage nach allgemeinen Leitlinien qualitätsvollen pädagogischen Handelns unter den Bedingungen der Digitalisierung unbeantwortet bleibt.

 

Vom Lehren zum Begleiten

Erwachsene lernen zunehmend selbstgesteuert und individualisiert – digitale Lehr-/Lernsettings eignen sich hierfür besonders gut. Aufgrund dieses Trends vermutet der Autor, dass die medienbezogene Kompetenz von ErwachsenenbildnerInnen in Zukunft eine massive Aufwertung erfahren wird und dass sich traditionelle Aufgabenbereiche und Handlungsrepertoires verändern und erweitern werden. So kommt den ErwachsenenbildnerInnen in digitalen Lernumgebungen weniger die Rolle der VermittlerInnen zu, sondern eher die der Instructional Designer. Das bedeutet, dass sie digitale Lernumgebungen gestalten und einzelne Aspekte – wie zum Beispiel die Instruktion - an Technologien auslagern. Weiterhin zuständig sind sie aber für die inhaltliche didaktische Qualitätssicherung genau wie für die An- und Begleitung der Lernenden. Generell verändert sich die Rolle der ErwachsenenbildnerInnen hin zu LernbegleiterInnen, die Teilnehmende auch in ihrer Selbststeuerung beim Lernen sowie bei informellen Lernprozessen unterstützen.

 

Professionalisierung muss auf Reflexion und Gestaltung setzen

Für den digitalen Kompetenzaufbau in der Erwachsenenbildung müssen entsprechende Inhalte in den Curricula von Aus- und Weiterbildungen systematisch integriert werden und verbindlichen Standards folgen, schlussfolgert Rohs. Da ein großer Teil der Medienkompetenz informell entwickelt wird, braucht es auch dafür förderliche Strukturen. Dazu zählen Möglichkeiten zum Erfahrungsaustauch und zur Vernetzung. Zudem fordert der Autor, die Reflexion des eigenen Medien-Erfahrungen stärker in Aus- und Weiterbildungen zu berücksichtigen. Die eigene Mediensozialisation hat nämlich einen entscheidenden Einfluss darauf, wie erfolgreich sich ErwachsenenbildnerInnen im Laufe ihres beruflichen und privaten Lebens medienbezogene Kompetenzen aneignen.

 

Rohs, Matthias (2019): Medienpädagogische Professionalisierung des Weiterbildungspersonals. In: Haberzeth, Erik / Sgier, Irina (Hg.): Digitalisierung und Lernen. Gestaltungsperspektiven für das professionelle Handeln in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung. Reihe: Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung, Band 8. Bern: hep verlag. S. 119-136, CHF 32,00. ISBN: 978-3-0355-1334-9

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