QYCGuidance – Von der Bildungs- und Berufsberatung zur Selbstanleitung
Um sich im Netz erfolgreich zu bewegen und zu orientieren, benötigen allerdings sowohl Rat- und Informationssuchende als auch Berater/innen entsprechende Kompetenzen zur Nutzung solcher Medien und zur sinnvollen und effizienten Selbstanleitung. Bildungs- und Berufsberater/innen sollten außerdem in der Lage sein, ihren Kundinnen und Kunden mit Tipps und Anleitungen zur Seite zu stehen. Dazu gehört nicht nur aktuelles Know-how über Tools und Anwendungen, sondern auch die Medienkompetenz, mit diesen effizient umzugehen (z.B. intelligente Suchstrategien, Auswahl und Beurteilung der Informationen und Informationsquellen). Moderne Medienkompetenz und Anleitung zur Selbstanleitung werden damit wichtige Bestandteile im Beratungsprozess.
Daraus resultiert die Frage, in welchem Ausmaß die Bildungs- und Berufsberater/innen mit dieser erforderlichen Medienkompetenz vertraut sind.
Das Projekt
Das Erasmus+ Projekt QYCGuidance (Qualität in der Bildungs- und Berufsberatung für Jugendliche und aktuelle Medienkompetenz) widmet sich dieser Fragestellung und berücksichtigt den Zugang aus Sicht der Beratungspersonen wie auch aus Sicht der Beratungsorganisationen. Durch die Entwicklung von Lernergebnissen (LE), Qualitätsindikatoren (QI) und Tools zur Beurteilung und Selbstevaluierung der Medienkompetenz von Bildungs- und Berufsberaterinnen und -beratern soll Bewusstsein für die Bedeutung dieser Anforderungen an Beratungsprozesse und Berater/innen geschaffen werden und die Möglichkeit die vorhandenen Kompetenzen (selbst) zu evaluieren.
Ziel des Projekts
ist die Entwicklung der Fertigkeiten und Kompetenzen der Berater/innen auf dem Gebiet der sogenannten Selbstanleitung und der Medienkompetenz zu fördern.
QYCGuidance wurde 2014 vom bulgarischen Projektkoordinator Student Computer Art Society (SCAS) initiiert und läuft bis August 2016. Am Projekt sind 6 Partnerorganisationen aus 4 Ländern beteiligt: Bulgarien, Litauen, Österreich und Türkei. Für Österreich ist das ibw - Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft mit an Bord.
Ergebnisse und Produkte
Auch wenn das Projekt auf Bildungs- und Berufsberatung für Jugendliche fokussiert, sind die Ergebnisse und Produkte für die unterschiedlichsten Beratungskontexte und Zielgruppen nutzbar.
Folgende Ergebnisse und Produkte wurden bzw. werden im Projekt entwickelt:
- Neue Lernergebnisse (LE) und Qualitätsindikatoren (QI) in Bezug auf moderne Medienkompetenz und Selbstanleitung. Die LE wurden auf Grundlage der im Leonardo da Vinci Projekt MEVOC entwickelten Kompetenzstandards weiterentwickelt und um drei Schwerpunktbereiche ergänzt: (1) Grundlagen der IKT und digitalen Medien; (2) Selbstanleitung und Medienkompetenz; (3) Selbstanleitung und Medienkompetenz für benachteiligte Jugendliche.
Zur Beschreibung der QI für den Beratungsprozess wird ein Fünf-Schritte-Qualitätsansatz verwendet, der folgende Phasen umfasst: (1) Kontext (das Umfeld, die politische, rechtliche, wirtschaftliche Situation); (2) Input (die Ressourcen, Kenntnisse, Erfahrungen); (3) Prozess (der Beratungsprozess); (4) Output (die konkret erzielten Resultate); (5) Ergebnis (die langfristige Wirkung).
Die Operationalisierung der QI umfasst auch, in welchen Einheiten der QI gemessen werden kann, wie die Messung erfolgen kann und welches Zufriedenheitslevel erreicht werden sollte.
- Selbstevaluierungstools zur Beurteilung der Kenntnisse der Berater/innen auf dem Gebiet der Selbstanleitung und Medienkompetenz. Die Tools umfassen zu den drei oben genannten Themenbereichen jeweils einen Online-Fragebogen und ein Computerspiel. Die Online-Fragebögen beinhalten zu jedem Thema rund 20 Fragen weitgehend in Form von Multiple-Choice-Aufgaben. In den Spielen werden in unterschiedlichen Szenen einige Aspekte des jeweiligen Schwerpunktes behandelt.
- Handbuch mit theoretischen und praktischen Informationen und Beispielen, was Bildungs- und Berufsberater/innen bei der Beratung berücksichtigen sollten, damit Ratsuchende die modernen Medien zur Berufsorientierung, Arbeitssuche und Stellenbewerbung effizient nutzen können. Das Handbuch umfasst auch die im Projekt entwickelten LE und QI sowie eine Anleitung für die Nutzung der Selbstevaluierungstools.
Die LE und QI sind bereits auf der Webseite zugänglich. Das Selbstevaluierungstool ist derzeit in einer Testversion zugänglich und wird noch weiter optimiert. Für die Nutzung der Selbstevaluierungstools ist eine Registrierung erforderlich. Das Handbuch wird spätestens im Juli 2016 verfügbar sein.
Termin-Aviso
Am 19. Mai 2016 (13.00 bis 17.00 Uhr) werden die Projektergebnisse im Rahmen eines Fachseminars in Wien vorgestellt. Interessierte können sich bereits bei Wolfgang Bliem (bliem@ibw.at, 01 545 16 71-10) vorinformieren bzw. anmelden. Die Teilnahme ist kostenlos. Einladung und Programm werden in Kürze auf der der ibw-Homepage bereitgestellt.
Verwandte Artikel
Medien- und Informationskompetenz kreativ vermitteln
Mit lebensnahen Methoden lässt sich kritische Medienkompetenz an heterogene Zielgruppen vermitteln. Das Projekt EXPLORE – New Horizons gibt Anregungen dafür. Im Fokus stehen u.a. die Themen KI und Medienreflexion.Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für mehr Medienkompetenz
Soziale Medien stellen eine Gefahr für Demokratien dar. Auch Erwachsene benötigen die Fähigkeit, kritisch damit umzugehen. Eine Arbeitsgruppe der ÖAW fordert Bildungsangebote und politische Regulation.Jetzt bewerben: European Digital Skills Awards 2024
Bis 2. April 2024 können sich Organisationen mit einem Projekt zur Förderung digitaler Kompetenzen für die Auszeichnung der Digital Skills and Jobs Plattform der Europäischen Kommission bewerben.Bildungs- und Berufsberatung bei der Bildungsmesse BeSt³ in Wien
Vom 7. bis 10. März 2024 können sich Interessierte kostenlos bei der BeSt³ beraten lassen. Für Erwachsenenbildende gibt es Beratungsangebote zu Weiterbildung und Zertifizierung.Digitale Medienkompetenz: finden oder selbst anbieten
Im Medienkompetenz-Atlas Österreich finden Interessierte zahlreiche Projekte zum Thema Medienkompetenz und können eigene einreichen.Menschen brauchen Anerkennung, Kompetenz braucht Anerkennung
Der Kompetenz-Begriff ist allgegenwärtig, die Validierung von Kompetenzen dennoch nur ein Nischen-Thema. Ein Plädoyer für einen breiten Einsatz von Validierungsverfahren.