BFI-Bildungsstatistik 2015: Gute Bilanz in schwierigem Wirtschaftsjahr

15.04.2016, Text: Katharina Moser, BFI Österreich
Über 200.000 TeilnehmerInnen absolvierten an den Berufsförderungsinstituten (BFI) rund 17.000 Aus- und Weiterbildungen mit fast 2,4 Mio. Unterrichtseinheiten.
Unterrichtseinheiten am BFI
Diagramm: BFI Österreich
Sparstift bei geförderten Qualifizierungen
Nach den kontinuierlichen Zuwächsen der letzten Jahre gab es im Jahr 2015 leichte Rückgänge. Diese betrafen vor allem die durch das Arbeitsmarktservice (AMS) finanzierten Aus- und Weiterbildungen. Die BFIs führten 2015 um 15 % weniger AMS-geförderte Kurse durch als im Jahr davor. "Wir haben aufgrund der Umgestaltung der aktiven Arbeitsmarktpolitik mit einem Rückgang gerechnet", meint dazu der Geschäftsführer des BFI Österreich, Dr. Michael Sturm. "Erfreulicherweise ist dieser jedoch geringer ausgefallen als erwartet. Von den österreichweit rund 17.500 Bildungsveranstaltungen des BFI wurden 73 % auf dem freien Markt angeboten, wo das Interesse an unseren Aus- und Weiterbildungen auch 2015 groß blieb. Sechs von zehn Teilnahmen entfielen auf das frei finanzierte Kurssegment."

 

Umschichtungen im AMS-Budget
Mit 2.394.861 Unterrichtseinheiten — die relevante Kennzahl für das Schulungsvolumen — liegt das BFI weiterhin klar an der Spitze der österreichischen Erwachsenenbildungseinrichtungen. AMS-finanzierte Qualifizierungen machen bundesweit, ähnlich wie schon in den Vorjahren, zwar nur 27 % der Bildungsveranstaltungen, aber 76 % der Unterrichtseinheiten aus. "Mit diesen Zahlen wird untermauert, dass die BFIs im Auftrag des AMS hauptsächlich länger dauernde und nachhaltig verwertbare Aus- und Weiterbildungen durchführen", erläutert Sturm. 2015 war die neue Schwerpunktsetzung in der aktiven Arbeitsmarktpolitik für alle SchulungspartnerInnen des Arbeitsmarktservice spürbar. Trotz der generell steigenden Arbeitslosenzahlen floss ein beträchtlicher Teil der Mittel in Form von Eingliederungsbeihilfen an Unternehmen für die Einstellung älterer Arbeitsuchender — zu Lasten der Qualifizierungsmaßnahmen.

 

Frei finanzierte Kurse weiterhin gut ausgelastet
Im frei finanzierten Kurssegment konnte sich das BFI mit 12.608 Bildungsveranstaltungen, 121.598 Teilnahmen und 565.849 Unterrichtseinheiten gut behaupten. Wie in den Vorjahren fanden die meisten Lehrveranstaltungen in den Bereichen Sprachen (19 %), Berufsreifeprüfung/zweiter Bildungsweg und Technik/Ökologie/Sicherheit (je 18 %) statt. Zuwächse gegenüber 2014 verzeichneten vor allem der Fachbereich Tourismus/Gastronomie (+12 %) und die Werkmeisterschulen (+7 %). In den Letzteren stieg der Frauenanteil von 3 % auf beachtliche 12 %. Insgesamt erreichte das BFI gleich viele Männer wie Frauen (je 50 %). Die Geschlechterverteilung in den einzelnen Berufssparten blieb aber auch im Jahr 2015 weitgehend traditionell: In den Ausbildungen für Logistik/Transport/Verkehr und Technik/Ökologie/Sicherheit waren acht von zehn TeilnehmerInnen Männer, in den Bereichen Gesundheit/Soziales/Wellness und Pädagogik/Beratung war das Geschlechterverhältnis fast genau umgekehrt.

 

Steigende Nachfrage bei Basisbildungs- und Pflichtschulabschlusskursen
Im Jahr 2015 fanden an den Berufsförderungsinstituten österreichweit 69 Alphabetisierungskurse statt. Zielgruppe waren sowohl Zugewanderte — etwa aus Ländern mit anderen Schriftsystemen — als auch Personen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten. Laut der letzten PIAAC-Studie 2011/12 haben mehr als 900.000 Erwachsene in Österreich trotz absolvierter Schulpflicht Probleme beim sinnerfassenden Lesen. Im Rahmen der Bund-Länder-Initiative zur Förderung grundlegender Bildungsabschlüsse für Erwachsene boten die BFIs in Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, der Steiermark und Tirol außerdem akkreditierte Basisbildungslehrgänge an. Zum Bereich der Basisbildung werden der Erwerb bzw. die Förderung von Lernkompetenz, Kompetenz in Deutsch und einer weiteren Sprache (Sprechen, Lesen, Schreiben), Rechnen und der Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) gezählt. Weiters führten die BFIs 33 Lehrgänge zur Vorbereitung auf den Pflichtschulabschluss und mehr als 500 EDV-Grundkurse durch. "Eine solide Basisbildung verringert das Risiko der Arbeitslosigkeit und ist der Einstieg in jeden weiterführenden Bildungsweg. Hier erfüllt die Erwachsenenbildung eine zunehmend wichtige Ergänzungsfunktion zum Schulsystem", so Sturm.

 

Überbetriebliche Lehrausbildung und außerordentlicher Lehrabschluss
Mit über 4.700 Ausbildungsplätzen in der überbetrieblichen Berufsausbildung ist das BFI einer der größten österreichischen Lehrlingsausbilder. 2015 standen in der Lehrausbildung gemäß § 30b des Berufsausbildungsgesetzes (BAG) 3.744 Plätze und in der integrativen Berufsausbildung gemäß § 8b BAG 980 Plätze zur Verfügung. Die meisten Lehrlinge bildet das BFI Niederösterreich aus, gefolgt von den BFIs in Oberösterreich, der Steiermark und Wien. Zur Auswahl standen 89 Lehrberufe. Die Schwerpunkte lagen auf verschiedenen kaufmännischen Berufen und im Technikbereich, wo die Nachfrage nach gut qualifizierten Fachkräften auch in Zeiten geringen Wirtschaftswachstums groß bleibt. Für Erwachsene boten die BFIs im vergangenen Jahr FacharbeiterInnen-Intensivausbildungen und Vorbereitungskurse für Lehrabschlüsse in 66 Berufen von BerufskraftfahrerIn bis ZahntechnikerIn an. Die TeilnehmerInnen bereiteten sich, je nach einschlägigen Vorkenntnissen, in rund 400 sechs- bis 17-monatigen Kursen auf die außerordentliche Lehrabschlussprüfung vor.

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