Trainingshandbuch für MitarbeiterInnen Freier Medien entwickelt

22.01.2016, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Freie Medien wollen künftig qualitativ und international vergleichbar ausbilden. Frei verfügbare Schulungsunterlagen machen's möglich.
Foto: Freequenns
MitarbeiterInnen Freier Medien fördern
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Freie, nichtkommerzielle Medien leisten einen essentiellen Beitrag zur öffentlichen Meinungsbildung und sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft. Trotz ihrer zivilgesellschaftlichen Bedeutung - etwa für Information und Ausbildung - haben sie oft mit strukturellen Problemen zu kämpfen. Eine dieser Herausforderungen ist es, MitarbeiterInnen qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu bieten und so deren berufliche Chancen langfristig zu verbessern.

 

Geht es nach Projektkoordinatorin Hilde Unterberger und ihren internationalen KollegInnen, so sollen MitarbeiterInnen zukünftig die Möglichkeit haben, in einem Land ihre Grundausbildung und in einem zweiten Land ein Praktikum zu absolvieren, um anschließend in einem dritten Land bei einem Freien Medium zu arbeiten.

 

Harmonisierung von Trainings soll Durchlässigkeit und Qualität erhöhen

Die Geschichte der Freien Medien in Europa zeigt, dass viele Initiativen von Ehrenamtlichen ins Leben gerufen wurden, um BürgerInnen einen niederschwelligen Medienzugang zu ermöglichen und sie zur Partizipation und Ausübung ihrer demokratischen Rechte zu ermutigen. Das heißt auch, dass sich Bildungs- und Erfahrungshintergründe von Menschen, die in den Freien Medien tätig sind, mitunter stark unterscheiden.

 

Eine zweijährige internationale Lernpartnerschaft, bestehend aus elf Radio- und Fernsehinitiativen aus zehn europäischen Ländern, beschäftigte sich daher mit der Harmonisierung und Vergleichbarkeit von Weiterbildungen im Bereich der Freien Medien. Aus Österreich beteiligte sich der Verband Freier Radios von 2013 bis 2015 an dem EU-Projekt. So entstand unter anderem ein Trainingshandbuch, das als Basis für zukünftige Trainingsprogramme dienen soll.

 

Neben der inhaltlichen Arbeit streicht Hilde Unterberger vom Radio Freequenns, die als Projektkoordinatorin die österreichischen Freien Medien vertrat, vor allem den Austausch mit internationalen KollegInnen hervor. "Das Unbezahlbare an solchen Projekten ist eigentlich, wie viel man über die Arbeit der KollegInnen erfährt." Viele würden beispielsweise mit Menschen aus prekären Situationen arbeiten und diesen die Möglichkeit geben, in Medien präsent zu sein. "Da Freie Medien einen wenig institutionalisierten Rahmen darstellen, läuft hier viel auf informeller Ebene, und gerade wenn es darum geht, eine gemeinsame Basis zu schaffen, sind die persönlichen Kontakte unerlässlich", so Unterberger. Für die Zukunft denkt man bereits an Folgeprojekte, die sich beispielsweise um eine gemeinsame Art der Zertifizierung drehen sollen.

 

Beispiel: Trainingsmodul "Mobiles Reporting"

Das Trainingshandbuch soll TrainerInnen einen methodischen und inhaltlichen Rahmen für ihre Unterrichtsplanung bieten - jedoch ohne starre Lehrpläne oder genaue Zeitvorgaben. Der Fokus liegt dabei auf praktischen Beispielen und Aufgaben aus den drei Arbeitsbereichen Management, Moderation und Technik.

Ein Beispiel aus dem Bereich Technik ist das Trainingsmodul zum Thema „Mobiles Reporting“. Das Ziel: TeilnehmerInnen können mithilfe von mobilem Equipment eine externe Sendung aufbauen, sowie ihr Wissen an KollegInnen weitergeben. In Bezug auf die Inhalte empfiehlt das Handbuch, die Verwendung von mobilem Equipment, die relevanten Apps und Technologien, die Einwahl in Rundfunksysteme mittels Fernabfrage, die Erstellung und Verbreitung finaler Produkte sowie Problembehandlung abzudecken. 

 

Projektablauf: Gemeinsam Trainingsmethoden verbessern

Das aktuelle Projekt mit dem Titel COMEPEC begann mit einem Abgleich der Ergebnisse des Vorgängerprojekts mit den Arbeitsrealitäten in den jeweiligen Institutionen. Die ProjektpartnerInnen beschrieben ihre bereits erprobten Trainingsmethoden und bewerteten diese gegenseitig. Ein Probelauf für Trainings mit internationaler Beteiligung fand mit der Organisation von drei gleichzeitig veranstalteten ‚Europäischen Kursen‘ in der Schweiz statt: 33 Beschäftigte von Freien Radios und TV-Stationen aller Partnerländer nahmen daran teil. In diesen Workshops wurden die zuvor in der Theorie erarbeiteten Trainingsvorgaben - über alle kulturellen und sprachlichen Grenzen hinweg - in der Praxis erprobt und die Ergebnisse in einem weiteren Schritt evaluiert.

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