60 Jahre Ring Österreichischer Bildungswerke

24.10.2015, Text: Michaela Habetseder, Salzburger Bildungswerk/Ring ÖBW
Ein Grund zum Feiern, die Vergangenheit zu reflektieren und über künftige Herausforderungen nachzudenken.
Vorstandsvorsitzender G. Signitzer zu Herausforderungen d. Bildungsarbeit
Foto: (C) Ring/Katharina Erich
Vor 60 Jahren wurde der Ring Österreichischer Bildungswerke gegründet. Grund genug, dieses Jubiläum in Wien mit Kolleginnen und Kollegen aus den KEBÖ-Verbänden, dem Bildungsministerium und dem Bundesinstitut für Erwachsenenbildung sowie den vielen Kooperationspartnern zu feiern. Dabei wurde die Vergangenheit reflektiert und über die künftigen Herausforderungen nachgedacht.

 

Bürgernah, ehrenamtlich und vorsichtig gegenüber Bürokratisierung
Zu Beginn der Jubiläumsveranstaltung warf die Generalsekretärin des Rings Österreichischer Bildungswerke Angela Bergauer eine Blick zurück: "Ein Jubiläum braucht Rückbesinnung und die Reflexion der Ereignisse". Ausgehend von den Gründungsideen der Bildungswerke - "zweckfreie Allgemeinbildung", Ehrenamtlichkeit der die Bildungswerke tragenden MitarbeiterInnen und das Prinzip der Selbstbestimmung und Freiheit als Grundmotiv der Bildung - zeichnete Angela Bergauer die Entwicklungen von Selbstverständnis und Bildungspraxis nach, um zusammenfassend zu bemerken: "Nach 60 Jahren kann gesagt werden, dass der Ring seinen Grundideen und Prinzipien in den wesentlichen Punkten treu geblieben ist. Es bleibt der Grundgedanke einer bürgernahen Allgemeinbildung, die Menschen zur aktiven Lebensführung und Übernahme von Verantwortung befähigt, der Ring hält weiterhin am Prinzip der Ehrenamtlichkeit fest, weil wir Ehrenamt und Professionalität nicht als Gegensatz sehen, und es bleibt die Vorsicht gegenüber ausufernder Standardisierung, Bürokratisierung und Verschulung der Erwachsenenbildung. Mit diesen Bedenken gegenüber den 'dark sides of lifelong learning' steht der Ring aber heute nicht alleine. Die Ring-Einrichtungen sind Pioniere bei der Entwicklung von Angeboten zur Erfassung informell erworbener Kompetenzen. Das heutige Ring-Selbstverständnis geht davon aus, dass wir mit unseren Bildungsansätzen, Methoden und Werten das Konzept des Lebenslange Lernens bereichern."

Ökonomisch verwertbare Bildung ist zu wenig
Bischof Michael Bünker, Stellvertretender Vorsitzender im Ring Österreichischer Bildungswerke, spürte in seinem Impulsreferat der Frage des Zusammenhangs von Bildung und Lebensqualität nach: "Bildung ist Lebensqualität, weil sie sich nicht in erster Linie und womöglich ausschließlich dem wirtschaftlichen Wohlergehen des Einzelnen funktional unterordnet. Die sich aus wirtschaftlichem Druck ergebende Konzentration auf ökonomisch verwertbare Bildung muss ergänzt und kritisch begrenzt werden. So unstrittig es ist, dass Bildung ein entscheidender Faktor in der wirtschaftlichen Entwicklung von Gesellschaften ist, so wenig kann sie allein durch erwerbbare Skills und Fähigkeiten bestimmt sein. Sie hat erwiesenermaßen auch einen privaten und gesellschaftlichen Nutzen, wie persönliche Lebenszufriedenheit und bürgerschaftliches Engagement".

Ehrenamt im Mittelpunkt
Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 10 Mitgliedseinrichtungen des Rings gaben im Rahmen der Jubiläumsfeier blitzlichtartig Einblicke in ihre vielfältige Tätigkeit und ihr Engagement. Angela Bergauer: "Die Maxime 'Bildung und Lernen durch und für die Gestaltung des kommunalen Lebens' leitet dieses Engagement - die Bürgerinnen und Bürger gestalten ihr Lebens- und Lernumfeld".

Erwachsenenbildung braucht Menschen, Finanzen sowie geeignete und solide Rahmenbedingungen
Günther Signitzer, der Vorstandsvorsitzende des Rings Österreichischer Bildungswerke, stellte in seiner Rede die Herausforderungen für die Bildungs- und Kulturarbeit des Rings in den Mittelpunkt: "Bildung braucht Menschen, die Bildungsprogramme ausarbeiten und anbieten. Die neuen Medien können eine Unterstützung und Ergänzung sein, aber die Menschen dahinter nicht ersetzen. Bildung braucht weiters öffentliche Finanzen. Erwachsenenbildung darf - um die Zugänglichkeit für alle Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen - keinesfalls ausschließlich dem Markt überlassen werden. Deshalb braucht Bildung, die Demokratie und Verantwortung fördert, öffentliche Unterstützung. Und Bildung braucht geeignete sowie solide Rahmenbedingungen, gesetzliche Maßnahmen für die Vergabe von staatlich anerkannten Zertifikaten und Diplomen im Rahmen des 2. Bildungsweges sowie die Präzisierung des Urheberrechtes sowie die Rechtssicherheit bei Sozialversicherungs- und Lohnsteuerpflicht für die nebenamtlich Lehrenden".


Es gebe keine Garantie auf eine erfolgreiche Zukunft, zeigte sich Günther Signitzer überzeugt, "aber es gibt eine Zuversicht, wenn wir Menschen gewinnen, die erfolgreiche Bildungsarbeit sichtbar machen, wenn wir Rahmenbedingungen verbessern und wenn wir als Organisation immer wieder offen sind für (Weiter-)Entwicklungen und neue Themen".

Zum Abschluss der Jubiläumsveranstaltung betonte Ring-Präsident Dr. Johannes Hahn, "dass 60 Jahre erfolgreiche Bildungsarbeit nicht möglich gewesen wären, ohne Menschen, die sich im Ring und seinen Mitgliedseinrichtungen engagieren sowie ohne Kolleginnen und Kollegen, die mit uns kooperieren. Wir brauchen weiterhin Leidenschaft, die Bildung schafft, um die für den Einzelnen und die Gesellschaft wichtige Bildungsarbeit weiterzuführen".

Berufstitel Professor an Günther Signitzer verliehen
Seit 1992 ist Günther Signitzer im Ring Österreichischer Bildungswerke aktiv, seit 2011 dessen Vorstandsvorsitzender - beim Jubiläumsfestakt wurde ihm deshalb der Berufstitel "Professor" verliehen. EU-Kommissar Johannes Hahn zeichnete in seiner Laudatio ein umfassendes, vielfältiges Bild von Signitzers Aktivitäten im Bereich der Erwachsenenbildung. "Er erfüllt die Rolle des 'Motors im Ring' mit Geduld, Humor und Effizienz, genießt Respekt und Ansehen bei den KollegInnen im Ring", ist Johannes Hahn überzeugt. Zu betonen sei auch sein konsequentes Engagement für die gesellschaftliche und bildungspolitische Anerkennung der allgemeinen Erwachsenenbildung. Johannes Hahn weiter: "Günther Signitzer leistet durch seine erfolgreiche Arbeit als Erwachsenenbildner auf lokaler, regionaler und gesamtösterreichischer Ebene einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der österreichischen Strategie des 'Lebensbegleitenden Lernens'".


"Es zählt sicherlich zu den schönsten Aufgaben mit Menschen zu arbeiten, die etwas bewegen wollen!": Dieser Aussage des "jungen" Professors ist nichts hinzuzufügen.

Weitere Informationen:

Verwandte Artikel