Den Arbeitsplatz für das Lernen nutzen

09.09.2015, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Das Schweizer Projekt "GO" zeigt, wie Basisbildung in Betrieben gelingen kann: durch kurze Bildungsmaßnahmen, die direkt auf die Arbeit ausgerichtet sind.
Lerninhalte müssen direkt in der Arbeit anwendbar sein
Bild: Projektbroschüre, Foto: CONEDU/Friesenbichler
Je näher das Gelernte am Alltagsleben ist, desto leichter fällt Erwachsenen das Lernen - insbesondere gering qualifizierten Personen. Das Schweizer Projekt "GO - Förderung der Grundkompetenzen von Erwachsenen" nutzt daher den Arbeitsplatz, um Grundkompetenzen Erwachsener zu fördern. Immerhin sind 64% der erwachsenen SchweizerInnen mit geringen Grundkompetenzen erwerbstätig, ähnlich wie in Österreich (60%). Die GO-ProjektbetreiberInnen entwickelten in zwei Perioden (2009-2011 und 2012-2015) gemeinsam mit Bildungseinrichtungen ein Modell für Basisbildung in Betrieben, das in zehn unterschiedlich großen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen getestet wurde. Ihre Erfahrungen haben sie dokumentiert und dazu Materialien entwickelt, sodass Bildungsanbieter ähnliche Weiterbildungen darauf aufbauend umsetzen können.

Gelerntes muss im Arbeitsalltag einsetzbar sein
Um den Bildungsbedarf zu erheben, beobachteten die ProjektbetreiberInnen (der Schweizerische Verband für Erwachsenenbildung, SVEB und die Konferenz für Weiterbildung, IKW) die Mitarbeitenden am Arbeitsplatz. Zudem führten sie Gespräche mit den Vorgesetzten. "So sehen wir genau, wo ihre Schwierigkeiten im Arbeitsalltag liegen", erklärt Cäcilia Märki, Leiterin Grundkompetenzen beim SVEB. Es fehle ihnen zum Teil an Sprachkenntnissen oder sie können den Computer nicht bedienen oder ein Formular nicht korrekt ausfüllen. "An solchen Aufgaben arbeiten die Mitarbeitenden in kurzen Kursen und setzen das neu Gelernte am Arbeitsplatz um", so Märki weiter. Neben der Praxisnähe käme es bei den Kursen aber auch auf die Kürze und die Qualität des Angebots an.

Das GO-Modell
Im Rahmen des Projekts wurde ein Modell entwickelt, das beschreibt, wie solche Bildungsangebote umgesetzt werden können und welche Verantwortlichen es dazu braucht: ProzessbegleiterInnen,  BedarfsanalystInnen, KursleiterInnen, Transververantwortliche aus dem Betrieb und externe ProzessbegleiterInnen. Nachdem ein Betrieb für die Kooperation gewonnen werden konnte, wird die Verantwortung für die Bildungsmaßnahme von der/dem ProzessbegleiterIn übernommen. Die/Der BedarfsanalystIn führt die Anforderungsanalyse und die Bedarfserhebung durch. Die/Der KursleiterIn plant die Bildungsmaßnahme und führt sie durch. Ein/e Transferverantwortliche/r aus dem Betrieb unterstützt die Teilnehmenden bei der Anwendung der neuen Fähigkeiten im Arbeitsumfeld. Die/Der ProzessbegleiterIn überwacht den gesamten Prozess und schließt diesen mit einer Evaluation ab.

Ein Werkzeugkasten für Basisbildungsangebote in Betrieben
Darüber hinaus bieten die ProjektbetreiberInnen einen Werkzeugkasten an. Das "GO Toolkit" hilft ErwachsenenbildnerInnen, die Bildungsmaßnahmen in Betrieben zu planen, durchzuführen und auszuwerten. Es beinhaltet Werkzeuge, die eigens für die Umsetzung von Basisbildungsmaßnahmen in Betrieben entwickelt wurden. Darunter finden sich Leitfäden, mit deren Hilfe etwa der Bildungsbedarf der MitarbeiterInnen erhoben werden kann oder auch Lernsituationen gestaltet werden können. Im Toolkit wurden auch Situationen im Arbeitsprozess beschrieben, ihre Merkmale und welche Grundkompetenzen nötig sind, um sie bewältigen zu können. Das Toolkit ist in Deutsch und Französisch (als Printversion oder elektronisch auf USBStick) erhältlich und kann im Alice-Shop bestellt werden. Für Kursleitende, die mit diesem Modell arbeiten, steht außerdem eine spezifische Weiterbildung zur Verfügung.
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