Wie studiert man WeltbürgerInnentum?

23.06.2015, Text: Sabine Schnepfleitner, Redaktion/CONEDU
Im Oktober beginnt wieder der Uni-Lehrgang "Global Citizenship Education". Heidi Grobbauer vom Lehrgangsteam erzählt über Bildung und Problemlösen in einer Weltgesellschaft. (Serie: Europäisches Jahr der Entwicklung 2015)
Lehrgang "pflanzt" globales Perspektiven in der Bildung ein
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Global Citizenship Education (GCE) ist eine Kombination von Politischer Bildung, Globalem Lernen, Interkultureller Bildung und Friedenspädagogik. 2014 wurde GCE auch von der UNESCO in ihre pädagogischen Leitlinien aufgenommen und zu einem zentralen Ziel ihrer Bildungsstrategie erklärt. An der Universität Klagenfurt wird GCE als berufsbegleitender Masterlehrgang angeboten. Heidi Grobbauer wirkt im Lehrgangsteam mit und erzählt im Gespräch mit der Redaktion über die hohe Relevanz von GCE, und wie es ein Teil in der Praxis von Erwachsenenbildung werden kann.

Bildung und Globales Denken

"Im Mittelpunkt von Global Citizenship Education steht, dass sich Menschen als Weltbürgerinnen und Weltbürger begreifen - mit der Idee, es gibt eine größere Gemeinschaft über den Nationalstaat hinaus. Der Begriff 'Citizen' verweist bereits darauf, dass wir in dieser globalen Gemeinschaft Rechte und Pflichten haben, aber auch Verantwortung und die Möglichkeit mitzugestalten" erläutert Heidi Grobbauer.

GCE ist eine Ergänzung für den Bildungsbereich, um globale Themen in den Bildungsinhalten wahrzunehmen. So werden global relevante Themen in Kursen integriert und in der Curriculumsentwicklung als Querschnittsthema mitgedacht. "In der Erwachsenenbildung bieten sich dazu vor allem Initiativen rund um die Förderung von sozialen Kompetenzen und Bürgerkompetenz an, sowie rund um Community Education, wo es um die Stärkung von gesellschaftlicher Teilhabe und politischer Partizipation geht. Die Palette von Angeboten und Projekten wird damit erweitert" erläutert Heidi Grobbauer.

Jetzt einmal global gedacht: Global ist Alltag

Grobbauer bringt die Herausforderungen auf den Punkt: "Der ganze Alltag ist von globalen Verflechtungen geprägt. Von meinen Entscheidungen beim Einkauf bis hin zum Zusammenleben in einer kulturell heterogenen Gemeinschaft bin ich in globale Prozesse eingebunden. Wir haben noch gar nicht ausreichend erfasst, in welchen Dimensionen sich Globalisierung abspielt und wie vernetzt und komplex Entwicklungen sind. " Ein Blick auf das (welt)politische Geschehen zeige die hohe Brisanz von globalem Denken.

Heidi Grobbauer erklärt auch, warum wir hierzu Vorsicht walten lassen: "Es gibt ein hohes Interesse und Engagement zu den Themen der GCE, aber auch gleichzeitig eine hohe Unsicherheit, wie wir mit diesen komplexen und schwer durchschaubaren Entwicklungen umgehen können. Der Lehrgang bietet die Möglichkeit Entwicklungen kritisch zu analysieren, Positionen zu entwickeln und sich auszutauschen und die über Ungewissheit zukünftiger Entwicklungen zu diskutieren."

Eine Reise durch Sichtweisen

Globales Denken beschreibt Heidi Grobbauer als ein Lernen, um die eigene Sichtweise als eine von vielen zu sehen und die kulturelle Gebundenheit der eigenen Perspektiven zu erkennen. Das eigene Denken infrage zu stellen und Perspektivenwechsel zuzulassen bedeute auch, anderen Anschauungen mit Achtung zu begegnen.

 

Unterschiedliche Sichtweisen wahrnehmen und erfahren konnten die TeilnehmerInnen des heuer zu Ende gehenden Pilotlehrgangs beispielsweise bei einer Studienreise zum Thema Konflikt und Konflikttransformation nach Israel und Palästina. Die TeilnehmerInnen hatten dabei die Gelegenheit sich mit politischen und zivilgesellschaftlichen VertreterInnen und AkteurInnen beider Seiten auszutauschen und einen Konflikt, der die Weltpolitik seit vielen Jahren beschäftigt, in sehr persönlichen und unterschiedlichen Facetten zu erfahren.

Der Lehrgang geht in die 2. Runde

Im nächsten Lehrgang werden relevante globale Entwicklungen verstärkt Eingang finden: Zum einen geht es um die Frage nach Gefährdungen von demokratischen Entwicklungen in Europa und in anderen Regionen. Zum anderen um die Prävention gegen radikale Ideologien. Durchgeführt wird der Lehrgang an der Universität Klagenfurt vom Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik, von KommEnt (Gesellschaft für Kommunikation, Entwicklung und dialogische Bildung) sowie dem Demokratiezentrum Wien.
 
Der Lehrgang richtet sich an MultiplikatorInnen aus unterschiedlichsten Bildungsbereichen, die in Bildungsinstitutionen, von Schulen über zivilgesellschaftliche Organisationen bis hin zu Erwachsenenbildungseinrichtungen tätig sind. Im Oktober beginnt der zweite Durchgang zum Masterlehrgang "Global Citizenship Education" an der Universität Klagenfurt . Anmeldungen sind noch möglich.

Heidi Grobbauer ist Geschäftsführerin von KommEnt, Gesellschaft für Kommunikation, Entwicklung und dialogische Bildung und war eine der InitiatorInnen des Lehrgangs. Sie ist als Mitglied des Lehrgangsteams auch für den kommenden Lehrgang wieder an der Konzeption, Organisation und Durchführung beteiligt. Gemeinsam mit Hakan Gürses und Stefan Vater gab sie 2012 eine Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at zu Globalem Lernen heraus.

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