PIAAC-Studie: neue Auswertungen und Analysen

23.09.2014, Text: Bianca Friesenbichler u. Wilfried Hackl, Redaktion/CONEDU
Ein Jahr nach Vorliegen der "PISA für Erwachsene" gibt es demnächst genauere Analysen zur Erhebung der Kompetenzen Erwachsener.
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Das Warten hat ein Ende: mehr Analysen und Reaktionen auf PIAAC im Oktober
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Die ÖsterreicherInnen liegen mit ihren Kompetenzen mehr oder weniger im Durchschnitt. So lautete im Großen und Ganzen das Ergebnis der im Oktober 2013 veröffentlichten OECD-Studie PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies). Daraufhin gabe es einigen medialen Aufruhr, v.a. weil Österreich in puncto Lesekompetenz unter dem Durchschnitt liegt und rund 1 Mio. BürgerInnen der Untersuchung zufolge Leseprobleme haben. Der Wirbel hatte sich danach aber rasch wieder gelegt.


In einigen anderen Ländern sorgte PIAAC schon für deutlicheren Nachhall bei Fachleuten und Bildungspolitik, berichtet das Online-Magazin Lifelong Learning in Europe, LLinE. In Österreich hingegen wurden die Ergebnisse erst vor wenigen Wochen wieder öffentlich thematisiert, anlässlich des OECD-Berichts "Bildung auf einen Blick". 


Genauere Analysen, Einschätzungen und Stellungnahmen darf man aber auch für Österreich schon bald erwarten. Am 6. Oktober veranstaltet Statistik Austria eine PIAAC-Forschungskonferenz, auf der nähere Auswertungen zu PIAAC präsentiert werden sollen. Sowohl die Statistik Austria als auch das Magazin erwachsenenbildung.at, Meb, werden zudem im Oktober weitere Auswertungen der PIAAC-Daten veröffentlichen.

Blick nach Europa: Diskussionen ja, bildungspolitische Reaktionen auch?
Die Redaktion der Online-Zeitschrift LLinE hatte vergangenes Frühjahr VertreterInnen von Weiterbildungsverbänden aus der Slowakei, Spanien und dem Vereinten Königreich befragt, wie diese PIAAC seit der Veröffentlichung der Ergebnisse im Herbst 2013 in ihrer Arbeit genutzt haben. Diese drei Länder hatten bei PIAAC sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt.

In der Slowakei wurde bereits im November 2013 eine Lifelong Learning Week veranstaltet, in deren Rahmen die überdurchschnittlichen Ergebnisse des Landes in den Bereichen Lesen und Alltagsmathematik ausführlich diskutiert wurden. Klaudius Silhar, Präsident des Slowakischen Erwachsenenbildungsverbands, bereitet allerdings vor allem das schlechte Abschneiden der SlowakInnen bei den IT-Skills Kopfzerbrechen. Immerhin ein Fünftel der Bevölkerung habe keinerlei Erfahrung mit Computern, stellt er fest. Da sei noch viel zu tun.

Im Vereinten Königreich wurden die vergleichweise durchschnittlichen PIAAC-Ergebnisse medial verbreitet und beispielsweise mit gewerkschaftlich verankerten Weiterbildungsanbietern diskutiert, erzählt Carol Taylor vom National Institute of Adult Continuing Education (NIACE) dem LLinE. Mit PIAAC sei die britische Diskussion über Erstausbildungen wesentlich ausgeweitet worden. Lebenslanges Lernen rückte so mehr in den Fokus der Bildungs- und Kompetenzdiskussion.

In Spanien, das im Ländervergleich beim Lesen an vorletzter und im Bereich Alltagsmathematik an letzter Stelle rangiert, gab es wiederum kaum Reaktionen auf PIAAC. Nur in hoch spezialisierten Erwachsenenbildungsgremien werde darüber diskutiert, meint Rosa M. Falgàs von der Katalanischen Vereinigung für Aus- und Weiterbildung ACEFIR. Einer der Gründe dafür sei, dass den Ergebnisse von PIAAC in Spanien eine geringe Reliabilität, also Verlässlichkeit, zugeschrieben werde. Die spanischen EB-VertreterInnen hätten einige Mess- und Übersetzungsfehler identifiziert. Dass PIAAC dennoch relevant sei, müsse man noch besser kommunizieren.

Meb23 nimmt Ende Oktober PIAAC unter die Lupe
Auch in Österreich war, wie erwähnt, bislang wenig an öffentlicher oder bildungspolitischer Diskussion über PIAAC wahrzunehmen. Darauf angesprochen meint Andreas Schleicher, PIAAC-Verantwortlicher der OECD, Österreich könne deshalb schwerer mit den Ergebnissen umgehen als etwa nordische Länder, weil sich die nationale LLL-Strategie noch in den Kinderschuhen befinde und der gesamte Bildungsbereich in Österreich sehr auf formale Bildung ausgerichtet sei. Das Interview mit Schleicher erscheint Ende Oktober gemeinsam mit eine Reihe von Auswertungen, Analysen und Meinungen zu den Ergebnissen von PIAAC in der neuen Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at. Die Ausgabe beschäftigt sich kritisch mit praktischen, politischen und wissenschaftlich-methodischen Konsequenzen aus PIAAC.

PIAAC-Forschungskonferenz am 6. Oktober: Vertiefende Analyen
Auch die Statistik Austria bringt PIAAC mit einer Forschungskonferenz am 6. Oktober 2014 erneut in die Bildungsdiskussion ein. Verschiedene Einrichtungen der Bildungsforschung in Österreich haben seit Veröffentlichung der ersten PIAAC-Ergebnisse im Oktober 2013 vertiefende Analysen der PIAAC-Datensätze zu spezifischen Themen und Fragestellungen durchgeführt, etwa zu Personen mit niedrigen Kompetenzen, zu Gender- und Altersaspekten uvm. Die Ergebnisse dieser Analysen werden im Rahmen der Konferenz vorgestellt und diskutiert. Die Abstracts zu den Präsentationen sind schon jetzt online verfügbar. Darüber hinaus wird Statistik Austria demnächst einen Sammelband mit allen Auswertungen und Analysen veröffentlichen.

Über PIAAC
Die OECD erhebt seit 2001 mit der PISA-Studie Kompetenzen von SchülerInnen für den internationalen Vergleich. "Schon damals hatten wir geplant, auch Erwachsenenkompetenzen zu erheben" erzählt Andreas Schleicher im Interview. Erst 12 Jahre später wurden die Ergebnisse der OECD-Studie PIAAC, Programme International for the Assessment of Adult Competencies, im Vorjahr veröffentlicht. Die auch als "PISA für Erwachsene" bezeichnete Studie misst die Kompetenzen Erwachsener in den Bereichen Lesen, Alltagsmathematik und Problemlösen im Kontext neuer Technologien. Bisher hatten sich 23 OECD-Länder an der Studie beteiligt.

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