35 Jahre praxisnahe Ausbildung in BFI-Übungsfirma

24.09.2014, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Das BFI Salzburg feiert 35 Jahre Übungsfirma SALGRO. Grund genug, sich die Übungsfirma als Lernort und Lernmethode näher anzusehen.
ÜFA-TeilnehmerInnen 1979
Foto: BFI Salzburg
Erfolgsmodell seit 4000 Jahren
Bis in die altbabylonische Zeit (ca. 1850-1600 v. Chr.) lassen sich die Anfänge simulierter Praxis für Ausbildungszwecke zurückverfolgen. In der Neuzeit kamen Einrichtungen auf, die die Tätigkeiten in einem Kontor abbildeten. Erste einschlägige Veröffentlichungen folgten im frühen 17. Jahrhundert. Für das ausgehende 18. Jahrhundert sind virtuelle Firmen zur Erledigung buchhalterischer Aufgaben samt dazugehöriger Korrespondenz belegt. In Österreich sind Übungsfirmen ab Mitte des 19. Jahrhunderts Teil des Bildungssystems, seit 1993/94 sind sie für die kaufmännische Ausbildung an berufsbildenden mittleren und höheren Schulen empfohlen oder überhaupt verpflichtend. Übungsfirmen gibt es auch an Berufsschulen, Polytechnischen Schulen und Universitäten. Die Erwachsenenbildung betreibt seit 1977 Übungsfirmen - Pionier war das Berufsförderungsinstitut.

 

Zahlen und Fakten
Zurzeit existieren in weltweit 42 Ländern 5700 Übungsfirmen. Österreich hat rund 910, ca. 50 davon in der Erwachsenenbildung. Ein Fünftel ist an den Berufsförderungsinstituten angesiedelt; rechnet man die BFI-Gründungen Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum (BBRZ) und Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB) dazu, ist es sogar die Hälfte. Gerade in der Erwachsenenbildung sind Zielgruppen, Konzepte und Organisationsformen vielfältig. Zu den Hauptzielgruppen zählen

  • Personen, die aus gesundheitlichen Gründen ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können, und
  • WiedereinsteigerInnen.

 

Je nach Einstiegsvoraussetzungen der TeilnehmerInnen und Lehrgangszielen dauern die Qualifizierungen unterschiedlich lange, von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten. Auch das Verhältnis von Theorie und Praxis variiert, wobei letztere von einzelnen Wochentagen bis zur Fünftagewoche reicht.

 

Die SALGRO GmbH
Als eine der ersten Erwachsenenbildungseinrichtungen Österreichs griff das BFI Salzburg den innovativen Ansatz der Übungsfirma (ÜFA) auf und gründete am 15. September 1979 die SALGRO GmbH. Der dort angebotene Lehrgang zur Um- und Nachschulung sowie zum Praxiserwerb für SchulabgängerInnen war auf 20 TeilnehmerInnen und neun Monate ausgelegt. Theorie und Praxis hielten sich die Waage. Tätig war die ÜFA in der Handelsbranche (Bekleidung, Sportartikel, Sportbekleidung).

 

Das SALGRO-Konzept von 1979
Ein Rotationsprinzip erlaubte es den LehrgangsteilnehmerInnen, unterschiedliche Unternehmensbereiche (Außendienstorganisation, Auftragsbearbeitung, Lagerverwaltung, Personalverrechnung, Buchhaltung, Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung, Zahlungsverkehr, Registratur - Druckerei - Post) kennenzulernen und sich so einen Überblick über betriebliche Zusammenhänge zu verschaffen. Geschäftsbeziehungen mit ca. 200 deutschen Übungsfirmen sorgten für Realitätsnähe, Messebesuche vertieften das Gelernte. Eine Besonderheit war die Möglichkeit, laufend in die Ausbildung einzusteigen und sie auch vorzeitig durch Arbeitsaufnahme zu beenden.

 

Wachstum im Zeichen von Aktualität
In den 35 Jahren ihres Bestehens entwickelte sich die SALGRO GmbH zu einer international renommierten Einrichtung. Konzeptuelle, organisatorische und infrastrukturelle Anpassungen trugen geänderten Anforderungen des Arbeitsmarktes, an Qualifikationen und technische Ausstattung Rechnung. Die Zahl der TeilnehmerInnen und MitarbeiterInnen stieg. Aus dem ursprünglichen Lehrgang ging eine 15-monatige Umschulungs- und Rehabilitationsmaßnahme hervor, die seit 1992 von der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) anerkannt ist. Immer mehr TeilnehmerInnen legten die Lehrabschlussprüfung zum Bürokaufmann/zur Bürokauffrau ab. Über 1000 Menschen erhielten dank SALGRO in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten die Möglichkeit, ihre Jobaussichten nachhaltig zu verbessern und beruflich Fuß zu fassen.

 

Ergebnisse, die sich sehen lassen können
Rita Schnaitl, die SALGRO-Geschäftsleiterin, lobt das überdurchschnittlich gute Abschneiden der TeilnehmerInnen bei den Lehrabschlussprüfungen: "40% beenden ihre Ausbildung mit ausgezeichnetem oder gutem Erfolg, 47% mit 'Bestanden'. Nur ein kleiner Teil (13%) besteht die Prüfung in einem Teilbereich, meist kaufmännisches Rechnen und Buchhaltung, nicht beim ersten Mal. Beim nochmaligen Antreten ist aber auch das in der Regel kein Problem." Österreichweit gesehen liegt der Anteil der nicht bestandenen Lehrabschlussprüfungen deutlich darüber, nämlich bei 20%. Die hervorragenden Resultate spiegeln sich in der Vermittlungsquote wider. Selbst in der gegenwärtig angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt finden 52% der AbsolventInnen auf Anhieb eine Stelle. Neben der SALGRO GmbH betreibt das BFI Salzburg seit 2011 eine weitere Übungsfirma, die TigerSports GmbH.

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