Besserer Zugang zur BRP auch für MigrantInnen

20.08.2014, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Wer mit Vorbereitungskursen für die Berufsreifeprüfung zu tun hat, findet im neuen Leitfaden des öibf Anregungen zum Umgang mit Diversität und zu Antidiskriminierung.
Foto: (C) iStockphoto.com/bonniej
Mit Vielfalt besser umgehen können
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Das Österreichische Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) hat einen Leitfaden zum Diversity-orientierten Handeln für die Vorbereitungskurse der  zur Berufsreifeprüfung entwickelt. Er richtet sich an Personen in der Kursentwicklung, in der Öffentlichkeitsarbeit sowie an TrainerInnen in den Vorbereitungskursen.

Diversity-orientiertes Handeln
Ziel des Leitfadens ist es, in puncto Diversität und Antidiskriminierung handlungsanleitend zu sein - nicht nur für den Umgang mit den TeilnehmerInnen in den Vorbereitungskursen zur Berufsreifeprüfung selbst, auch für die Kursplanung oder Öffentlichkeitsarbeit.

Diversity bezieht sich auf alle Menschen und Gruppen, die Gefahr laufen, diskriminiert zu werden, zum Beispiel aufgrund von Gender, Alter, sexueller Orientierung oder Herkunft. Der Leitfaden selbst setzt einen Schwerpunkt auf den Faktor Herkunft. Ziel des Projekts, in dessen Rahmen der Leitfaden entwickelt wurde, ist die Erhöhung des Anteils von Menschen aus anderen Herkunftsländern als Österreich in den BRP-Vorbereitungskursen.

Generelle Handlungsempfehlungen und Reflexionsfragen
Im Leitfaden finden sich sehr konkrete Hinweise für den Umgang mit Diskriminierungen. In Kapitel 3 werden verschiedene Arten von Diskriminierung beschrieben: unmittelbare und mittelbare Diskriminierung, Anweisung einer Person zur Diskriminierung, Viktimisierung und Belästigung. Dazu gibt es jeweils Handlungsempfehlungen und weiterführende Reflexionsfragen.

Bei "unmittelbarere Diskriminierung" beispielsweise wird jemand aufgrund der eigenen Herkunft schlechter gestellt, etwa indem ihr oder ihm ohne sachliche Begründung die Teilnahme an einer Veranstaltung verwehrt wird. Die Handlungsempfehlung dazu lautet, Empathie zu zeigen und der diskriminierten Person Hilfe in Form möglichst genauer Dokumentation des Vorfalls anzubieten. Im nächsten Schritt empfehlen die AutorInnen, Beratungsstellen zu suchen und zu kontaktieren, die die Expertise haben, um weitere Schritte einzuleiten.

Angeregt wird auch das Nachdenken über die eigene Betroffenheit: In welcher Form könnte unmittelbare Diskriminierung mich selbst treffen? Welche Formen der unmittelbaren Diskriminierung fallen mir bei meinen Kursen ein? Wo gibt es Stolpersteine, die ungewollt zu unmittelbarer Diskriminierung führen können?

Diversity in der Berufsreifeprüfung
Das vierte Kapitel beinhaltet konkrete praxisbezogene Betrachtungen und Handlungsempfehlungen für Vorbereitungskurse zur Berufsreifeprüfung. Es thematisiert die Kursentwicklung bzw. Studiengangsleitung, Diversity in der Öffentlichkeitsarbeit, Diversity in der Beratung, im Unterricht und in der Kommunikation. Am Ende jedes Abschnitts finden sich Checklisten für die Umsetzung der Handlungsempfehlungen.

Abgerundet wird der Leitfaden durch ein Glossar wichtiger Begriffe rund um Diversity und Antidiskriminierung, eine Aufzählung der gesetzlichen Grundlagen, Literaturempfehlungen, nützliche Links und eine Listung von Beratungsstellen.

Hintergrund: Projekt "BRP 2020"
Entstanden ist der Leitfaden im Rahmen des Projekts "Berufsreife 2020", das den Anteil von Menschen aus anderen Herkunftsländern in den Vorbereitungskursen der BRP erhöhen soll. Dieses Projekt wurde aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums für Bildung und Frauen gefördert. Ziel des Projekts war es, den Anteil von Teilnehmerinnen mit Migrationserfahrung an Vorbereitungskursen zur Berufsreifeprüfung zu steigern. Das Projekt wurde im Rahmen der ESF-Programmperiode 2007-2013 von einer Projektpartnerschaft bestehend aus BFI-Oberösterreich, BFI-Wien und dem Institut für Berufsbildungsforschung (öibf) entwickelt.
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