Gesichter der Professionalisierung: neue Ergebnisse des Netzwerks MIKA

16.06.2014, Text: Birgit Aschemann, Frauenservice Graz, Redaktion: Angelika Hrubesch, VHS / lernraum.wien
Neue Arbeiten des Netzwerk MIKA behandeln Qualität und professionelles Handeln im Feld der Basisbildung mit MigrantInnen.
Foto: (C) Kineticimagery, www.dreamstime.com
Das Netzwerk MIKA (Migration-Kompetenz-Alphabetisierung) arbeitet seit mehreren Jahren an der Professionalisierung der Arbeit von Unterrichtenden in den Bereichen Alphabetisierung, Basisbildung und Deutsch-als-Zweitsprache mit MigrantInnen. Die angebotenen Aus- und Weiterbildungen und die Erstellung laufend neuer Materialien sind notwendige Schritte dabei. Aber sind sie hinreichend, um Professionalisierung voranzutreiben und Qualität zu fördern?

 

Qualität beginnt in der Ausbildung…

Mit dem „Qualitätsleitfaden für die Ausbildung von BasisbildnerInnen“ stellt MIKA eine neue Publikation vor, die Impulse für TrainerInnen, AnbieterInnen und FördergeberInnen enthält, vor allem aber für Ausbildungsanbieter als Anstoß für interne Klärungen dienen soll. Sie ergänzt bestehende Richtlinien (z.B. aus der Initiative Erwachsenenbildung) durch eine spezifisch für die Arbeit mit MigrantInnen präzisierte Sicht. Einbezogen wurden aktuelle Erfahrungen und Evaluationsergebnisse ebenso wie ExpertInnenwissen aus Wissenschaft und Praxis. Der umfassende Leitfaden versteht sich als Beitrag zur Reflexionskultur im Handlungsfeld der Basisbildung, das sich in einem Prozess der reflexiven Selbstvergewisserung weiter konstituiert.

 

… und setzt sich in der täglichen Kursleitung fort

Für die Qualitätsentwicklung ganz wesentlich sind Erhebungen, die ein klares Bild über die Situation und die Bedürfnisse der BasisbildnerInnen für MigrantInnen liefern. Dafür wurde in den letzten beiden Jahren mit rund 60 KursleiterInnen eine Online-Fragebogenerhebung in zwei Wellen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit liegen nun in Form eines Abschlussberichts vor. Die typische Situation der KursleiterInnen lässt sich demzufolge mit folgenden Schlagworten umreißen: qualifiziert, idealistisch, lernbereit, weiblich - und prekär beschäftigt. Die Forschungsergebnisse belegen inhaltliche Stärken und strukturelle Schwächen im Arbeitsfeld.

 

Alleine nicht zu schaffen

Für BasisbildnerInnen, deren Bezugssystem durch die Initiative Erwachsenenbildung neu in Bewegung geraten ist, gilt in besonderem Maße, was für ErwachsenenbildnerInnen generell bekannt ist: sie müssen das eigene Berufsbild in weiten Teilen „selbst erfinden“ und sind dabei mit dem Imperativ konfrontiert, „professionell“ zu handeln. Individuelle Reflexivität greift hier zu kurz, wie auch die individuelle Professionalitätsentwicklung durch laufende Weiterbildung alleine nicht genügt. Es braucht unterstützende kollektive Strukturen, kollektives Wissen, langfristig absichernde Arbeitsbedingungen als Ergänzung. TrägerInnen von Kompetenzen sind eben nicht nur Individuen - ein organisiertes kollegiales Umfeld ist unverzichtbar. Professionalisierung ist und bleibt sowohl eine individuelle und als auch eine strukturelle Entwicklungsaufgabe.

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