Schweiz: Bildung anrechnen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken
"Titelchaos" in der Höheren Berufsbildung
Die befragten Bildungsinstitutionen beurteilen die Transparenz von "Titeln", also akademischen Graden und Abschlüssen schlecht. International seien in diesem Bereich erworbene Titel und Abschlüsse kaum verständlich und schlecht positioniert. Vor allem auf der Ebene der Höheren Berufsbildung existieren keine einheitlichen Regelungen.
Die VertreterInnen der Höheren Berufsbildung fordern daher im Rahmen einer Titeläquivalenz international anerkannte Titel für AbsolventInnen einer höheren Berufsausbildung. Die gewünschten Bezeichnungen dafür lauten "Professional Bachelor", "Professional Master" oder "Swiss Professional Bachelor".
Fachkräftemangel in den MINT-Disziplinen
Der demografische Wandel der Gesellschaft und die zunehmende Anzahl an Berufen, für die aufgrund technischer und intellektueller Anforderungen höherer Bildungsbedarf besteht, führen zu einem Fachkräftemangel in der Schweiz - so ein Ergebnis diverser Berichte und Studien. Besonders die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik - kurz MINT - seien davon betroffen.
80% der in der Bildungsstudie 2013 befragten Bildungseinrichtungen sehen in der Förderung der Möglichkeiten für QuereinsteigerInnen eine adäquate Maßnahme, diesem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch das neue Schweizer Weiterbildungsgesetz könne hier einen wichtigen Beitrag leisten, denn es regelt gesetzlich den gesamten Weiterbildungsbereich auf nationaler Ebene. Es sorgt beispielsweise für transparente Verfahren zur Anrechenbarkeit von non-formaler und informellen Bildungsleistungen an die formale Bildung.
Ungleichgewichte in der Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen
In der Finanzierung von Weiterbildungsmaßnahmen existieren laut der Studie zwei Ungleichgewichte: Einerseits sehen sich die VertreterInnen der Höheren Berufsbildung (inklusive staatlicher Schulen) in der Verteilung von öffentlichen Unterstützungsgeldern für Bildungsanbieter gegenüber den Hochschulen stark benachteiligt.
Andererseits definiere in der Schweiz der Status von Bildungsinstitutionen die Höhe öffentlicher Beiträge. Hier fühlen sich private Anbieter im Vergleich zu den staatlichen Institutionen ungleich behandelt, da öffentliche Einrichtungen eher finanziell bevorzugt werden. Somit können sie auch attraktivere Preise für Weiterbildungsmaßnahmen anbieten.
Qualitätssicherungsmaßnahmen als wichtiger Wettbewerbsfaktor
Die an der Untersuchung teilnehmenden Institutionen schätzen den Aufwand für Qualitätssicherung tendenziell höher ein als den tatsächlichen Nutzen. Dennoch erachten sie Qualitätssicherungsmaßnahmen aufgrund des steigenden Wettbewerbs am Bildungsmarkt als sehr wichtig. Viele Bildungseinrichtungen haben daher Qualitätsmanagement-Ansätze und Akkreditierungen implementiert.
Weiterbildung in der Schweiz
Wie auch in Österreich ist Weiterbildung in der Schweiz sowohl im formalen Bildungssystem als auch in non-formalen Sektor verortet. Die Schweizerinnen und Schweizer sprechen von einer "Weiterbildung auf Tertiärstufe" und unterscheiden hier zwischen Hochschul- und höherer beruflicher Bildung. Zu der Hochschulebene (Tertiärstufe A) zählen Universitäten, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen. Zur höheren Berufsbildung (Tertiärstufe B) gehören Berufssschulen, Höhere Fachschulen und eine Vielfalt privater Institutionen und Nichtregierungsorganisationen (NPO/NGO).
Schweizer Bildungsstudie
Das Institut für Qualitätsmanagement und angewandte Betriebswirtschaft der Fachhochschule St. Gallen führt jährlich mit dem SVEB eine Bildungsstudie zum Bildungsmarkt in der Deutschschweiz durch, welche von der apv communications ltd. herausgegeben wird. Die Studie 2013 widmete sich einer Erhebung unter den Bildungsinstitutionen. Ausgewählte Ergebnisse sind unter dem angegebenen Link abzurufen. Die Vollversion der Studie kann beim SVEB gegen Entgelt bezogen werden.
- Pressemitteilung des SVEB zur Bildungsstudie 2013
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