Wie politisch ist interkulturelle Bildung?
Wie viel Raum haben politische Fragen im Diskurs um Interkulturalität? Wie politisch ist interkulturelle Bildung überhaupt? Inwieweit orientiert sich wiederum politische Bildung noch heute an nationalen Grenzen, und wie kann sie interkulturell "geöffnet" werden? Diese und andere Fragen werden im Rahmen der diesjährigen NIC-Konferenz vom 27. bis 28. November 2014 im AK Bildungszentrum Wien erörtert. NIC steht für "Networking Inter Cultures" und vernetzt interkulturelle BildungsanbeiterInnen in Österreich.
Sammelbegriff "Interkulturelle Bildung"
Interkulturelle Bildung ist ein Sammelbegriff und umfasst unterschiedliche, mitunter auch gegensätzliche didaktische Konzepte, pädagogische Praktiken und politische Orientierungen. Mehrere Aspekte spielen bei diesen Unterschieden eine Rolle, zum Beispiel:
- Thematischer Fokus: nationale Migrationspolitik oder internationaler Personaleinsatz?
- Zielgruppen: MigrantInnen oder Expats?
- Handlungsrahmen: Schule, Universität, Forschung oder Erwachsenenbildung?
- Ziel: Effizienz-Steigerung, Konfliktmanagement oder humanistisches Bildungsideal?
- Favorisierte Teildisziplinen: interkulturelle Kompetenz, interkulturelle Kommunikation oder interkulturelles Management?
Problematik der Vielfalt
Die Vielfalt der Positionen belebt zwar dieses pädagogische Feld und den Diskurs um Interkulturalität. Sie erschwert aber auch die interne Kommunikation der AnbieterInnen und das wissenschaftliche Arbeiten. Denn bei der Verwendung des Begriffs interkulturelle Bildung herrscht oft Beliebigkeit. Wenn wir aber nicht genau wissen, worüber wir mit welcher Zielsetzung reden, können wir wohl interkulturelle Bildungsangebote auch kaum planen und umsetzen.
Es handelt sich jedoch um mehr als nur sprachliche Beliebigkeit; wir haben es zudem mit einem politischen Problem zu tun. Nicht selten wurden die Wörter "Kultur" und "kulturell" in den letzten Jahrzehnten für die Strategie instrumentalisiert, wichtige soziale Probleme und Konflikte zu umgehen. Ein nahezu klassisches Beispiel hierfür ist die Rechtfertigung der Chancenungleichheit durch die "kulturelle Eigenart" mancher Bevölkerungsgruppen. So wird etwa unter dem Stehsatz "Türkische Migranten sind gerne selbständig; das entspricht ihrer Mentalität" die Tatsache verschleiert, dass die betreffenden Personen bei Stellensuche vielerorts ungleich behandelt werden und daher die Risiken der Selbständigkeit auf sich nehmen müssen.
Dementsprechend kritisch betrachten manche ExpertInnen interkulturelle Bildungskonzepte und meinen, diese würden zur Kulturalisierung sozialer Ungerechtigkeit, politischer Kämpfe, ökonomischer Interessen oder schichtspezifischer Unterschiede beitragen. Dies führe wiederum zu einer Entpolitisierung der öffentlichen Debatten. Außerdem wird die Kritik laut, dass interkulturelle Bildung den Rassismus ausblendet und zunehmend zu einem "Helferlein" bei staatlichen Maßnahmen gegenüber MigrantInnen (etwa im Rahmen der Deutsch-Integrationskurse) verkommt. Inwieweit berücksichtigt die interkulturelle Perspektive selbst solche Kritiken und Problemlagen?
NIC-Konferenz 2014
Unter dem Titel "Wie politisch ist interkulturelle Bildung?" laden die VeranstalterInnen - Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung (ÖGPB) in Kooperation mit Interkulturelles Zentrum (IZ), Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck sowie AK Wien und SIETAR Austria - der diesjährigen Konferenz des offenen Netzwerk-Projekts NIC vom 27. bis 28. November im AK Bildungszentrum Wien zur Diskussion dieser Fragen ein.
- Networking Intercultures
- Österreichische Gesellschaft für Politische Bildung
- Interkulturelles Zentrum
- Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck
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