Albanische Delegation besucht BFI

17.02.2014, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Berufsbildungsverantwortliche aus Albanien informierten sich über Qualifizierungsschienen der Erwachsenenbildung. Betriebsbesichtigung inklusive.
Delegationsleiterin Silvana Banushi bedankt sich bei Michael Sturm
Foto: KulturKontakt Austria
Albaniens Berufsbildung auf Reformkurs
Vor dem Hintergrund einer Neustrukturierung der beruflichen Aus- und Weiterbildung in Albanien hielt sich vom 11. bis 14. Februar 2014 eine hochrangige Abordnung in Österreich auf. Die 15-köpfige Studienbesuchsgruppe setzte sich aus VertreterInnen des Ministeriums für Soziale Wohlfahrt und Jugend, des Bildungsministeriums, der Agentur für Berufs- und Erwachsenenbildung und des Arbeitsmarktservice zusammen.

 

Gefragt sind Qualität und Praxisnähe
Der Besuch soll dazu beitragen, die Qualität und Praxisorientierung der albanischen Berufsbildung zu steigern. "Mehr und bessere Qualifizierungsangebote für benachteiligte Personengruppen sind in der neuen albanischen Strategie für ‚Employability and Skills' ein Schwerpunkt", bestätigt Monika Mott, Bereichsleiterin für Bildungskooperation bei KulturKontakt Austria, dem Organisator der Studienreise. "Österreichische Erwachsenenbildungsanbieter wie das BFI haben gerade in diesem Bereich sehr viel Expertise. Wir freuen uns daher sehr, dass wir der albanischen Seite die Möglichkeit des direkten Erfahrungsaustauschs mit österreichischen ExpertInnen in diesem Bereich bieten konnten", so Mott.

 

Kompakter Know-how-Transfer am runden Tisch
Als heimische Marktführer präsentierten BFI und WIFI am 12. Februar 2014 in einem Round-Table-Gespräch Angebote und Trends in der Erwachsenenbildung. Ziel war es, den albanischen Gästen einen Überblick über folgende Aspekte zu geben:

  • die Angebotsstruktur beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen für Erwachsene in Österreich
  • die Hauptzielgruppen der Erwachsenenbildung – und Strategien, sie zu erreichen
  • Finanzierungsquellen
  • Qualitätssicherungs- und -entwicklungsmaßnahmen

 

An kurze Inputs von rund 15 Minuten schlossen sich eine Fragerunde und eine Diskussion mit den DelegationsteilnehmerInnen an. "Das Interesse an unseren praxisnahen bedarfsgerechten Ausbildungsmodellen war enorm groß und die Aufbruchsstimmung deutlich spürbar", resümierte Michael Sturm, Geschäftsführer des BFI Österreich. "Natürlich stellte sich bei allem Reformeifer auch die Kostenfrage."

 

BFI-Ausbildungen in der Praxis
Danach machten sich die BesucherInnen aus Albanien im Berufsausbildungszentrum (BAZ) des BFI Wien selbst ein Bild von der praktischen Umsetzung des Qualifizierungsangebots. Der anderthalbstündige Lokalaugenschein in den Werkstätten am Standort Engerthstraße im 20. Wiener Gemeindebezirk konzentrierte sich auf die FacharbeiterInnen-Intensivausbildung und Weiterbildungen im Baubereich. Im Detail wollte die Delegation wissen, wie das BAZ die Aktualität seiner Angebote für den Arbeitsmarkt sicherstellt und mit den spezifischen Bedürfnissen von Langzeitarbeitslosen und unqualifizierten Arbeitskräften umgeht.

 

Vorzeigemodell BAZ
Seit 1987 bildet das BFI Wien an seinem Berufsausbildungszentrum auf 14.600 m² Betriebsfläche mit modernster Ausstattung FacharbeiterInnen im zweiten Bildungsweg aus, aktuell sind es 943. "Sowohl jüngere als auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten hier neue berufliche Möglichkeiten, die sie durch ein entsprechendes Engagement auch gut umsetzen", gratulierte zuletzt Bundeskanzler Werner Faymann dem BFI Wien am 6. Februar anlässlich eines Besuchs im BAZ zur hohen Qualität der Ausbildungen. Seit 1993 sind die Qualifizierungen modularisiert. Sie dauern zwischen 14 und 18 Monate. Ein Einstieg ist alle zwei Wochen möglich. Die Kosten trägt das Arbeitsmarktservice (AMS).

 

19 Lehrberufe
2012 standen in den Bereichen Elektrotechnik, Metalltechnik, EDV/IT, Bau und Holz 19 verschiedene Lehrberufe zur Auswahl, darunter "StukkateurIn und TrockenausbauerIn". Auf diesen Bauberuf bereiteten sich 111 der 2.469 Personen, die sich 2012 in einer FacharbeiterInnen-Intensivausbildung (FIA) befanden, vor. Der Frauenanteil ist mit einer einzigen Schulungsteilnehmerin allerdings ausbaufähig. Insgesamt lag die Frauenquote in der FIA bei 10 %. Die meisten Teilnehmerinnen (21,4 %) verzeichnete das Ausbildungsfeld EDV/IT.

 

Kurzausbildungen und Weiterbildungen
Zusätzlich zur FIA führte das BAZ 2012 in den Bereichen Bau, Holz, EDV, CAD und CNC, Grafik und Schweißen Kurzausbildungen und Weiterbildungen durch. 1919 TeilnehmerInnen nutzten diese Angebote, 97 davon im Bausektor. Die Fachkurse mit einer Dauer zwischen fünf und 30 Wochen befassten sich mit Wärme-, Dämm- und Verbundsystemen.

 

Was den Erfolg ausmacht
Abgesehen von der hochwertigen Infrastruktur erklären vor allem zwei Faktoren, warum das Modell BAZ so gut funktioniert: der Betreuungsschlüssel – auf zehn KursteilnehmerInnen kommt ein Ausbilder bzw. eine Ausbilderin – und ein höchst engagiertes Team von TrainerInnen. Die FacharbeiterInnenprüfung vor einer unabhängigen Prüfungskommission der Wirtschaftskammer bestanden 2012 85 % der KandidatInnen auf Anhieb. Ein Drittel der FIA-AbsolventInnen hat nach einem Monat einen Job, über 81 % nach spätestens einem Jahr.

Weitere Informationen:

 

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