Im "Fordergrund" lernen: Diversitykompetenz in der Erwachsenenbildung
Bildungsstrukturelle Benachteiligung aufzeigen
Der drei Module umfassende Lehrgang richtet sich überwiegend an TrainerInnen und LernprozessbegleiterInnen, aber auch an EntscheidungsträgerInnen in Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Sie werden sich im Lehrgang mit der Frage beschäftigen, auf welche relevanten Unterschiede im Bildungssetting eingegangen werden muss, damit Benachteiligte zu wirklich Teilnehmenden werden.
Sylvia Göhring, die Leiterin des Lehrgangs, führt das im Gespräch mit der Redaktion so aus: „Bildungsbenachteiligte Menschen sind in erster Linie bildungsstrukturell benachteiligt. Das heißt, dass in Bezug auf den Zugang zu Angeboten der Erwachsenenbildung oder auch im Hinblick auf verwendete Methoden und die Didaktik, der Verwendung einer bestimmten Form von Sprache, der Ausstattung der Lernräume oder der Zusammensetzung von Gruppen strukturelle Barrieren existieren. Sie bedingen häufig, dass Angebote erst gar nicht in Anspruch genommen werden, dass Teilnehmende in Widerstand gehen oder sie einen eingeschlagenen Bildungsweg wieder abbrechen." Und weiter: "Verbunden mit Zuschreibungen, die sich – mitunter ungewollt – an Defiziten orientieren, haben Bildungsbenachteiligte dann zu oft erst gar keine Chance zu zeigen, was sie eigentlich können würden.“
Zielsetzung
Ziel des Lehrgangs ist die Steigerung der Diversitykompetenz der TeilnehmerInnen. Göhring: „Unser Anliegen ist es, Anlässe zu geben, die den Blickwinkel auf diese Zielgruppe verändern und auf diese Weise einen Anstoß für die Entwicklung einer praxisorientierten Diversitätskompetenz zu geben – mit einem entsprechenden Widerhall im Tun derjenigen, die täglich Bildungsprozesse von Menschen organisieren und/oder begleiten.“ Im Lehrgang solll daher die professionelle Kompetenz im Handlungsfeld der Arbeit mit bildungsbenachteiligten Menschen gesteigert werden.
Entstehung und Entwicklung des Lehrgangs
Ausgehend von der Entwicklung und Erprobung des Basisbildungsmodells „Im Fordergrund lernen“ (in Kooperation mit dem Verein nowa), wurden Überlegungen angestellt, was die Ergebnisse und Erfahrungen aus der Arbeit mit den konkreten bildungsbenachteiligten TeilnehmerInnen sind und wie sie aufbereitet werden könnten, um sie im Feld der Erwachsenenbildung TrainerInnen, BildungsmanagerInnen etc. zugänglich zu machen.
Laut Göhring ist es Ziel, diese relevanten Inhalte möglichst praxisnah zu vermitteln und in erster Linie Methoden anzuwenden, wie sie auch mit den TeilnehmerInnen des Basisbildungsmodells umgesetzt wurden. "Wir erwarten uns dadurch eine Verringerung der Distanz zwischen den am Bildungsprozess Beteiligten und eine anwendungsorientierte Sensibilisierung in den zu bewältigenden Anforderungen in einem naturgemäß diversen Umfeld in der professionellen Erwachsenenbildung."
Ergänzt wurde das TrainerInnenteam von „Im Fordergrund lernen“ durch eine wissenschaftliche Begleitung des Zentrums für Soziale Innovation. "Auch dieses theoretische Fundament wird im Lehrgang zur Diskussion gestellt", beschreibt Göhring die Entstehung und Konzeption des Lehrgangs.