Barrierefrei bitte!

27.12.2013, Text: Adrian Zagler, Online-Redaktion
Um Erwachsenenbildung barrierefrei zu gestalten, gilt es einiges zu beachten. Der neue Tagungsbericht des biv-integrativ zeigt, wie's geht.
Foto: (C) EDUCON/Friesenbichler
Erwachsenenbildung barrierefrei gestalten, z.B. für Sehbehinderte.
Foto: (C) EDUCON/Friesenbichler
Im Juni des Vorjahres fand am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung, bifeb), in Strobl die Tagung „Erwachsenenbildung barrierefrei?! Bedeutung, Herausforderungen, Erfahrungen und Visionen“ statt. Die Tagung widmete sich ganz dem Anspruch, Erwachsenenbildung für alle Menschen zu öffnen, unabhängig von physischen und intellektuellen Einschränkungen. Jetzt ist eine kompakte Tagungsdokumentation erschienen, die online verfügbar ist. Auch eine Checkliste „Wie barrierefrei ist Ihre Bildungseinrichtung?“ steht zum Download bereit.

 

Bildung für alle

Tag eins der Tagung war ganz den Angeboten und Initiativen barrierefreier Erwachsenenbildung in den letzten 10 Jahren gewidmet.  Die Rückschau begann mit der ersten bundesweiten Tagung „Bildung für ALLE?!“, die 2003 erstmalig das Thema „Menschen mit Behinderungen als KundInnen der Erwachsenenbildung“ genauer beleuchtet hatte. Zehn Jahre später präsentierten bereits zwölf Einrichtungen und Organisationen ihre Angebote, unter anderem die Vereine Blickkontakt und Ninlil – Empowerment und Beratung für Frauen mit Behinderung. Aber auch größere Verbände wie der VÖV, das Bildungs- und Heimatwerk Niederösterreich und das Bildungsnetzwerk Steiermark stellten ihr Engagement vor.

 

Der zweite Tag stand dann unter dem Motto „Aktuelle Fragestellungen in der Begegnung“. Die Dortmunder Universitätsforscherin Heike Bücheler eröffnete mit einem Impulsreferat, zwei mehrstündige Workshopeinheiten in sechs Themenbereichen folgten. Am Abschlusstag präsentierten die TeilnehmerInnen Ergebnisse aus diesen Workshops. Dabei wurden zahlreiche Ideen und Forderungen für weitere Vorhaben entwickelt, u.a. leichte Sprache als Inhalt in diversen Ausbildungen zu verankern und die Sensibilisierung für Barrierefreiheit weiter voranzutreiben.

 

Im Begriffsdschungel

Sprache war ein wiederkehrendes Thema  der Tagung. So sprach Heike Büchler in ihrem Impulsreferat über geänderte Begrifflichkeiten der „barrierefreien“ Erwachsenenbildung: von „Exklusion“ über „Segregation“ und „Separation“ bis hin zu „Integration“ und „Inklusion“. Diese Vielzahl an Konzepten zeugt von den unterschiedlichsten Sichtweisen und Ansätzen, mit verschiedenen Bedürfnissen umzugehen. Im Separationsmodell beispielsweise werden Anliegen behinderter Menschen von einer eigens geschaffenen Stelle behandelt und bedient, im Zielgruppenmodell werden Menschen mit Behinderung als eigene „Zielgruppe“ innerhalb der allgemeinen Erwachsenenbildung definiert und angesprochen.

 

In Büchlers Vortrag dominierte das Konzept der Inklusion, welches Teilhabe, Gleichberechtigung und Barrierefreiheit für alle Menschen impliziert. Unterschiedlichkeit wird als Chance verstanden und Verschiedenheit in allen Bereichen der Erwachsenenbildung mitgedacht. Büchler zeichnete drei Dimensionen, wie Inklusion in der Erwachsenenbildung realisiert werden könne: Dazu gälte es, inklusive Kulturen schaffen, inklusive Strukturen zu etablieren und inklusive Praktiken zu entwickeln.

 

Checkliste für Barrierefreiheit

Eine erste Hilfestellung auf diesem Weg bietet die Checkliste „Wie barrierefrei ist Ihre Bildungseinrichtung?“. Sie wurde im Rahmen des Projektes „NetwebIn – Netzwerk Erwachsenenbildung integrativ“ entwickelt und hilft ErwachsenenbildnerInnen, zu einem umfassenderen Verständnis von Barrierefreiheit, das nicht nur rollstuhlgerechte Infrastruktur meint, zu kommen. Die Checkliste stellt zentrale Anliegen verschiedenster Gruppen, wie gehörloser oder sehbehinderter Menschen, in Form von Fragen dar und listet außerdem Ansprechpartner, welche die Ausarbeitung barrierefreier Bildungsangebote fachkundig beraten.

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