KEBÖ zu PISA: Bisherige Maßnahmen unzureichend

05.12.2013, Text: Hubert Petrasch, KEBÖ Vorsitzender, Redaktion: Karin Schräfl, Forum Katholischer Erwachsenenbildung
Verbesserungen sind erfreulich, aber zu langsam. Maßnahmen im schulischen Bereich allein sind nicht ausreichend.
KEBÖ ortet bei PISA und PIAAC Handlungsbedarfe für die Erwachsenenbildung
Grafik: KEBÖ
Seit 2000 werden in Österreich PISA-Studien durchgeführt. Genauso lange sind die Ergebnisse bekannt: Mittelmaß in den Ergebnissen, ein übergroßer sozioökonomischer Effekt und die Tatsache, dass zu der Million in Österreich lebender Personen, die nicht sinnerfassend lesen können, wieder einige zehntausend dazu kommen.

 

„Es ist hoch an der Zeit, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen – und diese zeigen, dass die Maßnahmen in den Schulen allein, wie sie in den letzten 12 Jahren erfolgt sind, nicht ausreichen“, erklärte der Vorsitzende der Konferenz der Erwachsenbildung (KEBÖ), Hubert Petrasch. Neben schulischen und vorschulischen Maßnahmen müsse endlich auch in der Erwachsenenbildung ernst gemacht werden. „Wenn in Österreich eine Million Erwachsene nicht lesen können und, wie wir wissen, ihr niedriges Bildungsniveau mit hoher Wahrscheinlichkeit an ihre Kinder weitergeben, dann zeigt das den dringenden Handlungsbedarf deutlich auf“, ergänzte der Vorsitzende des Ländernetzwerks Weiterbildung, Ronald Zecha.

 

Zusammen mit der vor rund zwei Monaten veröffentlichten PIAAC-Studie, in der die Leistungen der 16- bis 65-Jährigen untersucht worden waren, ergeben sich aus den aktuellen PISA-Ergebnissen für die neue Regierung folgende dringende Handlungsfelder:

 

 1)      Die Initiative Erwachsenenbildung, in der Bund und Länder das Nachholen des Pflichtschulabschlusses und das Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernen kostenlos ermöglichen, muss auf ein Vielfaches ausgeweitet werden. Dabei reicht es nicht, lediglich Interessierten diese grundlegenden Bildungsangebote anzubieten, künftig müssen auch vermehrt Maßnahmen gesetzt werden, die Betroffene zum Nachholen dieser wichtigen Bildungsziele motivieren.

 

2)      Aus Gründen der Bildungsgerechtigkeit und als Maßnahme zur Vermeidung des sozioökonomischen Effekts (Vererben des Bildungsniveaus) muss durch öffentliche Mittel sichergestellt werden, dass allen Menschen, auch den sozial Schwächeren, und vor allem den Bildungsfernen, künftig die Teilnahme an der Erwachsenenbildung möglich ist. Niemand soll aus finanziellen Gründen von grundlegendem Wissen, Kompetenzen, kreativer- und Wertebildung und Körper- und Gesundheitsbildung ausgeschlossen sein. Dies sollte im Sinne des in der LLL-Strategie des Bundes formulierten Zieles „Erhöhung der Lebensqualität in der nachberuflichen Lebensphase durch Bildung“ ausdrücklich auch für finanziell schlechter gestellte PensionistInnen gelten. Von großer Bedeutung ist dabei die Sicherstellung und Weiterentwicklung eines regionalen und kontinuierlichen Grundangebotes, das jene Themen und Inhalte umfasst, die die Menschen in jeder Region eines Landes unabhängig von Einkommen, Geschlecht, Herkunft und geographischer Entfernung für ihre persönliche Entfaltung, die soziale Integration, eine aktive Bürgerschaft und die Beschäftigung benötigen.

 

3)      Empfohlen wird auch eine längerfristig angelegte, ausreichende Finanzierung der gemeinnützigen, öffentlich anerkannten Erwachsenenbildungseinrichtungen und auch höherer Bildungsangebote wie der Berufsreifeprüfung. Damit soll sichergestellt werden, dass den Menschen qualitativ hochwertige Weiterbildungschancen auch dann geboten werden können, wenn sie sich mit Teilnahmebeiträgen nicht kostendeckend finanzieren lassen. Dazu gehören auch die Weiterentwicklung der öffentlichen Bibliotheken als wichtige Orte der Leseförderung und eine verstärkte Koordination zwischen Weiterbildungseinrichtungen und öffentlichen Bibliotheken.

 

Wenn die Bekenntnisse der Politik zur Bildung nicht nur leere Worthülsen sein sollen, sondern – dem oft angekündigten neuen Stil entsprechend – ernst gemeint sind, dann muss endlich in die Erwachsenenbildung investiert werden. Dabei sind in erster Linie die derzeitigen Koalitionsverhandler gefordert. Aber auch die Bundesländer will Petrasch nicht aus der Verantwortung entlassen: „Wenn die Salzburger Landesregierung anstatt die Mittel für die Erwachsenenbildung anzuheben diese um mehr als 10% kürzt und damit den Menschen, die es am dringendsten benötigen die so wichtigen Bildungschancen verwehrt, muss das nachdenklich machen“. Gerade der Blick in die skandinavischen Länder zeige, dass auch eine gut funktionierende und ausreichend ausgestattete Erwachsenenbildung einen unverzichtbaren Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit auch der jungen Menschen leistet. Denn diese schneiden nicht nur bei den Studien hervorragend ab, sie haben auch schon längst das Konzept des lebenslangen Lernens erfolgreich umgesetzt.

 

(Quelle: Presseinformation des Forum Katholischer Erwachsenenbildung)

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