Wie TrainerInnen didaktisches Handwerkszeug erwerben

14.11.2013, Text: Wilfried Hackl (seit 2016: Wilfried Frei), Redaktion/CONEDU
Auch wenn man Erwachsenen eine entwickelte Selbstlernfähigkeit unterstellt, bleibt Didaktik eine Kernkompetenz von Lehrenden auch in der Erwachsenenbildung.
Foto: (C) EDUCON/Hackl
Trotz Selbstlernfähigkeit der Teilnehmenden bleibt Didaktik ein Thema
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In der Erwachsenenbildung ist der Ruf der PraktikerInnen nach einer wissenschaftlich ausgerichteten und theoretisch fundierten Didaktik ungebrochen. Die überaus nachgefragte, aktuelle Ausgabe des "Magazin erwachsenenbildung.at" (Meb) will diesem Ruf folgend, Didaktik als praktische Wissenschaft neu auflegen. Gezeigt wird, wie didaktisches Denken, Planen und Handeln den Trainerinnen und Referenten vermittelt werden kann, zum Beispiel durch Videofallarbeit oder Förderung von Selbstreflexivität.


Mehr Didaktik - mehr Professionalisierung
Christine Zeuner, Professorin für Erwachsenenbildung an der Helmut Schmidt Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg, erläutert in ihrem einführenden Artikel, warum didaktische Fragen in der Erwachsenenbildung im Gegensatz zur Schule lange ausgeblendet wurden. Damals wie heute wurde selbstgesteuertes Lernen als altersgemäße Fähigkeit von Erwachsenen propagiert und damit die individuelle Übernahme von Verantwortung für Lernprozesse vorangetrieben.


Aktuell heißt das aber, Fragen über Zugänge zur Bildung, Inklusion und Exklusion und Teilnahmechancen auszuklammern. Deshalb muss im Sinne der Professionalisierung aller in der Erwachsenenbildung tätigen Personen didaktischem Handeln wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.


Mehr Reflexion - mehr didaktisch denken können
Sollen in der Erwachsenenbildung Tätige lernen, didaktisch zu denken und handeln, müssen sie eigene Haltungen und Zugänge zum Lernen reflektieren. Was aber wenn wir als Lehrende, TrainerInnen oder LernbegleiterInnen nach einer gewissen Zeit nur mehr der eigenen Erfahrung zu glauben anfangen?  Die deutsche Erziehungswissenschafterin Anita Pachner zeigt in ihrem Beitrag, wie praktische Erfahrungen und wissenschaftliches Wissen sich ergänzen müssen, damit erwachsenenpädagogische Professionalität entsteht. Permanente Selbstreflexion wird dabei zu einem wichtigen Eckpfeiler innovativen Lehrhandelns. 


Trainerin und Organisationsberaterin Andrea Widmann wiederum führt Schritt für Schritt vor, wie Didaktik konkret unterrichtet werden kann. Dabei legt sie einen Schwerpunkt auf das Üben, Ausprobieren und Reflektieren von konkreten didaktischen Werkzeugen.


Mehr vom guten alten - mehr vom neuen Lehrhandeln
Nicht nur in der Frage der Selbstreflexionskompetenz und der Vermittlung von Didaktik schärfen die Beiträge des aktuellen "Magazin erwachsenenbildung.at" (Meb) erwachsenenpädagogische Professionalität. Neu aufgerollt wird auch die nahezu verschwundene Kernaufgabe didaktischen Handelns: die Vermittlung zwischen Thema und Lernen, und welche Rolle der aktuelle Kompetenzdiskurs in diesem Zusammenhang spielen kann. 


Hinzu kommen partizipative Zugänge im Kontext der Basisbildung (Stichwort: financial literacy) und die Suche nach kollektiven Vorstellungen vom Lehren und von didaktischem Handeln in Organisationen Allgemeiner Erwachsenenbildung. Sabine Digel illustriert in ihrem Beitrag schließlich, wie fallbasiertes Lernen, das in vielen Berufsfeldern bereits eine zentrale Bedeutung einnimmt, auch für die Erwachsenenbildung zeitlich und örtlich flexibel einsetzbar wird. Dieses Lernen am "Unterricht vor der Kamera" ist praxisrelevant und erhöht die analytische und diagnostische Kompetenz der lernenden Lehrenden, wie die Autorin zeigt.

 

Das neue Meb steht kostenlos unter www.erwachsenenbildung.at/magazin zum Download bereit und ist auch als Druckversion zum Selbstkostenpreis von EUR 12,80 erhältlich.

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