Das BFI setzt auf Integrationsprojekte

30.09.2013, Text: Michaela Schneider, BFI Österreich
Seit Jahren engagiert sich das BFI mit niederschwelligen Bildungsangeboten für MigrantInnen. Vor allem Frauen will man gezielt ansprechen.
Ein informeller Rahmen soll Migrantinnen zum Lernen motivieren
Foto: BFI Tirol
Wann ist Integration nachhaltig?
Erfolgreiche Integration ist keine Einbahnstraße. Darin ist sich die Migrationsforschung einig. Unbestritten ist auch, dass Grundkenntnisse der Sprache, Geschichte, Institutionen und Werte der Aufnahmegesellschaft eine notwendige Voraussetzung sind. Integration kann nur gelingen, wenn Einwanderer und Einwanderinnen die Gelegenheit haben, sich diese Grundkenntnisse anzueignen.

 

Wie das BFI Integration fördert
Mit innovativen Integrations- und Bildungsprojekten unterstützen die Berufsförderungsinstitute zugewanderte Menschen dabei, in Österreich Fuß zu fassen. Ziel ist es, neue methodisch-didaktische Ansätze und inhaltliche Zugänge zu entwickeln, die die Eingliederung in Gesellschaft und Arbeitsmarkt vorantreiben und eine aktive Teilhabe erleichtern. In der Regel leistet die öffentliche Hand – auf regionaler, Länder-, Bundes- oder EU-Ebene – einen finanziellen Beitrag. Allein im Jahr 2012 widmeten sich zwölf der insgesamt 32 an den BFIs durchgeführten EU-Projekte der Zielgruppe MigrantInnen.

ABC-Café
Schon seit 2009 tourt das BFI Tirol mit seinem Integrationsprojekt "ABC-Café" durch die Bezirke. Mitte September startete eine neue Runde. In informeller Atmosphäre können Zuwanderinnen, für die es aufgrund ihrer Bildungsbiografie, Wohnsituation, Kinderbetreuungspflichten o. Ä. schwierig ist, eine reguläre Deutschqualifikation zu erwerben oder einen Integrationskurs zu besuchen, kostenlose Lernangebote nutzen. Dazu zählen auch eine Lernwerkstatt und Sprachkurse für Mütter und Kinder. Das Deutschniveau ist auf Anfängerinnen zugeschnitten, es reicht von Alphabetisierung bis A1.

 

Zur Selbständigkeit befähigen
Aktuell laufen an sechs Standorten in fünf Tiroler Bezirken ABC-Cafés, Mutter-Kind-Kurse und Lernbegleitung Deutsch. Zugewanderte Frauen, die ihre Sprachkenntnisse verbessern wollen, haben dort Gelegenheit, andere Frauen zu treffen und Erfahrungen auszutauschen. Zusätzlich gibt es Exkursionen, Workshops mit ExpertInnen und Vorträge zu verschiedenen Themen, z. B. Gesundheit, Schulsystem, Erziehung, Landeskunde und Ernährung. Das Maßnahmenbündel soll die Teilnehmerinnen ermutigen, selbständig Amtswege zu erledigen, Arztbesuche zu machen, Bewerbungsgespräche zu absolvieren u. dgl. Fördergeber sind der Europäische Integrationsfonds, das Innenministerium und das Land Tirol. Dass deren Gelder sinnvoll angelegt sind, bringt eine Teilnehmerin auf den Punkt: "Erst durch das ABC-Café habe ich mich getraut, ohne meinen Mann zum Arzt zu gehen. Es war so schrecklich, dass mich mein Mann zu Beginn, als ich nach Österreich kam, überallhin begleiten musste."

 

Migration. Bildung. Zukunft: Melete
"Bildungsferne" MigrantInnen im weitesten Sinn möchte das BFI Salzburg mit seinem Projekt "Melete" erreichen. Ziel ist der Abbau von Hürden beim Zugang zu Erwachsenenbildung. Das soll mit kostenlosen, partizipativ gestalteten Bildungsformaten geschehen, die niederschwellig sind und sich an der Lebenswelt der Zielgruppe orientieren. Neue Lernorte gehören ebenso dazu wie eingebettetes Lernen. Teil der Initiative ist auch die Ausbildung von migrantischen BildungslotsInnen, die dann in ihrem Umfeld über Bildungsmöglichkeiten informieren und als KotrainerInnen fungieren. Einstiegsangebote wie Mutter-Kind-Gruppen und Kochen sollen Zugangsbarrieren abbauen und den TeilnehmerInnen die Annäherung an die Erwachsenenbildung erleichtern.

 

Bildungsangebote partizipativ entwickeln
Gemeinsam mit BildungslotsInnen und EB-Profis entwerfen potenzielle TeilnehmerInnen Kurse, die ihren Bedürfnissen entsprechen. Inhalte sind u. a.

  • Deutsch
  • EDV/IKT
  • Mathematik für den Alltag
  • Elternschaft und zweisprachige Erziehung
  • Anerkennung und Nachholen von Qualifikationen
  • Umgang mit Geld
  • Pension
  • Stadtspaziergänge (Arbeiterkammer, Krankenkasse, Bücherei, Theater, …)

Das vom Europäischen Sozialfonds und dem Unterrichtsministerium geförderte Projekt läuft noch bis Mitte 2014.

Die bisherigen Erkenntnisse
Ruth Riedel, am BFI Salzburg zuständig für EU-Projekte, hebt die Bedeutung der Brückenfunktion von BildungslotsInnen für die Erreichung sog. "bildungsferner" Zielgruppen hervor. Sie betont, dass sich "das Modell der migrantischen Koreferentin in niederschwelligen Kursen sehr bewährt hat", und bedauert zugleich, dass es "zu wenige Angebote für Männer gibt, auch Deutschkurse". Vor allem seien kostenlose Angebote für die Zielgruppe nötig. Christina Anschober vom BFI Tirol stellt als Projektverantwortliche für das ABC-Café den Zusammenhang von gestärktem Selbstvertrauen und nachhaltiger Integration her.

Weitere Informationen: