Zukunftsforum Erwachsenenbildung 2013

07.08.2013, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Internationale Veranstaltung diskutierte Erwachsenenbildung als Schlüsselfunktion in der Finanzkrise.
Alle sprechen von der Krise: in der Wirtschaft, im Banken- und Finanzwesen, in der Politik. 70 ExpertInnen aus elf Nationen reflektierten im Rahmen des 5. Zukunftsforum Erwachsenenbildung 2013 das komplexe Phänomen "Krise" kritisch und fragten insbesondere nach der Rolle der Erwachsenenbildung und ihren Herausforderungen in Zeiten der Krise. Die Veranstaltung fand von 3.-5. Juli 2013 in Innsbruck statt und wurde vom Verband Österreichischer Volkshochschulen veranstaltet.

 

Island: Förderung von Erwachsenenbildung als Reaktion auf die Finanzkrise
Ingibjörg Guõmundsdóttir, Leiterin des isländischen "Education and Training Service Centre", beschrieb in ihrem Schlüsselvortrag am ersten Konferenztag, wie Island auf die Finanzkrise, die das Land besonders hart getroffen hatte, reagierte: mit einem Ausbau der Qualität und der finanziellen Mittel für die Erwachsenenbildung durch die öffentliche Hand. Damit konnte die Regierung betroffenen Menschen Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung sowie zur persönlichen und gesellschaftlichen Weiterentwicklung schaffen.


Wohlhabende von Krise kaum berührt, Arme stärker betroffen
Das isländische Beispiel scheint aber die Ausnahme zu sein. Das zeigt eine vom europäischen Verband für Erwachsenenbildung (EAEA) vorgestellte Analyse. Die in Europa größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich habe demnach auch Auswirkungen auf das Bildungsverhalten. Die Wohlhabenden blieben von der Krise relativ wenig berührt, während die Armen stärker betroffen seien. Erwachsenenbildungseinrichtungen in jenen Staaten, die wenig Mittel für die Erwachsenenbildung zur Verfügung stellen oder die Mittel aufgrund der Krise reduziert haben, sahen sich gezwungen, Kursbeiträge anzuheben. Mittellose Personen, die meistens den höchsten Weiterbildungsbedarf haben, laufen damit Gefahr, von Weiterbildung ausgeschlossen zu werden.


Bildung: wichtige Ressource für Krisenzeiten
Clemes Sedmak, Professor für Sozialethik am King's College in London, setzte sich im Abschlussvortrag der Veranstaltung mit wichtigen Kompetenzen in Krisenzeiten auseinander. Er unterscheidet zwischen Ressourcen erster Ordnung und jenen zweiter Ordnung. Ressourcen erster Ordnung sind Sedmak zufolge jene Ressourcen, die gebraucht und verbraucht werden. Unter Ressourcen zweiter Ordnung versteht er Ressourcen, die dabei helfen, mit Ressourcen gut umzugehen. Bildung als Fähigkeit, mit den eigenen Fähigkeiten umzugehen und sie adäquat einzusetzen, sei eine zentrale Ressource zweiter Ordnung. Diese gewinne vor allem in Krisenzeiten, in denen die Ressourcen erster Ordnung knapp werden, an Bedeutung, so der Ethik- und Armutsforscher.

Zugang für alle Menschen zu Bildung sichern
Die TeilnehmerInnen diskutierten in Arbeitsgruppen den Begriff Krise. Sie formulierten konkrete Fragen und Ideen, wie mit der Krise umgegangen werden kann. Alle Arbeitsgruppen kamen dabei zu einem ähnlichen Schluss: Kurzfristige Ausbildungsmaßnahmen seien wichtig, aber nicht ausreichend. Letztlich komme es darauf an, für alle Menschen den Zugang zu jenen Bildungsmöglichkeiten zu sichern, die Schlüsselkompetenzen für lebgenslanges Lernen vermitteln. Dies bedürfe einer ausreichenden Finanzierung durch die öffentliche Hand.

Quelle: Presseinformation VHS Tirol, 05.07.2013 (red. bearbeitet)

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