bumerang: Lernende machen Zeitung

23.08.2013, Text: Sarah Aldrian, Online-Redaktion
"Wir können auch Schreiben!" lautet ein Motto von TeilnehmerInnen der Basisbildung. Im "bumerang:" veröffentlichen sie ihre Arbeiten.
Teilnehmende an Basisbildung machen Zeitung
Grafik: ISOP (Coverabbildung des bumerang)
Teilnehmende an Basisbildung machen Zeitung
Seit 1995 bietet der Verein ISOP in Graz mit "Neustart Grundbildung" Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen für Erwachsene an. Im Zuge dieser Kurse entstehen sehr oft Gedichte, Geschichten und Gedanken von TeilnehmerInnen, die auch die Öffentlichkeit interessieren könnten. Daher entwickelten TeilnehmerInnen eine Zeitung mit den Texten motivierter Lernender. Bereits nach der dritten Ausgabe des „bumerang:“ wurden Beiträge von "neuen SchreiberInnen" aus ganz Österreich eingereicht. Nun erscheint diese Zeitschrift schon seit drei Jahren vierteljährlich auch in gedruckter Form. „Neue SchreiberInnen“ haben die Möglichkeit ihre Texte an die Redaktion zu schicken um selbstverfasste Werke zu veröffentlichen.Die neueste Auflage des "bumerang:" erschien Anfang des Sommers und steht zum Download zur Verfügung.

 

Der 19. bumerang: „Vom Reisen in andere Welten und ins Innerste…“
Passend zum Beginn der Urlaubszeit ist diese neue Ausgabe des „bumerang:“ erschienen. Wer sich noch in Urlaubsstimmung bringen will, kann in dieser Zeitschrift schmökern. SchreiberInnen wurden dieses Mal eingeladen von ihren Reisen in die Vergangenheit und die Zukunft zu berichten. Das Ergebnis lässt sich lesen: Eine Sammlung von Gedichten, Erzählungen und Kurzgeschichten entführt Interessierte im ersten Teil der Zeitschrift „in den Winter, in den Sommer und ans Ende der Welt“. Nach einer „Reise der Farben“ werden LeserInnen schließlich auf den Mond geschickt und besichtigen uralte Tempel. LeserInnen lernen nicht nur Gründe um zu verreisen kennen, sondern auch, „wo es einmal sehr schön war“. Eine abwechslungsreiche Ausgabe des „bumerang:“, die eine Lesereise wert ist.

 

In Schreibkursen Selbstbewusstsein entwickeln
Die BasisbildungsteilnehmerInnen Rosa Todtner und Johann Glatz haben die Zeitung im Jahr 2010 entwickelt: "Da wir seit dem Ausstieg aus der Schule mit dem Schreiben nichts am Hut hatten, kamen wir erst jetzt auf den Gedanken, unser Schreiben zu trainieren und die Wörter richtig schreiben zu lernen(...) Wir sind überzeugt, dass man, wenn man besser schreiben kann, auch mehr Selbstbewusstsein bekommt. Wir beide möchten in eine andere Richtung gehen und eine andere Sichtweise vom Leben haben und Menschen mit anderen Augen sehen, als wir es bis jetzt getan haben."

 

Schreiben als Therapeutikum
TeilnehmerInnen wagen mit der Veröffentlichung ihrer selbstverfassten Texte in der Zeitung nicht nur einen mutigen Schritt in die Öffentlichkeit, sondern steigern damit auch ihr Selbstwertgefühl. Weitere positive Nebeneffekte einer ISOP Studie zufolge sind, dass die subjektive und objektive Gesundheit und Zufriedenheit der Lernenden gesteigert wird. Wer lesen und schreiben kann, könne besser am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und anfangen es mitzugestalten. Weiters sei die Motivation und das Interesse am Schreiben enorm gestiegen und stehe für die positive Entwicklung von Basisbildungsprogrammen für Erwachsene.


Wie wichtig es ist, Menschen zum Schreiben zu animieren, weiß auch Evelyn Brandt, Schreibpädagogin und Schreibberaterin: "Schreiben ist ein Therapeutikum. Es ist ein Medium, das bis in die innersten Räume eines Menschen ausstrahlt, Lern- und Denkprozesse anregt, das Selbstbewusstsein stärkt und Seele, Körper und Geist guttut", erzählt sie im Magazin erwachsenenbildung.at. Das soll für Menschen mit Schreibschwäche ebenso gelten wie für BesucherInnen von literarischen Schreibwerkstätten.

 

Gesundheitliche Folgen von "funktionalem Analphabetismus"
Mit unzureichenden Kenntnissen in Lesen oder Schreiben ist die Bewältigung des Alltags oft sehr schwer. Laut der zentralen Beratungsstelle für Basisbildung und Alphabetisierung können geschätzte 600.000 Erwachsene in Österreich nicht ausreichend lesen und schreiben. Die deutsche Website "gesundheit.de" listet einige der Folgen von sogenanntem "funktionalem Analphabetismus": Betroffene fühlten sich häufiger und schneller gestresst und überfordert, neigten zu psychischen und physischen Erkrankungen.

 

Alfatelefon bietet Service und Beratung
Das Alfatelefon Österreich unter 0800 244 800 bietet Betroffenen Information, Beratung und Service. Die Initiative Erwachsenenbildung fördert zahlreiche kostenlose Basisbildungskurse für Personen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben haben - in ganz Österreich.

Weitere Informationen: