Die Welt ist ein Dorf

19.07.2013, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Lehrreiches "Globospiel" will auf unterhaltsame Weise Sensibilität für schwierige Lebenslagen der Menschen überall auf der Welt wecken.
Was wäre, wenn die Welt ein Dorf mit 50 Menschen wäre? Wo und wie würden die Menschen leben? Hätten Sie gute Bildungschancen? Wie groß wäre der ökologische Fußabdruck und wären sie bewaffnet? Das von den beiden Wirtschafts- und Sozialhistorikern Stefan Neuner und Andreas Exenberger entwickelte Kartenspiel "Globospiel - Die Welt in der Hosentasche" will Sensibilität für die oft schwierigen Lebenslagen der Menschen überall auf der Welt wecken. Produziert wurde es bei der Wiener Spielkartenfabrik Ferdinand Piatnik & Sons.

Komplexität globaler Prozesse vereinfacht
Über viele globale Prozesse gibt es ein allgemeines Bewusstsein, doch überfordert die Komplexität dieser Abläufe viele Menschen. Das Globospiel reduziert diese Komplexität auf ein Dorf mit 50 Menschen. Das soll helfen, über den nationalen Tellerrand hinaus gesellschaftliche Zusammenhänge zu sehen - auf spielerische Art und Weise, manchmal aber auch unbeswusst. Ziel des Spiels ist, dass sich die Spielenden mit den Menschen in Globo identifizieren, Empathie für reale Lebensumstände entwickeln und so auf persönliche Weitere globale Unterschiede erfahren.

BewohnerInnen vergleichen und globale Unterschiede erfahren
Im fiktiven Dorf "Globo" leben 50 Menschen. Alle Globo-BewohnerInnen sind nach 15 Kriterien charakterisiert: Vor- und Nachname, Alter, Geschlecht, Herkunft, Kreditwürdigkeit, mit Foto, Einkommen, Wohnqualität, Ernährung, Lebenserwartung, Bildungschancen, ökologischem Fußabdruck, Biokapazität und Bewaffnung.

In einer einfachen Spielvariante, die von zwei bis 5 Personen gespielt werden kann, vergleichen die Spielenden einzelne Globo-BewohnerInnen anhand selbst wählbarer einzelner Kriterien. Wer gibt, bestimmt, ob beim jeweiligen Spiel die höchsten oder niedrigsten Werte gewinnen. Spielziel einer anderen Spielvariante, spielbar mit 20 bis 50 Personen, ist Vergleiche anzustellen und so globale Unterschiede zu erfahren. Die Spielenden erhalten dabei Karten und suchen nach Personen aus demselben Weiler, um Gruppen zu bilden.

Einsatz in der Lehre
Die Autoren Neuner und Exenberger sehen die Einsatzmöglichkeiten ihres Spiels im Rahmen der Auseinandersetzung mit Globalem Lernen, mit Einkommen, Demographie, Ökologie, Ethik und Genderfragen. Sie schlagen etwa eine weitere Spielvariante vor: Die Spielkarten werden dabei nach ihrer Nummerierung an die TeilnehmerInnen verteilt. Alle erhalten jeweils eine Karte. Sie machen sich mit der Figur auf der Karte vertraut und suchen dann die Personen aus demselben Weiler (Dorf), um mit ihnen eine Gruppe zu bilden. Danach gruppieren sich die TeilnehmerInnen anhand eines Fragenkatalogs neu und diskutieren die Veränderungen. Zwischen 50 und 90 Minuten Zeit sollten dafür einberaumt werden.

Hydranten als Metapher - gegen Vorurteile
Die Menschen in Globo werden in Form von Hydranten symbolisiert. Das soll laut Spielanleitung gängigen Vorurteile gegenüber Hauptfarbe, Geschlecht, Herkunft usw. entgegen wirken und gleichzeitig den Spielenden erleichtern, sich mit der Globofigur ihrer Karten zu identifizieren. Ein Hydrant repräsentiert ca. 120 Millionen reale Menschen.

Weitere Beispiele für Globales Lernen finden Interessierte in der Ausgabe 16 des Magazin erwachsenenbildung.at.
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