Beruf BasisbildungstrainerIn unter der Lupe

05.12.2012, Text: Lukas Wagner, Online-Redaktion
Studie zu Beruf, Arbeitszufriedenheit und Professionalisierung von BasisbildungstrainerInnen für MigrantInnen bringt erste Ergebnisse.
Mehr und mehr Menschen verfügen nicht über ausreichende Basiskompetenzen, um mit den Anforderungen einer schriftorientierten Wissensgesellschaft mithalten zu können. Alphabetisierungs- und BasisbildungstrainerInnen helfen diesen Menschen, ihre Basiskompetenzen zu verbessern. Das Netzwerk MIKA (Migration - Kompetenz - Alphabetisierung) hat jetzt einen ersten Zwischenbericht der laufenden Studie "BasisbildungstrainerInnen für Migrantinnen - Berufsmonitoring, Arbeitszufriedenheit, Professionalisierung" veröffentlicht, die vom Fachbereich Forschung und Entwicklung des Verein Frauenservice Graz unter der Leitung von Birgit Aschemann durchgeführt wird.

Zufrieden mit Beziehungen, aber nicht Strukturen
Die Studie macht deutlich, dass im Beruf eine gute Zufriedenheit herrscht - 49,2% der TrainerInnen sind "eher zufrieden". Dennoch entsteht diese Zufriedenheit primär durch sg. "Beziehungsvariablen", das heisst durch die Arbeit mit KlientInnen, Beziehung zu KollegInnen und die Tätigkeit des Unterrichtens. Gegenüber den "Strukturvariablen" - also Arbeitsplatzsicherheit, Bezahlung, und Aufstiegsoptionen - herrscht jedoch eine tendenziell unzufriedene Haltung. Die Studie verdeutlicht auch, dass der Beruf Alphabetisierungs- und BasisbildungstrainerIn öfter von Frauen ausgeübt wird; 61 der 63 StudienteilnehmerInnen waren weiblich (96,8%). Dies wird auch durch die vom Basisbildungsprojekt In.Bewegung II 2009 durchgeführten Kurzstudie bestätigt, bei der 87% aller TrainerInnen weiblich waren.

Wichtige Aspekte der Erwerbsarbeit
In der Studie zeigt sich vor allem die Möglichkeit, eigene Initiative in der Arbeit entfalten zu können, als besonders wichtig. 87,3% der Befragten gaben dies bei der Frage nach persönlich wichtigen Aspekten einer Erwerbsarbeit an. Im Unterschied der zum Vergleich herangezogenen europäischen Wertestudie von 2008 (European Value Survey 2008) ist den befragten österreichischen BasisbildungstrainerInnen die eigene Initiative, das Zusammentreffen mit Menschen, Mitreden bei Entscheidungen und etwas Nützliches für die Allgemeinheit zu tun deutlich wichtiger als dem europäischen Schnitt. Deutlich weniger wichtig als im EU-Schnitt sind gute Bezahlung, ein sicherer Arbeitsplatz und Aufstiegsmöglichkeiten. Nach Studienautorin Birgit Aschemann bleibt die Frage, ob dies eine Rationalisierung durch die Unzufriedenheit mit den Strukturvariablen ist oder ob diese Werte für BasisbildungstrainerInnen einfach weniger wichtig sind. Für Frühling 2013 ist eine zweite Erhebungswelle geplant, welche es ermöglichen wird, vertieft nachzufragen und unklare Ergebnisse besser zu beleuchten.

Berufsfeld Alphabetisierungs- und BasisbildungstrainerIn
Basisbildungstraining besteht in der Vermittlung elementarer Kulturtechniken. BasisbildungstrainerInnen unterstützen Erwachsene dabei, Kompetenzen im Lesen, Schreiben, IKT und Rechnen neu zu erwerben oder zu verbessern. Sie bemühen sich darum, die TeilnehmerInnen für neue Lernprozesse zu gewinnen und sie bestmöglich individuell zu fördern. Dabei stützen sich die Lernenden auf bereits vorhandene Ressourcen. Die TrainerInnen versuchen, Lernfortschritte aufzuzeigen und die Selbststeuerung, Autonomie und Eigenverantwortung der Lernenden zu fördern. Ein positives Lernklima herzustellen und tragfähigen Arbeitsbeziehungen zu gestalten, sind weitere Bestrebungen in der Basisbildungsarbeit. Durch all diese Bemühungen können Räume entstehen, in denen die TeilnehmerInnen an persönlichen Schwächen und Stärken arbeiten können.

Ausbildung zur/zum Alphabetisierungs- und BasisbildungstrainerIn
Die Ausbildung zur/zum Alphabetisierungs- und BasisbildungstrainerIn wird von unterschiedlichen Ausbildungsträgern angeboten. Voraussetzung für den Beruf des/der Alphabetisierungs- und BasisbildungstrainerIn ist eine formale Ausbildung (vorzugsweise aus dem pädagogischen Bereich) und berufliche Erfahrung, z.B. in der Leitung von Gruppen. Genauere Informationen zur Ausbildungseinrichtungen können dem PDF "Übersicht Ausbildungseinrichtungen" entnommen werden. TrainerInnen, die im Rahmen der Initiative Erwachsenenbildung eine facheinschlägige Aus- und Weiterbildung nicht ausreichend nachweisen konnten, haben 2013 die Möglichkeit, diese Erstausbildung in Form eines Lehrgangs kostenlos nachzuholen. Für jene TrainerInnen mit ausreichender Praxiserfahrung und den nötigen Kompetenzen ist es zudem möglich, ihre Kompetenzen in einem Portfolioprozess anrechnen zu lassen.
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