Neue Studie zum Einfluss von Bildung auf Wirtschaft

07.11.2012, Text: Thomas Sommerer, Online-Redaktion
Wifo-Studie zeigt die Wichtigkeit des Bildungssektors für die österreichische Wirtschaft und formuliert Handlungsvorschläge.
"Bildung 2025 - Die Rolle von Bildung in der österreichischen Wirtschaft" ist der Titel einer kürzlich veröffentlichten Studie, die das Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) erstellt hat. Der Studie zufolge gibt es in Zukunft eine Reihe von Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehören insbesondere die Einbindung gering Qualifizierter in das Erwerbssystem als auch die Aus- und Weiterbildung von Personen im Erwerbsleben. Die AutorInnengruppe rund um Julia Bock-Schappelwein vom Wifo formuliert in der Studie Vorschläge, wie man mit den künftigen Trends und Entwicklungen umgehen kann.

Wettbewerb fordert Innovation
Hochentwickelte Volkswirtschaften wie Österreich sind durch steigenden internationalen Wettbewerbsdruck gefordert, sich gegenüber Billiglohnländern zu profilieren. Österreichische Unternehmen setzen daher verstärkt auf Innovation und Qualität ihrer Erzeugnisse, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Das und auch der technologische Wandel sind Gründe dafür, warum Branchen in Österreich mit mittlerer und höherer Innovations- und Ausbildungsintensität wachsen, während Branchen mit niedriger Innovations- und Ausbildungsintensität schrumpfen. Die wirtschaftliche Performance Österreichs ist im europäischen Vergleich außerordentlich gut, was sich auf die Spezialisierung qualitativ hochstehender Segmente der verschiedenen Branchen zurückführen lässt. Immerhin ist Österreich auf Nummer fünf der einkommensstärksten Länder der EU.

Mix an Qualifikationen erforderlich
Neben der steigenden Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitskräften (mindestens Maturaniveau) sind auch mittlere Qualifikationen gefragt - etwa in der Holz- oder Metallverarbeitung. Dazu kommt, dass formale Qualifikationen alleine in Zukunft nicht mehr ausreichen werden, um am Arbeitsmarkt längerfristig bestehen zu können. Allgemeine Bildung und soziale Kompetenzen wie Teamgeist sind zunehmend wichtige Bereiche im individuellen Kompetenzportfolio.

"Upskilling" erhöht Bildungsniveaus
Eine Möglichkeit um berufsspezifische und berufsübergreifende Kompetenzen zu fördern bestehe in einem "upskilling" des formalen Ausbildungssystems, meinen die AutorInnen. Eine derartige Erhöhung des allgemeinen Bildungsniveaus führe zu einem Anstieg der berufsspezifischen Ausbildungen aber auch gleichzeitig zu einer Zunahme der allgemeinen und berufsübergreifenden Kompetenzen. Ein Beispiel hierfür wären Maßnahmen, welche die Zahl an Jugendlichen reduzieren, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen. Dies wäre vor allem wichtig, da sie viel geringer in den Arbeitsmarkt integriert sind als höher qualifizierte Jugendliche.

Obwohl dieses Upskilling in Österreich derzeit stattfindet, warnt Karl Aiginger, Direktor der Wifo, sich nicht auf diesen Zahlen auszuruhen, denn "Bildung ist eine Baustelle, die sich bewegt, keine die stillsteht". Bei der Zunahme der Zahl an Qualifikationen darf außerdem die Zusammensetzung der Bildungsabschlüsse nicht übersehen werden. Einen "Mix an Qualifikationen" hält Aiginger daher für besonders wichtig, um den Anforderungen der Wirtschaft zu entsprechen.

Zentrale Rolle der Weiterbildung
Die Studie hebt hervor, dass Weiterbildung eine zentrale Rolle in der Arbeitsmarktpolitik einnehmen muss, um die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können, und weiterhin wettbewerbsfähig zu sein. Aufgrund des raschen technologischen Wandels sei ein Zusammenspiel von Aus- und Weiterbildungssystem mit aktuellen Qualifikationsanforderungen notwendig. Eine große Kluft sehen die AutorInnen zwischen dem Stellenwert, welcher der Weiterbildung beigemessen wird, und den tatsächlichen Weiterbildungsaktivitäten. Außerdem ist Weiterbildung noch sehr stark vom individuellen Alter und formalen Bildungsstand abhängig. Daher seien Maßnahmen anzustreben, die den Zugang zu Weiterbildung erleichtern. Besonders im Hinblick auf den demographischen Wandel, also den steigenden Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung, sei die Einbeziehung von Personen ab 50 Jahren in die Weiterbildung ein drängendes Anliegen. Zum einen könne so die individuelle Beschäftigungsfähigkeit erhalten und verbessert werden, zum anderen könne dies auch für den Wissenstransfer zwischen den Generationen in der Arbeitswelt förderlich sein.
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