Kooperationsnetzwerke schaffen innovative Bildungsangebote

12.09.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Mangel an hochqualifizierten Fachkräften lässt Bildungsnetzwerke aus Unternehmen, Forschungs- und Bildungseinrichtungen entstehen.
Sogenannte "Cluster" sind vielfältige Kooperationsnetzwerke, in denen Wirtschaft, Forschung und Bildung eng zusammenarbeiten. Diese Netzwerke sind zentrale Foren für Innovation. Beispielsweise schaffen sie als Reaktion auf den Fachkräftemangel neue, auf den Arbeitsmarkt und die Bedarfe der Lernenden abgestimmte (Weiter-)Qualifizierungssysteme. Sie sind auf regionale, wirtschaftliche und technologische Schwerpunkte ausgerichtet und gehen dabei auch Bildungs- und Qualifizierungsaufgaben nach. Ein neuer Band aus dem Waxmann-Verlag beschreibt, wie die beteiligten PartnerInnen dabei vorgehen, um Innnovationen auf den Weg zu bringen. Ein Buch, das sich v.a. mit dem Hochschulsektor auseinandersetzt. Der Begriff "Weiterbildung", wie er in der Publikation verwendet wird, bezieht sich vor allem auf die hochschulische Weiterqualifizierung von Personen mit Berufsabschluss.

Didaktische Konzepte von Clustern
Die HerausgeberInnen der vorliegenden Publikation beschreiben Cluster als Foren und Orte von Innovationsprozessen, innovativen Bildungsangeboten und Lernformen. Unter innovativen Lernformen verstehen sie jene Bildungsangebote, die das Arbeitsleben der Lernenden und das Unternehmen als Lernort einbeziehen. Wie aber kann das gelingen? Eine in der vorliegenden Publikation ausgewertete OECD-Studie untersuchte Möglichkeiten dazu. Das Ergebnis sind besondere didaktische Angebote: Das "Work Based Learning (WBL)" bereitet Lernende bzw. Studierende auf ihre Beschäftigung vor.

Beispielsweise werden Praxisphasen in das Studium integriert oder DoktorandInnen in Unternehmen angestellt, wo sie in praxisorientierten Forschungs- und Entwicklungsprojekten promovieren. Manche Hochschulen betreiben sg. "Wissenschaftsläden", in denen Unternehmen Fragen und Probleme artikulieren können, welche in studentische Projekte einfließen. Ein weiteres didaktisches Konzept für eine gute Durchlässigkeit von der Berufs- zur Hochschulbildung ist das problembasierte Lernen. Dabei werden Realprojekte in das Studium integriert.

Anrechnung von beruflichen Qualifikationen
Cluster wollen vielfach die Durchlässigkeit im Bildungssystem - vor allem zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung - erweitern. Da es vor allem an hochqualifizierten Fachkräften mangelt, sollen beruflich ausgebildete Arbeitskräfte auf möglichst einfachem Weg tertiär weiterqualifiziert werden. Daher setzten sich Cluster vielfach mit der Anrechnung von im Beruf erworbenen Qualifikationen auseinander. So gibt es etwa Qualifikationsbünde zwischen Bildungseinrichtungen und Industrie- und Handelskammern. Im Zentrum deren Arbeit steht die Entwicklung und Implementierung von Verfahren zur Anrechnung von Kompetenzen, die in der beruflichen Praxis erworbenen wurden, für berufsbegleitende Studiengänge.

Beispiele für die Arbeit von Clustern
In der vorliegenden Publikation werden einige Cluster aus Deutschland vorgestellt und hinsichtlich ihrer Bedarfe und Maßnahmen in der Aus- und Weiterbildung beschrieben. Der Cluster MicroTEC Südwest beispielsweise stellt Mikrosystemtechnik her, die in vielen Geräten und alltäglichen Gebrauchsartikel gebräuchlich ist. Im naturwissenschaftlich-technischen Schulalltag kommen mikrosystemtechnische Themen aber kaum vor. Zudem gibt es einen Fachkräftemangel in diesem Bereich. Der Cluster setzt daher Maßnahmen wie Lernpatenschaften, um SchülerInnen für diesen Gegenstand zu interessieren.

Ein weiteres Beispiel: Der in der Photovoltaik-Branche tätige Cluster Solarvalley in Mitteldeutschland hat als Reaktion auf den steigenden Arbeitskräftebedarf ein länderübergreifendes integrales Bildungskonzept entwickelt, um die Qualifikationsansprüche zu gewährleisten. In diesem Konzept greifen die unterschiedlichen Qualifikationsniveaus ineinander und sind aufeinander abgestimmt: Berufliche Ausbildung (FacharbeiterIn), Absicherung akademischer Fachkräfte durch Fachhochschul- und Universitätsausbildung, DoktorandInnenausbildung, Weiterbildung verschiedener Zielgruppen und Motivation und Sensibilisierung von SchülerInnen für die Photovoltaik zählen zu den Maßnahmen.
 
Tertiäre Weiterbildung soll Fachkräftemangel entgegenwirken
Das Buch ist in seinem Aufbau und seinem Sprachgebrauch sehr wissenschaftlich und theoretisch orientiert. Die Cluster-Beispiele und ihre Bildungsaktivitäten und -bedarfe gewährleisten aber ein gewisses Maß an Anschaulichkeit. Die Inhalte bewegen sich vorwiegend im Bereich der Tertiärbildung, fallweise geht es auch um schulische Bildung und die frühzeitige Sensibilisierung von SchülerInnen. Der sekundäre Bildungssektor wird dabei ausgespart. Der Begriff "Weiterbildung", wie er in der Publikation verwendet wird, bezieht sich vor allem auf die hochschulische Weiterqualifizierung von Personen mit Berufsabschluss.

Sabine Globisch, Ernst A. Hartmann, Claudia Loroff, Ida Stamm-Riemer (Hrsg.) (2012): Bildung für Innovationen - Innovationen in der Bildung. Die Rolle durchlässiger Bildungsangebote in Clusterstrukturen. Münster: Waxmann. ISBN: 978-3-8309-2622-1. € 26,90, 170 Seiten


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